Augsburger Posse mit "Aphrodite" von Lüpertz

Zum Kommentar "Kunst und Kommune" von Thomas Kliemann vom 5./6. April.

 Markus Lüpertz 2001 im Augsburger Rathaus vor seiner Brunnenstatue "Aphrodite".

Markus Lüpertz 2001 im Augsburger Rathaus vor seiner Brunnenstatue "Aphrodite".

Foto: dpa

Eine kurze Anmerkung zu dem "Augsburg-Teil" im Leitartikel von Thomas Kliemann und der Rolle von Ellinor Holland. Denn auch dort spielte die Kommunalpolitik alles andere als einen positiven Part, sondern war für die sich über Monate hinziehende Aphroditen-Posse verantwortlich.

Die Verlegerin hatte nämlich keineswegs die Lüpertz-Figur als ihren Wunsch gestiftet, sondern - zum 100. Geburtstag ihres Vaters Curt Frenzel - der Stadt Augsburg eine Million Euro zur freien Verfügung geschenkt.

Das Geld hätte ausgegeben werden können für Soziales, Schulen, Ausbau des Curt-Frenzel-Eisstadions, Kunst - was immer die Stadt als sinnvoll ansehen würde. Daraufhin entschied der Stadtrat einstimmig, einen Brunnen in Auftrag zu geben als Ergänzung der Reihe von wirklich schönen Renaissance-Brunnen in der Maximilian-Straße.

Bei dieser Sitzung hatte ein Ratsmitglied den Namen Lüpertz in die Debatte geworfen. Und alle anderen nickten bedeutungsvoll - ja, ein "Lüpertz" solle es sein. Später erwies sich, dass kein einziger der Entscheidungsträger jemals eine Figur des Künstlers gesehen hatte. Auch kam niemand auf die Idee, wenigstens erst eine Zeichnung oder ein Modell anfertigen zu lassen.

Na ja, und dann stand die "Aphrodite" (ohne Brunnen-Unterbau) zur allgemeinen Besichtigung im Rathaus, und die bürgerliche Revolution brach aus. Ich erspare mir Einzelheiten des anschließenden "politischen Agierens". Tatsache jedenfalls war, dass die kunstbesessenen und tapferen kommunalen Volksvertreter nicht nur sofort einknickten, sondern - darüber hinaus - auch noch die Version verbreiteten, man habe doch nur der Verlegerin einen Gefallen tun wollen, sich selbst ein Denkmal zu setzen. So weit kommunalpolitischer Mut und tiefgehende journalistische Recherche (Letzteres war nicht auf Ihren Kommentar gemünzt).

Für die tapferen Schwaben besonders peinlich war damals, dass aus Düsseldorf das Angebot kam, man würde seinerseits die Statue gern nehmen und ihr quasi Asyl gewähren.

Ähnliches verlautete aus dem Berliner Kanzleramt, wo Gerhard Schröder mit den Worten zitiert wurde, der "Augsburger" Lüpertz würde sehr gut zu der bereits im Foyer stehenden Figur des Künstlers passen...

Übrigens: Die "Aphrodite" steht heute vor dem Verlagsgebäude der "Augsburger Allgemeinen".

Gisbert Kuhn, Bonn

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