Altes Totschlagargument

Zum Interview mit Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler vom 8. Juli

Die Argumentationslinie von Herrn Tengler ist ärgerlich. Hier wird mit dem alten Totschlagargument argumentiert: Wenn wir keine neuen, breiten Straßen bauen, droht der Verlust von Arbeitsplätzen, und der Wirtschafts-Standort geht den Bach runter.

Die Wirtschaftskraft der Region hängt nicht an einer neuen Ost-West-Verbindung und auch deren Wettbewerbsfähigkeit ist dadurch nicht gefährdet. In allen Ballungsregionen gibt es Staus. Es sind vor allen Dingen die Pendlerstaus, die Verkehrsprobleme verursachen, nicht die Verkehrsbelastung durch die mittelständische Handwerkerschaft.

Hier geht es um das komplette Umdenken, was die Verkehrspolitik angeht mit dem Schwerpunkt auf Ausbau und Umstrukturierung des ÖPNV, aber letztlich um Veränderung von Gewohnheiten was den motorisierten Individualverkehr angeht. Die Zukunft hält ganz andere Herausforderungen bereit, so wird beispielsweise der Fachkräftemangel ein viel größeres Problem sein als die Frage, welcher Handwerkergeselle von wo mit dem Auto am schnellsten auf welche Rheinseite kommt.

Die Lebensqualität einer Region, hängt nicht allein von der Anzahl und Breite seiner Straßen ab, das ist Denken aus der Vergangenheit. Die Lebensqualität einer Region und deren Bevölkerung wird noch von vielen anderen Faktoren bestimmt, wobei der Erhalt einer intakten Natur sicherlich in vorderster Linie dazugehört.

Uwe Labatzki, Bonn

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