Autobahn und Augenwischerei

Zum Artikel "Ennertaufstieg: Initiative lobt Pläne - Vereine erwarten erhebliche Entlastung für die Siebengebirgsorte. Brief an Verkehrsminister Dobrindt" vom 5. Mai.

Es ist ein beliebtes rhetorisches Mittel, dem politischen Gegner Lügen vorzuwerfen, um im gleichen Atemzug eben diese in die Welt zu setzen. Die angeblichen Fakten, die die Initiative "Verkehrsentlastung Siebengebirge" in ihrem Brief an Minister Dobrindt für die Südtangente aufführt, lassen sich durch das Studium der entsprechenden Gutachten leicht widerlegen.

So ist z.B. im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans nachzulesen, dass der Ennertaufstieg als vierspurige B 56, vergleichbar der B 42, in Bonn geplant ist und damit die Dimensionen einer Autobahn hat. Die genannten Ackerflächen sind Teil des Naturparks, den der Verschönerungsverein Siebengebirge (VVS) betreibt.

Und: Die Südtangente wurde aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen, weil mehrere Gutachten aus den 90er Jahren bewiesen hatten, dass die schweren Belastungen entlang der Trasse wegen der unzureichenden Entlastungswirkungen auf das bestehende Straßennetz nicht zu rechtfertigen sind.

An den Rahmenbedingungen hat sich bis heute nichts geändert und aus genau diesem Grund engagieren sich zahlreiche Betroffene gegen dieses nicht nur unsinnige, sondern auch noch unsinnig teure Projekt. So z.B. die rund 1400 Bewohner von Rauschendorf, die sich nicht nur fast einstimmig gegen die Südtangente ausgesprochen haben, sondern zudem sehr verwundert feststellen dürften, dass sie zu einer "privilegierten Minderheit" gehören.

Dagmar Ziegner, Königswinter Vorsitzende des Bürgervereins Rauschendorf-Scheuren

Der Artikel kann kaum den Anspruch auf Sachlichkeit erheben. Vielmehr handelt es sich eher um den Versuch, die Bürger zu täuschen und zu manipulieren. Zum Beispiel weist der Verein "Lebenswerte Siebengebirgsregion" nicht 5000, sondern bisher 7000 Unterschriften vor, und es kommen täglich neue dazu.

Darunter befinden sich durchaus Unterschriften der Bürger Königswinters. Selbst in Oberdollendorf hat sich eine Bürgerinitiative gegen die Planung der Fernstraße gebildet. Insofern kann von einer "kleinen Gruppe privilegierter Anwohner" nicht die Rede sein.

Die Demonstration des geplanten Verlaufs durch Stäbe, die einen Teil der Strecke kennzeichnen, als auch die Verdeutlichung der Geräuschbelästigung durch "Lautsprecher" sind für alle sehr beeindruckend.

Sie zeigen Konsequenzen, die dieser Verkehrsweg mit sich bringen würde, überzeugend auf. Diese Demonstration hat manchem Bürger die Situation beeindruckend vor Augen geführt. Dies blieb nicht ohne Einsichten und Konsequenzen in Hinsicht auf deren Meinungsbildung.

Tatsächlich sind die Bürger in Heisterbacherrott, Thomasberg, Dollendorf und Oberholtorf durch den Durchgangsverkehr sehr belastet. In dem Falle muss aber die Verhältnismäßigkeit gegenüber einer vierspurigen Fernstraße inmitten der Landschaftsschutzgebiete (z.B. eine vierspurige Überbrückung des Lauterbachtales) berücksichtigt werden.

Die Einsicht darüber, dass der Ennertaufstieg nicht die gewünschte Entlastung bringt, sondern vielmehr den Fernverkehr anzieht, müsste klar sein. Als Alternative sollte dringend ein sinnvolles Verkehrskonzept zur Verbesserung der Nahverkehrsbelastung angegangen werden. Das Naherholungsgebiet Ennert, Pleiser Hügelland und auch die linksrheinische Region, wie Venusberg, Ückesdorf u.a. sind ebenfalls betroffen.

So wird zum Beispiel das "Katzenloch" an dieser Stelle nicht untertunnelt werden können. Auch auf der linken Rheinseite gibt es reichlich Widerstand gegen das unsinnige Vorhaben. Der Bau sei, wie in dem Artikel dargestellt, eine in einem Trog verlaufende Bundesstraße. Das ist reine Augenwischerei. Vielmehr lässt sich keine Unterscheidung zu einer Autobahn finden.

Nicht zuletzt ist nicht nur an heute Betroffene, sondern auch an künftige Generationen zu denken und ein derart großräumiges Landschaftsschutzgebiet unter allen Umständen zu schützen und zu erhalten.

Inge Gassen-Fußhöller, Bonn

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