Anwohner des Universitätsklinikums fordern Verkehrskonzept

Zum Artikel "Millionen-Investition auf dem Venusberg" vom 8. Mai.

 Baustelle Universitätsklinikum: Derzeit entsteht das Deutsche Zentrum für Neurogenerative Erkrankungen. Anwohner begrüßen die Erweiterung des Klinikums, beklagen aber den Verkehr.

Baustelle Universitätsklinikum: Derzeit entsteht das Deutsche Zentrum für Neurogenerative Erkrankungen. Anwohner begrüßen die Erweiterung des Klinikums, beklagen aber den Verkehr.

Foto: Kohls

Nur um es von vorneherein klar zu sagen: Ich habe bisher noch von keinem der hiesigen Anwohner gehört, dass er etwas gegen ein gut aufgestelltes Uni-Klinikum hat - inklusive eines modernen Eltern-Kind-Zentrums (ElKi) und eines Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Und ich schließe mich dem vorbehaltlos an: Wir unterstützen das Anliegen der Uni-Klinik, eine bestmögliche medizinische Versorgung (und Forschung) aufzubauen. Dies wurde bereits wiederholt in vielen Gesprächen - auch mit Prof. Holzgreve - betont.

In Ihrem Artikel tut nun aber eben dieser Leiter der Unikliniken Bonn (UKB) so, als seien die bereits angelaufenen (DZNE) und geplanten Maßnahmen (ElKi) auch verkehrstechnisch geradezu ein Segen für die Anwohner des Venusbergs. Dies halte ich als einer der vielen täglich betroffenen Anwohner gelinde gesagt für eine Verzerrung der Tatsachen.

Wie kann man denn wirklich Bürgerinnen und Bürgern, die schon seit mehr als fünf Jahren unter einem - nicht nur subjektiv wahrzunehmenden - Zuwachs von Verkehrsaufkommen zu leiden haben, ernsthaft einreden wollen, dass dies alles nichts mit den Bautätigkeiten und der Expansion der UKB zu tun hat? Wie kann man allen Ernstes eine Zahl in den Raum werfen, die suggeriert, dass die Umsiedelung des ElKi auf den Venusberg zu einem Abbau des Verkehrsaufkommens führt (20 000 Fahrten zwischen Kinderklinik und Venusberg pro Jahr fielen weg; das sind etwa 50 Fahrten pro Tag - und das soll Entlastung bedeuten?). Uns beschäftigen tagtäglich jetzt schon ganz andere Zahlen. Zahlen nämlich, die es mir schwer machen, zu bestimmten Uhrzeiten eine Straße zu überqueren, ohne länger als zwei Minuten auf eine Lücke zu warten, was noch vor zehn Jahren kein Problem gewesen wäre.

Georg Völzgen, Bonn-Venusberg

Kein Unternehmen in Bonn zieht so viel Verkehr an wie das Universitätsklinikum auf dem Venusberg, ohne jedoch Verantwortung für die aus dem hohen Verkehrsaufkommen resultierenden Probleme für Anwohner, aber auch für Mitarbeiter und Studenten sowie Patienten und Besucher zu übernehmen. Dass das Universitätsklinikum diese Verantwortung vermissen lässt, verhindert, dass wir als Anwohner bereit sind, ohne Verkehrskonzept die geplanten Baumaßnahmen mitzutragen und weitere Kompromisse einzugehen.

Die Aussage, dass sich im Zuge weiterer Baumaßnahmen die Verkehrssituation für die Anwohner auf dem Venusberg nicht signifikant verschlechtern, sondern im Gegenteil verbessern wird, trifft nicht zu. Das von dem Universitätsklinikum selbst beauftragte Verkehrsgutachten geht explizit von einer Zunahme des Verkehrsaufkommens aus (Zitat: "Bis zum betrachteten Zieljahr [...] wird erwartet, dass das Verkehrsaufkommen [...] erheblich zunehmen wird.").

Barbra Dreymann, Christoph Sartoris, Anwohner-Initiative Venusberg

Der Artikel ist eine einzige Lobeshymne auf den zu erwartenden Nutzen dieser Projekte. Niemand bestreitet, dass für medizinische Versorgung sowie Forschung und Lehre in den Bonner Universitätskliniken Investitionen und Modernisierungen absolut notwendig sind. Wir alle wissen, wie wichtig die Bonner Universitätskliniken für Bonn und die Region sind. Vergessen wird aber dabei, dass die Wege zu den Unikliniken mitten durch Wohngebiete führen.

Was in dem Artikel völlig kleingeredet wird, sind ausgerechnet die Anliegen und Sorgen der Anwohner vom Venusberg, aus Ippendorf, Poppelsdorf und Kessenich bezüglich der seit Jahren sehr stark wachsenden Verkehrsbelastung durch den immer stärker werdenden Verkehr zu und von den Universitätskliniken.

Ich selbst bin mit meiner Familie seit 14 Jahren direkter Anwohner in der Sigmund-Freud-Straße auf dem Venusberg. Allein in dieser kurzen Zeit haben wir als Anwohner einen exorbitanten Anstieg des Verkehrs, insbesondere in den Morgenstunden sowie am Nachmittag, beobachtet. Täglich fahren hier bis zu 10 000 Fahrzeuge an unserem Haus vorbei, so dass die Belastung durch konstanten Verkehrslärm, Abgase, Umweltverschmutzung enorm gestiegen und schon jetzt unerträglich geworden ist.

Zu bestimmten Tageszeiten ist es schier unmöglich, die Straße durch den Strom von Fahrzeugen zu überqueren, was für Kinder ganz besonders gefährlich ist. Es entstehen außerdem riesige Parkprobleme für die Anwohner, da Patienten, Besucher und selbst Mitarbeiter der Unikliniken Parkplätze in den Anwohnerstraßen in Anspruch nehmen.

Wie kann zudem Prof. Holzgreve behaupten, "die Verkehrssituation für die Anwohner auf dem Venusberg (werde sich) nicht signifikant verschlechtern"? Die zunehmende Verkehrsbelastung, die sich durch Neubaupläne und Renovierungsarbeiten noch verstärken wird, ist schon jetzt eine Realität, auf die wir Anwohner gegenüber der Stadt Bonn und den Universitätskliniken deutlich hingewiesen haben. Daher fordern wir Anwohner ein umfassendes Verkehrskonzept zur Reduzierung und besseren Steuerung des Verkehrs.

Frank Sohler, Bonn-Venusberg

Im Artikel zu den Bauvorhaben auf dem Venusberg schildern Sie eindrucksvoll den Ausbau der Universitätsklinik. Hinsichtlich der Verkehrssituation wird gesagt, sie werde sich "nicht signifikant verschlechtern". Das ist so aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar, wenn gleichzeitig von 400 Mitarbeitern die Rede ist, die ab Mitte 2016 dort beschäftigt sind.

Daher sollte bei aller Zustimmung für die erfolgreiche Entwicklung der Unikliniken die begleitende Weiterentwicklung der Infrastruktur nicht aus dem Auge verloren werden.

Martin Staßen, Anwohner der Unikliniken

Offensichtlich hilft all das Licht der Baukräne nicht über die Betriebsblindheit der Klinikverantwortlichen hinweg. Medizinfachlich mag der "weltweit" gute Ruf der Unikliniken gerechtfertigt sein. Auch kenne ich niemanden, der etwas gegen den Bau von ELKI und DZNE hätte. Die Gesundheit der Patienten aber ohne Not mit der der Anwohner zu verrechnen, ist meines Erachtens einer Klinik mit "weltweit" gutem Ruf nicht würdig.

Dabei passte doch alles unter einen Hut. Was spricht dagegen, im Bebauungsplanverfahren gegenüber der Stadt auf ein Verkehrskonzept zu dringen, das seinen Namen verdient. Nur so kann die gesetzlich geforderte Interessenabwägung ohne Rechtsfehler gelingen. Die Uniklinik tut sich mit dem Verzicht auf ein wirkliches Verkehrskonzept keinen Gefallen. Die Fertigstellungstermine werden nicht gehalten werden können.

Schon im vorläufigen Rechtsschutz wird das Votum der Verwaltungsrichter/innen glasklar sein. Weder eine unvollständige Sachverhaltsaufklärung bezüglich der Anwohnerbelange, noch einen Abwägungsausfall oder -fehler bei der Gewichtung der Anwohnerbelange werden von Gesetzes wegen geduldet.

Werner Hammen, Anwohner der Unikliniken

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