Bessere Bedingungen für sozialen Wohnungsbau nötig

Zum Artikel "Zu wenig neue Sozialwohnungen", erschienen am 9. September

 In der Straße "In der Grächt" in Bonn-Lengsdorf baut die Vebowag derzeit 49 öffentlich geförderte Wohnungen.

In der Straße "In der Grächt" in Bonn-Lengsdorf baut die Vebowag derzeit 49 öffentlich geförderte Wohnungen.

Foto: Kohls

Der Jammer wegen fehlender Sozialwohnungen wird - angesichts der Überschuldung der Kommunen und der Finanznot der kommunalen Einrichtungen - nicht enden, solange nicht andere Bedingungen für den sozialen Wohnungsbau geschaffen werden.

Ein Blick zurück: Wer hat denn nach den Verwüstungen des letzten Krieges wieder Wohnungen geschaffen? Es waren ja vor allem die "kleinen Leute", Arbeiter und Angestellte, Handwerker und Gewerbetreibende, kleine Beamte und Bäuerchen, die - einzeln oder in kleinen Genossenschaften - unter großen Mühen und mit viel Verzicht wieder Häusle mit Sozialwohnungen bauten, dank vernünftiger Wohnungsbaupolitik, Förderung und Gesetzgebung.

Daran fehlt es jetzt seit einigen Jahrzehnten. Kapital für lohnende Investitionen ist ja angeblich reichlichst vorhanden, hört man, aber es geht doch nicht in den unattraktiv gewordenen sozialen Wohnungsbau, sondern höchstens in Spekulationsobjekte, Eigentums- und Luxuswohnungen, die einen guten Markt finden und etwas bringen.

Die Förderung wurde schrittweise abgebaut, die finanziellen Belastungen durch Umwelt- und Energiepolitik wachsen ständig, und die Mieterschutz-Gesetzgebung, die sicher gegenüber Großfinanciers und Wohnbau-Haien unerlässlich ist, schreckt auch den letzten privaten Interessenten am preisgünstigen Wohnungsbau ab.

"Ich plage mich jahrelang mit der Finanzierung ab", sagte mir neulich ein Freund, "bin dann immer der böse Vermieter in den Augen anderer, habe in meinem Eigentum fast nichts mehr zu sagen und enteigne mich so letzten Endes noch selber."

Ich habe als Vertriebener mein halbes Leben anständig zur Miete gelebt, habe aber auch gelernt, mit dem Eigentum anderer Leute, das ich bewohne, verantwortungsbewusst umzugehen, als ob es meines wäre. Das hat sich ja heute offenbar weithin geändert.

Und noch eines: Die Politik sollte auch hier mit gutem Beispiel voran gehen. Wer von unseren sehr gut dotierten Landes-, Bundes- und Europa-Politikern hat denn schon mal eine Sozialwohnung gebaut?

Walter Scharnagl, Bonn-Bad Godesberg

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