Bildung ist nicht umsonst zu haben

Zum Bericht "Schulunterricht überfrachtet - Lehrer in NRW beklagen lebensfremdes Lernen. Debatte um Abschaffung der Hausaufgaben" vom 29. Juli

Dass der Bildungserfolg in Deutschland vom Elternhaus abhängt, entspricht dem Schulgesetz des Landes. Dort wird die "partnerschaftliche Zusammenarbeit" von Schule und Eltern gefordert. Darauf basiert das System. Deshalb "reicht" auch ein Halbtagsschulsystem. Auch das G8 ist eine Sparmaßnahme, die rund 3000 Gymnasial-Lehrerstellen eingespart hat. Wenn nun Eltern ihren Job nicht machen können oder wollen, klafft ein großes Loch im System. Das müssen Profis füllen, und das ist teuer. Daran kommt niemand vorbei.

Außerdem leistet sich unser Land den "Luxus", auch die Vorschulbildung dem Belieben der Eltern zu überlassen. Während das eine Kind schulfähig mit Vorwissen und Motivation in die erste Klasse kommt, hat das andere im schlimmsten Fall nur vor der "Glotze" gesessen und interessiert hat das keinen. So kann Schule nicht funktionieren.

Wir alle müssen uns entscheiden - entweder wird mehr investiert, kontrolliert und eine Kita-Pflicht verbunden mit Tests eingeführt, um Sprach- und Bildungslücken schon vor der Schule zu finden und zu beheben, um den Eltern zu helfen und gegebenenfalls Druck zu machen -, oder wir hören mit dem Gejammer einfach auf und sagen, es sei eben Sache der Eltern, was aus den Kindern werde und Schluss.

Was natürlich mit den Menschenrechten der Kinder auf Bildung nicht vereinbar sein dürfte, aber zunächst billiger ist. Die Folgekosten für "Schul-Reha" am Berufskolleg, für Didaktik mit jungen Erwachsenen oder vergebliche Versuche, Bildungsverlierende ausbildungsfähig zu machen, sind allerdings auch teuer. Viele Betriebe finden keine Azubis, die einfach fit genug sind.

Tja, da müsste man halt früher ansetzen. Das nennt man investieren. Höhere Steuern sind anscheinend völlig undenkbar - zumindest für die Bildung. Eine Lehrplandiskussion reicht hier jedenfalls nicht.

Guido Bley, Königswinter

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