Blick hinter die Kulissen ergibt anderes Bild

Zum Bericht über den neuen Chefankläger der Staatsanwaltschaft Bonn, Jakob Klaas, der seit kurzem dieses Amt ausübt

 Jakob Klaas ist seit kurzem der neue Leiter der Bonner Staatsanwaltschaft.

Jakob Klaas ist seit kurzem der neue Leiter der Bonner Staatsanwaltschaft.

Foto: Kohls

Es ist ehrenwert, wenn der neue Leiter der Staatsanwaltschaft Bonn, Jakob Klaas, im General-Anzeiger die hohe Arbeitsbelastung betont und seine Mitarbeiter für ihr Engagement lobt. Das mag in Einzelfällen sicher auch berechtigt sein. Bei genauerem Blick hinter die Kulissen der Justitia bekommt man jedoch schnell ein anderes Bild.

Und wenn man am eigenen Leibe erlebt, wie das Landgericht Bonn unter fadenscheinigen Gründen eine offensichtlich berechtigte Klage abweist, weil die drei Richter sich erkennbar nicht mit der komplexen Materie beschäftigen möchten, dann ist das nicht Überlastung, sondern schlicht Faulheit.

Das Oberlandesgericht Köln hat in der Berufungsverhandlung zwar das Urteil aufgehoben und damit den Glauben an den Rechtsstaat gewahrt.

Aber ein sehr fader Beigeschmack bezüglich des Engagements von Richtern bleibt dennoch. Und was ist, wenn jemand nicht die Energie oder Ressourcen hat, in die Berufung zu gehen? Dann können solche Urteile Existenzen vernichten.

Das ist auch eine Realität, der sich der neue Chefankläger in Bonn stellen sollte. Dass auch Richter und Justizangestellte auf hohem Niveau jammern können, davon bin ich überzeugt. Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, dass es keine überlasteten und fleißigen Menschen im Gericht gibt. Aber vielleicht sollten wir das Thema doch etwas differenzierter angehen.

Prof. Dr. Christian Ernst, Bonn

Gut so. Das beschlich mich bei der Vorstellung des neuen Leiters der Bonner Staatsanwaltschaft Jakob Klaas im General-Anzeiger. Sympathisches Foto, kein grimmiger Anklägerblick, ein wichtiger Beitrag zum organschaftlichen Miteinander der Rechtspflegeorgane neben Richtern und Rechtsanwälten.

Merke: die alle, auch die Staatsanwälte, sind mit ihren Einstellungs- und Vergleichsmöglichkeiten der Streitvermeidung und dem Rechtsfrieden verpflichtet, und zwar von Gesetzes wegen. Warum muss dann "der neue Chefankläger" in die Überschrift? Das ist er nicht, sondern auch Chefeinsteller, wenn an der Sache nichts oder zu wenig dran ist, um sie anzuklagen.

Und das ist gut so, gerade wenn "die Belastung sehr, sehr hoch" ist, wie die Überschrift weiter verrät. Das gilt für alle Robenträger, denen auch da Augenmaß und Verständigung hilft.

Dr. Claus Recktenwald, Bonn

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