2014 im Stadtbezirk Hardtberg Zwei Badeunfälle ereigneten sich in 24 Stunden

DUISDORF · Wenn es um Schwimmbäder geht, pflegt man in Bonn meistens über Schließungen und Kosten zu diskutieren. Im Hardtbergbad war das in diesem Jahr anders. Am 20. und 21. Mai ereigneten sich innerhalb von 24 Stunden zwei identische Badeunfälle, die auch im Rückblick mysteriös bleiben.

 Das Becken: Die Kinder versanken in etwa da, wo die Fähnchen hängen. Dahinter fällt der 1,20 Meter tiefe Nichtschwimmerteil langsam bis auf 3,50 Meter ab. Stadtsprecherin Monika Hörig und Sportamtsleiter Martin Herkt fanden auch keine Erklärung.

Das Becken: Die Kinder versanken in etwa da, wo die Fähnchen hängen. Dahinter fällt der 1,20 Meter tiefe Nichtschwimmerteil langsam bis auf 3,50 Meter ab. Stadtsprecherin Monika Hörig und Sportamtsleiter Martin Herkt fanden auch keine Erklärung.

Foto: Rolf Kleinfeld

Zuerst waren es zwei Mädchen im Teenager-Alter, die plötzlich unter Wasser gerieten und sich nicht mehr bewegten. Am Tag darauf passierte das Gleiche einem 15-jährigen Jungen. Und zwar an genau derselben Stelle, nämlich dort, wo der Nichtschwimmerbereich langsam in tieferes Wasser abfällt.

In beiden Fällen wurden die Betroffenen gerettet, dank der Geistesgegenwart des Badpersonals. Die Mitarbeiter holten die Jugendlichen, die offensichtlich nur schlecht oder gar nicht schwimmen konnten, aus dem Wasser und reanimierten sie. Das Hallenbad wurde zwecks Ursachenforschung erst mal geschlossen.

Zwar konnten alle drei Opfer des Badeunfalls schnell wieder das Krankenhaus verlassen, trotzdem setzte daraufhin eine Sicherheitsdiskussion ein, in deren Folge das Freibad auf dem Hardtberg erst einmal geschlossen blieb, weil die Stadtverwaltung nicht genügend ausgebildetes Fachpersonal hatte, um alle Freibäder wie gewohnt zu betreiben.

Über die Ursache der beiden Badeunfälle konnte nur spekuliert werden. "Wir stehen vor einem Rätsel", sagte Sportamtsleiter Martin Herkt damals. In dem Becken gebe es keinen Abfluss, der die Jugendlichen vielleicht unter Wasser gesogen haben könnte, so wie es in Urlaubspools schon passiert ist. Die Opfer scheinen beim Planschen auf den schmalen Grat gekommen zu sein, der den Nichtschwimmer- vom Schwimmerteil trennt. Und dort sind sie offenbar weggerutscht.

"Das Personal hat vorbildlich gehandelt, was umso mehr zu würdigen ist, als ihnen der Schreck noch vom Vortag in den Gliedern steckte", erklärte Herkt. Das Rotationsprinzip, nach dem die Stadt die Freibäder wegen des Personalengpasses öffnen wollte, kam dann doch nicht zum Zuge. Weil sich noch Bademeister fanden, die kurzfristig eingestellt wurden, konnten auch in diesem Jahr alle Freibäder in den Sommerferien öffnen. Doch die Schließungsdebatte ist noch lange nicht zu Ende.

Riesige Hilfe für syrische Großfamilie

Die Idee war kühn und wurde mit Hilfe vieler in die Tat umgesetzt: Der auf dem Brüser Berg lebende Wirtschaftsinformatiker Ahmad Kiwan (38) holte seine Familie und deren Kinder aus dem Kriegsgebiet in Syrien nach Deutschland. Und im Stadtbezirk Hardtberg begann eine grenzenlose Solidaritäts- und Hilfsaktion für die fast 30 eingereisten Flüchtlinge.

Spendenaufrufe fielen bei den Bürgern auf fruchtbaren Boden, Künstler versteigerten ihre Werke zugunsten des Netzwerks Syrienhilfe der katholischen Kirchengemeinde, Schüler vieler Schulen sammelten Geld, das Bistum spendete allein 30 000 Euro und Bürger verschafften den Kiwans Jobs, damit sie sich etwas hinzuzuverdienen konnten. Andere halfen bei der Wohnungssuche oder packten praktisch mit an. Die Spendenbereitschaft übertraf alle Erwartungen. Bis Ende August kamen rund 120 000 Euro zusammen. Als Dank wurden die Helfer zu einem Grillfest mit syrischen Spezialitäten eingeladen.

Filmreife Flucht eines 23-Jährigen

Wie im Film verlief die Flucht eines 23-Jährigen, den die Polizei am 25. März in seiner Erdgeschosswohnung in Duisdorf verhaften wollte. Als die Beamten vor seiner Tür standen, sprang der junge Mann auf der Rückseite aus dem Fenster, wo schon weitere Polizisten warteten. Der 23-Jährige sprang über einen Zaun und verletzte sich dabei, so dass 20 Meter weiter die Flucht zu Ende war. Aufgeben wollte er immer noch nicht und schlug einen Polizisten. Der Mann, der wegen schweren Raubes eine Reststrafe von 320 Tagen absitzen muss, kam in die Justizvollzugsanstalt.

Meßdorfer Feld wurde zum Streitthema

Über Beton im Meßdorfer Feld kann man trefflich streiten: Das "Grüne C" hat nirgendwo so viele Gegner gehabt wie in den Orten rund um das Feld. Als dann noch bekannt wurde, dass allein die aufgestellten Beton-Elemente 85 000 Euro kosten sollten, machte die Bürgerinitiative mobil und versuchte die "Station" zu verhindern. Sie demonstrierten mit Pappkartons, wie dieser 2,70 Betonhaken im Feld wirken würde. Die Politiker sprachen sich tatsächlich gegen das Beton-Ungetüm aus, legten dann aber eine Rolle rückwärts hin und genehmigten eine kleinere Version. Damit schrumpfte das Element auf Sitzbankgröße, was vielen Bürgern aber auch nicht gefiel. Ein Graffiti-Sprayer trieb im November sein Unwesen und besprühte Infotafeln und Wegweiser.

Stop-and-Go in Duisdorf

Die Autofahrer waren nicht zu beneiden, und auch für Radler und Fußgänger war es in Duisdorf nicht viel besser: Erst war es der Bahnübergang an der Bahnhofstraße, der wegen des zweigleisigen Ausbaus der Bahnstrecke bis Witterschlick während der Sommerferien gesperrt war, danach bekam die Bahnhofstraße im Oktober eine neue Fahrbahndecke, weshalb in Richtung Lessenich erneut einen Monat lang nichts mehr ging für Autofahrer.

Mitte November dann die nächste Hiobsbotschaft: Der Bahnübergang am Weck-Werk wurde geschlossen. Und an eine Öffnung ist erst mal nicht zu denken, die Bahn will ihn wegen Sicherheitsmängeln bis 15. März weiter sperren und am liebsten gar nicht mehr aufmachen. Hinter den Kulissen wird deshalb heftig verhandelt.

Personalien

Runde Geburtstage feierten Ex-Bezirksbürgermeister Gerhard Lorth (70), Geschäftsmann Dieter Pinsdorf (70) und Hermann Federschmidt (90), Oberhaupt der Duisdorfer Pfadfinder.

Ehrungen: Die Hardtbergmedaille erhielten der frühere Pastor an St. Rochus, Benno Leiverkus, und Melitta Nonn für ihre Kulturarbeit auf dem Brüser Berg. Der TKSV zeichnete Waltraud Muszynski mit dem Duisdorfer Esel aus. Petra Thorand wurde als Bezirksbürgermeisterin für weitere fünf Jahre gewählt. Barbara Naß trat aus der SPD aus, behielt aber ihr Mandat im Bezirksparlament. Helene Fuhrmann wurde Chefin der Polizeiwache Duisdorf, Jean-Pierre Zaun Leiter des Abenteuerspielplatzes auf dem Brüser Berg.

Verstorben: Heimatforscher Ewald Geilen (86) im Oktober, tik-Urgestein Lothar Zernott (78) im Mai.

Die Kriminalstatistik

Der Hardtberg ist ziemlich sicher: Bei der Kriminalstatistik 2014 fiel besonders der Rückgang bei der Gewaltkriminalität um 22 Prozent auf 85 Fälle auf, ebenso die Straßenkriminalität und die Raubdelikte, bei denen die Polizei im vergangenen Jahr 18 Fälle weniger registrierte, was einem Rückgang von 33,3 Prozent entspricht. Allerdings: Bei den Einbrüchen bleibt das Niveau hoch, es wurde eine Zunahme um 23 Fälle auf 189 Einbrüche festgestellt.

Auch das passierte

Weil die Straßenschilder im so genannten Widerstandsviertel in Duisdorf ausgeblichen und nicht mehr lesbar waren, ließ die Stadt sie auswechseln. Dabei schlug der Druckfehlerteufel zu. Ossietzky war "Parzifist", Goerdeler "Wiederstandskämpfer". Kaum ein Schild war fehlerfrei. Als das auffiel, entschuldigte sich die Stadt und tauschte die Schilder aus. Die Pannen waren im Bemühen, die Schilder so schnell wie möglich zu ersetzen, passiert.

Chronik

Januar

  • 225 Flüchtlinge sollen in ein Bürohaus an der Rochusstraße ziehen, doch die Stadt nimmt wieder Abstand davon. In Sachen Ausgleichsbeträge gewinnen zehn Eigentümer eine Klage und müssen weniger Geld für die Wertsteigerung ihrer Häuser in Duisdorf bezahlen.

Februar

  • Der 1. SF Brüser Berg steht vor der Insolvenz. Der Einzug der letzten 92 Mieter in die Grüne Mitte in Duisdorf beginnt, damit ist dieses Wohngebiet entlang der Bahnlinie nun belegt.

März

  • Protest in der Uhlgasse in Lengsdorf: Anwohner befürchten, dass durch einen Neubau "Straßenschluchten" entstehen. Der Verkauf des Martin-Bucer-Hauses in Medinghoven ist perfekt.

April

  • Eine Serie von Kleinbränden beunruhigt wieder die Bewohner in Medinghoven.

Mai

  • Tauziehen um den Neubau eines Geschäftshauses mit Arkadengang in der Rochusstraße. Die Duisdorfer Jugendfeuerwehr feiert ihr 50. Bestehen mit einem Fest.

Juni

  • Eine Lichtinstallation zur Kirchennacht zieht viele Gläubige nach St. Rochus. Die Stadt beginnt mit dem Markieren der ersten Fahrradstraßen. Wieder kommt es zu Vandalismus auf dem alten Duisdorfer Friedhof.

Juli

  • Die neue Rettungswache in Lengsdorf wird eingeweiht, mit fünfmonatiger Verzögerung. Sie kostete rund zwei Millionen Euro, 610 000 Euro mehr, als zuerst eingeplant.

August

  • Das Demenzzentrum für 80 Bewohner Im Mühlenbach im Lengsdorf wird eingeweiht.

September

  • Im Rathaus wird giftiges Benzol festgestellt und das Bürgeramt geschlossen. Die Matthäikirche weiht ihr neues Gemeindezentrum für 1,8 Millionen Euro ein. Die Boulebahn in der Borsigallee auf dem Brüser Berg wird eröffnet.

Oktober

  • Eine neue Behörde kommt: Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt zieht ins Verbändezentrum am Telekom Dome.

November

  • Die Bürger im Blumenviertel machen Front gegen die Lastwagen, die zum Gewerbegebiet am Nelkenweg durch die Wohngebiete fahren.

Dezember

  • Nach fünf Jahren Planung platzen die Pläne zur Bebauung des Burgweiher-Carrés, weil die Finanzierung des Investors nicht aufgeht. Bürger gründen ein Partnerschaftskomitee für die Städtefreundschaft mit Villemomble. Die Deutsche Annington lässt ihre Wohnblocks in Medinghoven durch Video überwachen.
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