"AfD und CDU nicht so weit voneinander entfernt"

Zur Landtagswahl in Sachsen

 Werbespezialisten entfernen in Großenhain ein Großplakat der CDU mit dem Bild des Wahlsiegers Stanislaw Tillich.

Werbespezialisten entfernen in Großenhain ein Großplakat der CDU mit dem Bild des Wahlsiegers Stanislaw Tillich.

Foto: dpa

Ich befürchte, dass diejenigen, die die AfD auf reinen Rechtspopulismus zu reduzieren versuchen, recht kurzsichtig denken, beziehungsweise damit nur ihre Unbeholfenheit ausdrücken. Die meisten Themenschwerpunkte der AfD fanden sich noch vor nicht allzu langer Zeit auch bei der CDU wider, ohne dass diese jemals als rechtspopulistisch bezeichnet worden wäre. Interessant ist auch, dass viele der Wähler, die die CDU über die letzten Jahre verloren hat, sich bei der AfD wiederfinden, womit diese eindeutig nicht nur am rechten Rand fischt, wie man es gerne vermitteln möchte.

Sollte sich die AfD tatsächlich nicht selbst demontieren, so wie es die Piraten vorgemacht haben, sondern sich in der Parteienlandschaft etablieren, dann könnte es der CDU mit der AfD ähnlich ergehen wie der SPD mit der Linken.

Die CDU täte in ihrem eigenen Interesse gut daran, wenn sie den äußerst weitsichtigen Rat von Herrn Bosbach ernst nimmt, sich einer Diskussion mit der AfD stellt und gewisse Themen wieder für sich "entdeckt" und besetzt.

Thomas Tjart, Swisttal

"Disparate Geister", "angebliche "Alternative" - Norbert Wallets Kommentare zur AfD, die ja auch gerne mal als antieuropäisch oder (rechts)populistisch bezeichnet wird, sind ja fast noch zahm - und dennoch daneben. Blickt man in die Wahlprogramme der AfD, findet man viele vernünftige Vorschläge und wenig Populismus: eine schlankere EU, die sich nicht in Details einmischt, ein Euroraum, in dem nicht wenige große Zahler die finanziellen Schieflagen der anderen ausgleichen müssen, ein Arbeitsrecht für Asylanten (viele sind hoch qualifiziert, aber sie werden hier in Baracken eingepfercht anstatt dass man sie dieses Land mitgestalten lässt). Da würde ich Populismus eher den großen Volksparteien vorwerfen: Pkw-Maut, Mindestlohn, Vorziehen des Renteneintrittsalters.

Dass ich die AfD dennoch nicht gewählt habe, liegt an ihrem konservativen Familienbild und der Betonung christlicher Werte. Aber da ist die CDU auch nicht besser.

Dr. Sven Maertens, Bonn

Wenn Europa sich in Wahnideen verrennt (wie zum Beispiel in Gender Mainstream), oder Anfälle von Regelungswut erleidet (wie zum Beispiel das Glühbirnenverbot), oder gar Brüche von völkerrechtlichen Verträgen produziert (wie etwa bei der sogenannten Eurorettung), dann darf man sich nicht wundern, und es ist sogar gut so, dass sich auf allen politischen Ebenen (Kommunen, Länder, Bund) Gegenkräfte (wie zum Beispiel die AfD) formieren, die den europäischen Verirrungen ein "So nicht!" entgegensetzen. Das werden über kurz oder lang auch diejenigen erkennen, die jetzt noch meinen, die Gegenkräfte verteufeln zu müssen. Der politische Wert von Europa als friedenssichernde Macht bleibt dabei unbestritten.

Dr. Heiner Lichtenberg, Bonn

Nach dem augenscheinlich imposanten Abschneiden der AfD in Sachsen sollte man nunmehr das Wahlergebnis zum Anlass nehmen, journalistisch die Bundesbürger über diese Partei aufzuklären.

Der AfD-Guru Bernd Lucke sagte im Wahlkampf in Sachsen, wie es im ZDF bei "Frontal 21" zu sehen war, dass 60 000 Notrufe (folglich Wahl der Telefonnummer 110 und 112) von den jeweiligen Notstellen im Bundesland nicht angenommen worden seien.

Diese Zahl stellte sich gleichwohl als wahrheitswidrig heraus und ist in Sonderheit deshalb wirklichkeitsfremd, weil diese Horrorzahl naturhaft publizistisch ausgeschlachtet worden wäre. Offenkundig sind vornehmlich Desinformation und Populismus die Mittel zum Zweck, um eine Partei zu etablieren, die vernunftwidrige Politik in Deutschland einführen möchte.

Peter Gmys, Bornheim

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