2014 an Rhein und Sieg Der Kampf um die Kunden

Sankt Augustin · Der Bau der neuen Huma-Shopping-Mall in Sankt Augustin war 2014 eines der beherrschenden Themen. Die Nachbarn Siegburg und Troisdorf haben Klage eingereicht, sie fürchten die Konkurrenz - doch auch ihre Zentren entwickeln sich weiter.

Vor zehn Jahren hätte wohl jeder Sankt Augustiner, dem man eine blühende Geschäftswelt im Zentrum versprochen hätte, nur milde gelächelt. So abgehalftert wirkte das Huma-Einkaufszentrum aus den 70er Jahren, das einst Maßstäbe gesetzt und viele Kunden aus dem gesamten Rheinland angezogen hatte. Und so aussichtslos schienen die Pläne, aus der alten eine neue, schöne Einkaufswelt zu machen. Noch ist sie nicht eingerichtet, aber sie ist auf dem besten Weg dahin, nach zähen, kontroversen, aber auch konstruktiven Verhandlungen und Gesprächen zwischen Stadtplanern, Bürgermeister Klaus Schumacher und dem Investor, der Jost Hurler Beteiligungsgesellschaft.

Richtfest für den Rohbau des ersten Bauabschnittes ist schon im November gefeiert worden. Im September 2015 soll der erste Bauabschnitt fertig sein. Dann werden weitgehend die Mieter aus dem alten Gebäude umziehen, die auch jetzt schon Mieter sind. Anschließend wird das alte Center abgerissen, um einem zweiten neuen Gebäude zu weichen. Im Herbst 2017 soll eine der modernsten Shopping-Malls mit 140 Shops, rund 2800 Parkplätzen, mit geschossübergreifenden Eingängen, Großzügigkeit und lichter Offenheit schließlich komplett geschaffen sein. Dann werden in dem dreigeschossigen Einkaufscenter knapp 40 000 Quadratmeter Verkaufsfläche im Angebot und mehr als geschätzt 120 Millionen Euro ausgegeben sein.

Welche zusätzlichen neuen Marken ab November 2015 in Sankt Augustin zu kaufen sein werden, darüber schweigen sich die Macher noch aus. Man sei mitten in den Verhandlungen. Sicher ist: Das so wichtige Bekleidungssortiment wird rund 17 200 Quadratmeter Verkaufsfläche und vor allen Dingen auch hochwertige Ware umfassen.

Doch es geht nicht alleine um eine schöne neue Einkaufswelt für die Stadt. Es wird auch für die Infrastruktur im Zentrum einiges getan. Bereits im Januar/Februar soll die komplett umgebaute und barrierefreie Stadtbahnhaltestelle "Sankt Augustin Zentrum/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg" (ehemals "Markt") fertig sein. Am Bahnsteig entstehen gerade zwei Aufzüge. Zudem wird das alte Brückenbauwerk durch ein neues ersetzt.

Der Haupteingang wird künftig am Augustiner Markt platziert sein. Auch von der Südstraße ist das Shopping-Center zu erreichen, von dort allerdings nur noch mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Für die Autos wird die Zufahrt geschlossen. Lediglich die Anlieferung wird von dort aus gesteuert werden. Im Fokus ist auch ein bessere Anbindung der vor kurzem renovierten Südarkaden an den Huma-Komplex. Aber das ist noch wenig konkret. Mitten in der Planungen ist dagegen eines der wichtigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Zusatzprojekt - die sogenannte Ost-West-Spange. Dabei handelt es sich um eine Verbindungsstraße von der B 56 unter der Stadtbahnlinie hindurch zum Kreisel am Techno-Park an der Rathausallee. Es ist die erste barrierefreie Querungsmöglichkeit im Zentrum, und sie ist deshalb so wichtig, weil sie den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr im Sankt Augustiner Zentrum entzerren soll, und zwar mit Unterstützung eines Verkehrsleitsystems.

Beides finanziert der Investor mit, ebenso wie den Umbau der Haltestelle "Zentrum". Die neue Spange wird hinter dem Busbahnhof, der mittelfristig auch barrierefrei umgebaut wird, von der Bonner Straße abzweigen. Unabdingbar für Stadtverwaltung und Politik ist, dass die Straße zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts (Ende 2015/ Anfang 2016) gebaut ist. Laut Vertrag mit dem Bauträger, den Stadtwerken Bonn, "soll" das zumindest so geschehen. Voraussichtlich im Sommer soll Baubeginn sein.

Während man sich in Sankt Augustin über die Entwicklung des Zentrums freut, schauen die Nachbarn Siegburg und Troisdorf ganz genau hin. Sie befürchten, dass zu viel eigene Kaufkraft nach Sankt Augustin abfließen könnte. Die Größe der Mall bereitet ihnen Kopfzerbrechen.

Gleichwohl verzeichnet Sankt Augustin eine Kaufkraftbindung von gerade einmal etwas mehr als 50 Prozent, was etwa in Siegburg mit mehr als 100 Prozent deutlich besser aussieht. Die Kreisstadt konnte zudem in diesem Jahr mit "Liebeskind" (Eröffnung war Anfang Dezember) und der Textilkette "H & M" (soll im Herbst 2015 eröffnen) zwei namhafte Neuansiedlungen verkünden. Ab 2016 soll ein Neubau für "Peek & Cloppenburg" folgen. Troisdorf hat bereits Ende 2013 eine neue Einkaufsgalerie eingeweiht.

Obwohl sich ihre eigenen Zentren weiterentwickeln, klagen die Städte gegen die Dimension des Huma-Neubaus. Konkret geht es um die Größe der Textil-Verkaufsfläche. Siegburg und Troisdorf wollen, dass sie abgespeckt wird. Vor dem Oberverwaltungsgericht Münster läuft ein Normenkontrollverfahren gegen den Bebauungsplan, vor dem Verwaltungsgericht Köln ein Verfahren gegen die Baugenehmigung. Die Klagebegründungen liegen seit Kurzem vor.

Es hat auch Vermittlungsversuche gegeben, unter anderem unter der Moderation des neuen Landrates Sebastian Schuster. Auch Hurler selbst ist auf die Stadt Siegburg zugekommen. Aber alle Einigungsgespräche scheiterten.

Unabhängig davon drehen sich die Kräne unermüdlich über dem Sankt Augustiner Zentrum, wo jede Menge passiert ist: So konnte das neue Quartier auf dem ehemaligen Tacke-Areal in diesem Jahr Eröffnung feiern. Zuletzt bezog dort die Regionalfiliale der Kreissparkasse ihre neuen Räume. Mit dem Bau des geplanten Seniorenwohnheims mit insgesamt 80 Pflegeplätzen und 40 Appartements soll nach Auskunft der Stadtverwaltung Ende Januar/Anfang Februar begonnen werden. Das war indes schon Anfang 2014 geplant. Allerdings war zuvor der damalige potenzielle Betreiber, die SV Group, abgesprungen.

Die Gebäude für das Studentenwohnheim an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sind schon zum Teil bezogen, das Ronald-McDonald-Haus für Familien mit schwer kranken Kindern an der Kinderklinik ist eröffnet. Einem weiteren Seniorenpflegeheim an der Rathausallee auf dem Parkplatz gegenüber der Adenauer-Stiftung hat der Stadtrat seine Zustimmung erteilt. Es bleibt Bewegung im Zentrum.

Die Kommunalwahl an Rhein und Sieg

Sie war das beherrschende Thema der ersten Jahreshälfte: die Kommunalwahl. Am 25. Mai wurden in NRW die Räte und meisten Bürgermeister gewählt, am 15. Juni folgten Stichwahlen. Was die Wahl an Rhein und Sieg verändert hat? Auf den ersten Blick brachte sie nicht viel Neues. Die CDU konnte ihre Vormachtstellung behaupten oder - wie in Niederkassel - sogar zur absoluten Mehrheit ausbauen. Die SPD stabilisierte sich nach dem Katastrophenjahr 2009, und die FDP verlor auch auf kommunaler Ebene an Wählergunst. Und doch ist es für die CDU mancherorts schwieriger geworden zu reagieren.

Beispiel Sankt Augustin: Die CDU-FDP-Koalition verlor ihre Mehrheit. Andere Partner fanden die Christdemokraten nicht, so dass sie nun im Rat von einer "Ampel" überstimmt werden können. Zwar haben SPD, Grüne und FDP formal keine Koalition gebildet, doch nutzen sie, je nach Thema, ihre Mehrheit. Aufgrund der Schwäche der FDP verlor auch die Hennefer CDU ihren Partner. Sie versuchen es nun mit den Unabhängigen im Rat. In Troisdorf hat Schwarz-Grün nur noch mit der Stimme von Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski eine Mehrheit.

In der Kreisstadt Siegburg verlor die CDU nach Jahrzehnten ihre absolute Mehrheit und bildete eine Koalition mit der FDP, die zuvor kräftig opponiert hatte. Rein rechnerisch wäre das Bündnis nicht unbedingt nötig gewesen, weil der CDU nach der Wahl doch noch eine eigene Mehrheit in den Schoß fiel, wenn auch eine hauchdünne. Möglich machte es Detlev Krause, der von der SPD zur CDU überlief und deshalb reichlich Prügel bezog.

Bei den Bürgermeisterwahlen gab es nur in Neunkirchen-Seelscheid eine Überraschung: Dort setzte sich die 34-jährige Sozialdemokratin Nicole Sander aus dem Stand gegen den langjährigen Amtsinhaber Helmut Meng (CDU) durch. Sander ist (neben Renate Offergeld aus Wachtberg) eine von zwei Bürgermeisterinnen im Kreis. In 17 Kommunen wird das Amt von Männern ausgeübt.

In Niederkassel marschierte Stephan Vehreschild (CDU) mit 65 Prozent der Stimmen in Wahlgang eins durch - eines der besten Ergebnisse im Kreis. Relativ unaufgeregt kamen der Sankt Augustiner Klaus Schumacher und der Hennefer Klaus Pipke (beide CDU) wieder ins Amt. Letzterer wurde lange als Nachfolger von Landrat Frithjof Kühn gehandelt, entschied sich aber doch, seiner Stadt treu zu bleiben.

In Siegburg investierte Bürgermeister Franz Huhn eine Menge in den Wahlkampf und war über Monate scheinbar omnipräsent, gerade im Zusammenhang mit der 950-Jahrfeier. Gegenüber der Wahl 2009 büßte er jedoch einige Prozentpunkte ein. Mit 58 Prozent der Stimmen erzielte er aber immer noch ein deutliches Ergebnis. Die 42 Prozent von Herausforderer Stefan Rosemann gelten als Achtungserfolg. Der Sozialdemokrat ließ sich vom Rat zum zweiten Vizebürgermeister wählen.

In Troisdorf benötigte Klaus-Werner Jablonski einen zweiten Wahlgang, um wiedergewählt zu werden. Der CDU-Mann setzte sich knapp gegen Frank Goossens von der SPD durch.

Fall Sandra D.: Eitorfer zu elf Jahren Haft verurteilt

Seit mehr als zwei Jahren ist Sandra D. aus Eitorf-Bach spurlos verschwunden. Inzwischen sieht es das Bonner Landgericht als erwiesen an, dass die Mutter eines erwachsenen Sohnes und einer kleinen Tochter nicht mehr lebt. Getötet von ihrem Ehemann Dirk D. Obwohl der 41-Jährige bis zuletzt seine Unschuld beteuert hat und obwohl die Leiche seiner Frau bis heute nicht gefunden wurde, hat die Bonner Schwurgerichtskammer ihn Anfang Juli zu elf Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt. Sein Verteidiger hat Revision angekündigt.

Es war ein reiner Indizienprozess, an dessen Ende für das Gericht indes feststand, dass der Krankenhauskoch seine Ehefrau im September 2012 nach einem gescheiterten Versöhnungsversuch tötete. Sandra D. wollte ihren Ehemann damals verlassen, mit ihrer Tochter in eine eigene Wohnung ziehen. "Aus Wut, Verärgerung und Enttäuschung hat er ihr einen Stoß versetzt", so Richter Josef Janßen. Nach dem Treppensturz habe er versucht, seiner Frau das Genick zu brechen und sie letztlich auf dem Ehebett so lange gewürgt, bis sie tot war. So hat es der 41-Jährige seiner neuen Freundin gestanden. In Gesprächen, die die Polizei aufzeichnete und die im 2013 zu seiner Verhaftung führten.

Vor Gericht behauptete der Koch, diese Version erfunden zu haben, wegen der" Gelüste der neuen Frau an seiner Seite". Das kaufte das Gericht ihm nicht ab. Aber es glaubte nicht, dass er die Leiche von Sandra D. zerstückelt und im Krankenhausmüll entsorgte. Es fehlten Spuren im Haus. Die Richter glauben, dass die Tote "bei Nacht und Nebel weggebracht" und irgendwo im Wald vergraben wurde. Der Vater der Tochter der Toten sagte am Ende des Prozesses: "Für viele ist es vorbei. Aber für sie hat es noch gar nicht richtig begonnen."

Landschaftsprojekt der "Regionale 2010" stößt auf geteiltes Echo

Es bleibt umstritten, das sogenannte "Grüne C". Auch nach der Fertigstellung des Landschaftsprojektes unter dem Dach der "Regionale 2010" scheiden sich daran die Geister. "Rausgeschmissenes Geld", meinen die Kritiker. Von "einer einmaligen Chance für die Kulturlandschaft der Region", sprechen die Befürworter, von einem "aufgebauschten Projekt" spricht der Steuerzahlerbund und kritisiert die Geldverschwendung vor allem für die teuren Betonelemente, die eingerichtet worden sind, um den Wiedererkennungswert zu erhöhen, Unterstände zu schaffen und ein Leitsystem zu etablieren. Einmal abgesehen von Sinn oder Unsinn dieser Elemente, ist so einiges schiefgelaufen bei der Einrichtung: So sind Richtungspfeile angebracht worden, die in die falsche Richtung zeigen und im Asphalt eingelegte Betonplatten wiesen an den Rändern tiefe Spalten auf - eine Gefahr für Radfahrer.

Insgesamt stellt sich das rund 25 Millionen Euro teure Projekt mit seinen vielen Einzelprojekten aber auch als Bereicherung für die Region dar, erfährt der Naherholungssuchende doch viel über die unterschiedlichen Landschaften, die vernetzt worden sind. Auch das System aus alten und neu angelegten Wegen bietet reichlich Möglichkeiten, die Region neu zu entdecken, sei es zu Fuß, mit dem Rad oder auf Inline-Skates. Die Fördergelder kamen vom Bund, vom Land NRW und von der EU. 20 Prozent der Kosten trugen die beteiligten Kommunen bei, dazu zählen Alfter, Bornheim, Bonn, Niederkassel, Sankt Augustin und Troisdorf.

Polizei beschlagnahmt sieben Tiere, die angeblich der "Hunde-Mafia" gehören

Sieben Hundewelpen haben in diesem Jahr in der Region für viel Aufsehen gesorgt: Im Juni hatte die Polizei die Hunde beschlagnahmt, weil sie keine Papiere hatten. Sie waren in einem Transporter mit ungarischem Kennzeichen entdeckt worden, der mit Motorschaden bei Bad Honnef liegengeblieben war.

Das Tierheim Troisdorf vermittelte den Boxer, die vier französischen Bulldoggen und die zwei Dobermänner in Pflegestellen, doch die Besitzer forderten die Rückgabe der Tiere und legten schließlich auch die benötigten Dokumente vor, worauf der Rhein-Sieg-Kreis die Herausgabe verfügte.

Die damalige Tierheimleiterin Anja Peters und der Vorsitzende des Tierschutzvereins Werner Herrmann weigerten sich, die Welpen zurückzugeben, weil sie der Ansicht waren, dass die Besitzer zur osteuropäischen "Hunde-Mafia" gehören. Die Tiere seien krank, sie hätten nur deshalb anfangs einen gesunden Eindruck gemacht, weil die Händler ihnen Medikamente gespritzt hätten. Das Kreisveterinäramt hatte bei einer Untersuchung Anfang Juni keine Krankheiten bei den Hunden festgestellt.

Anja Peters wurde vom Tierheim im Zuge des Streits fristlos entlassen, Herrmann trat zurück, als sich die Querelen mit dem restlichen Tierheimvorstand weiter zuspitzten. Er kritisierte auch den Kreis, weil dieser den Hundebesitzern keinen Bußgeldbescheid wegen falschen Transports der Welpen ausstellte. Herrmann hatte auch zu einem frühen Zeitpunkt vorgeschlagen, den Besitzern die Hunde abzukaufen, was vom Tierheim zunächst abgelehnt wurde. Mitte Juli teilte der Vorstand jedoch mit, es solle nun versucht werden, eine gütliche Einigung mit den Händlern zu erzielen. Die Entscheidung des Kreises, dass die Welpen herausgegeben werden sollten, könne nicht nachvollzogen werden, hieß es damals. Belege dafür, dass die Besitzer tatsächlich der "Hunde-Mafia angehörten", gebe es jedoch nicht.

Nach Angaben des inzwischen gefundenen neuen Vorstandsvorsitzenden Ralf Synders laufen die Ausgleichsverhandlungen weiterhin, es gebe jedoch noch "Abstimmungsprobleme" mit Ordnungsamt und Veterinäramt des Kreises, weshalb Snyders keine Details nennen wollte.

950 Jahre Siegburg: Der General-Anzeiger feierte mit

Sie war das Top-Ereignis des Jahres in Siegburg: die 950-Jahrfeier. Auch wenn ab Juli die prekäre Finanzsituation der Stadt in den Vordergrund rückte, bleiben von diesem Stadtjubiläum doch einige Ereignisse, die weit über das Jahr 2014 hinausragen werden. Die Festwoche im Mai zum Beispiel, die mit einer imposanten Fete endete, bei der sich alle Siegburger Vereine und Institutionen von ihrer besten Seite zeigten. Einmalig war die Ausstellung des Hollywood-Stars und Malers Armin Mueller-Stahl im Stadtmuseum. Dessen Fassade wurde vom Aktionskünstler HA Schult - wie einst am Kaiserbau - mit Porträts mehr oder weniger bekannter Persönlichkeiten verziert. Ein Hingucker! Und in manchem Garten wird noch lange die Jubiläumsrose "Siegburgia" blühen.

Zahlreiche Veranstaltungen standen im Zeichen der 950-Jahrfeier. Auch der GA beteiligte sich mit mehreren Aktionen: mit der Serie "Siegburger Geschichte(n)", mit dem großen GA-Wandertag im September rund um Wahnbachtalsperre und Wahner Heide, mit der Fotoausstellung von Holger Arndt im Kreishaus sowie mit drei Zeitzeugengesprächen. Die Talkrunden im Stadtmuseum waren mit jeweils 130 bis 160 Besuchern gut besucht. Im März schilderten alte Siegburger auf dem Podium ihre Erlebnisse in den letzten Kriegstagen und der Nachkriegszeit. Die Runde im Mai zum Thema "Jugend der 60er und 70er Jahre" war wie ein launiges Klassentreffen, das nebenbei den gesellschaftlichen Wandel jener Zeit reflektierte. Und im Oktober berichteten Zeitzeugen Verblüffendes und Informatives rund um die historischen Bahnen von Siegburg.

Die Zeitzeugenreihe des GA soll 2015 fortgesetzt werden.

Über dem Michaelsberg drehen sich die Kräne

Mit leichter Verzögerung haben vor nunmehr fast einem Jahr, Anfang Januar 2014, die Bauarbeiten auf dem Siegburger Michaelsberg begonnen. Dort soll das neue Tagungszentrum des bisher in Bad Honnef ansässigen Katholisch-Sozialen Instituts (KSI) entstehen. Die Kosten dafür betragen insgesamt rund 40 Millionen Euro. Bereits seit Ende 2013 sind außerdem sechs Mönche des indischen Ordens der "Unbeschuhten Karmeliten" auf dem Michaelsberg zu Hause.

Zunächst wurden im Frühjahr die Bäume auf dem Parkplatz unterhalb der früheren Benediktinerabtei gefällt, um Platz für die Baugrube zu machen. Bis April wurde eine Baustraße für den Lastverkehr auf den Michaelsberg geschaffen - über ihre Entstehung gab es in der Stadt einige Diskussionen: Vor allem die Grünen befürchten, dass die Straße dauerhaft bestehen bleiben könnte, die Stadt bestreitet das jedoch, während das Erzbistum Köln als Bauherr des Tagungszentrums die Straße favorisieren würde.

Ab Sommer wurde die Baugrube auf dem früheren Parkplatz ausgehoben, und Anfang Juli erfolgte der erste Spatenstich, mit dem der Abtei-Anbau offiziell startete. Ein Riesenbohrer begann damit, eine Pfahlwand zu errichten: Die bis zu 15 Meter langen Betonpfähle sollen die alte Abtei absichern und verhindern, dass sie ins Tal rutscht. Im Oktober wurde der Baukran im Innenhof der Abtei installiert, der in seiner Höhe den Kirchturm von Sankt Michael übertrifft und somit schon jetzt die Silhouette des Berges verändert. 2016 soll der Neubau fertig sein.

Der Baufortschritt kann via Webcam auf www.michaelsberg-siegburg.de beobachtet werden.

Flüchtling in der Region

Krisen und Kriege, die Terrorherrschaft des "Islamischen Staats", Krankheiten und Armut treiben immer mehr Menschen in die Flucht. Auch in die Region kommen derzeit verhältnismäßig viele Flüchtlinge. Das Land NRW hat die Mittel für die Flüchtlingshilfe bereits aufgestockt, nach Meinung der Städte und Gemeinden jedoch noch nicht ausreichend. Es müssen neue Unterkünfte gefunden oder gebaut werden, die Integration der Asylbewerber muss organisiert und betreut werden. Dazu haben sich bereits Runde Tische zur Flüchtlingshilfe gebildet. In Siegburg etwa arbeiten Kirchen, Sozialverbände und Volkshochschule zusammen, um den Flüchtlingen Unterstützung und Hilfe anzubieten, auch in Form von Sprachkursen. Für das nun kommende Jahr wird ein weiterer Anstieg der Zahlen erwartet, und auch in Anbetracht der aufkeimenden Feindlichkeit gegenüber Flüchtlingen bei Gruppierungen wie Pegida wird dieses Thema die Region auch 2015 weiter beschäftigen.

Kurioses

Wind und Wetter hatten ihn zur Bewegungsunfähigkeit verdammt. Der Wetterhahn und mit ihm die gesamte Bekrönung der Siegburger Pfarrkirche Sankt Servatius mussten runter und restauriert werden - so hat es ein Goldschmied nach einer gründlichen Inspektion im September beschieden. Doch das sollte sich als überaus schwieriges Unterfangen erweisen, das letztlich erst im dritten Anlauf geglückt ist. Beim ersten Versuch reichte der angerückte Kran nicht bis zur etwa 60 Meter hohen Turmspitze der Servatiuskirche heran und musste unverrichteter Dinge wieder abrücken. Vier Wochen später schaffte es ein weiterer Kran mit weitaus längerem Ausleger gar nicht erst in die Nähe der Pfarrkirche. Wegen technischer Schwierigkeiten, hieß es. Zwei Wochen und fünf Stunden Arbeit in schwindelnder Höhe später hatte die Stunde des Hahns dann aber endlich geschlagen: Er war samt Kugel und Kreuz demontiert und wird seither repariert und restauriert - wie die gesamte Pfarrkirche.

Das Jahr 2014 an Rhein und Sieg

Der Patient Krankenhaus: Das Franziskus-Krankenhaus Eitorf hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Es befindet sich im Insolvenzverfahren, um die Zukunft wird gerungen. Derzeit verhandeln die Geschäftsführung der betreibenden Deutschen Klinik Union und die Krankenkassen über die Höhe des Sicherstellungszuschlags, der dem Krankenhaus von der Bezirksregierung genehmigt worden war - bislang noch ohne Erfolg. Ende 2013 schloss die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Auch die Abteilungen Augen und Hals, Nasen, Ohren werden ab Januar aufgegeben. Das Haus will sich künftig auf Innere Medizin und Chirurgie/Orthopädie konzentrieren, mehr Leistungen im geriatrischen Bereich anbieten.

Die Ortsumgehungen: In Zeiten knapper Kassen sind Ortsumgehungen heiß umkämpft. Die Niederkasseler ringen mit dem Land um den Weiterbau der L 269 (Mondorf/Rheidt). Noch läuft die Planung. Aufatmen dagegen in Sieglar und Eschmar: Dort ist der Bau in greifbare Nähe gerückt; in Kriegsdorf ist die neue Straße K 29 n schon fast fertig. Davon träumen die Menschen an der B 8 in Hennef-Uckerath: Dort geht es immer noch darum, das Projekt im Bundesverkehrsplan unterzubringen.

Die Siegstrecke: Die überfüllten Züge auf der Siegstrecken gehörten zu den Aufregerthemen 2012 und 2013. Die neuen Talent-2-Züge schafften nicht das zunehmende Fahrgastaufkommen. In diesem Jahr hat der Zweckverband Nahverkehr Rheinland erneut nachgebessert. Im vergangenen Winter bereits wurde die S 13 in den morgendlichen Stoßzeiten von Troisdorf über Siegburg nach Hennef verlängert. Das Angebot wurde im Dezember nun auf den Nachmittag erweitert. Die Linie heißt jetzt S 19. Zusätzlich fährt ein weiterer Doppelstockwagen auf der Straße zwischen Siegen und Aachen.

Der Kutschenunfall: Schock in Hennef: Bei einem Ausflug im Oktober überschlug sich eine Kutsche nahe Uckerath. Die Pferde waren, offenbar durch Lärm aufgeschreckt, plötzlich durchgegangen. Acht Frauen, darunter zwei Schwangere, wurden teilweise schwer verletzt.

Der Zapfenstreich: Nach 55 Jahren hat das Wachbataillon die Siegburger Brückbergkaserne verlassen. Zum Abschied schenkte die Bundeswehr der Kreisstadt einen Großen Zapfenstreich. Die Zeremonie wurde Ende April von rund 300 Soldaten auf dem Marktplatz gestaltet. Für das Wachbataillon ziehen andere Truppenteile in die Brückbergkaserne.

Das Vorzeigeprojekt: Siegburg hat die Rhein-Sieg-Halle, Hennef die Meiersheide, Lohmar die Jabachhalle. Da wollte Troisdorf nicht nachstehen. Die Stadt eröffnete im März ihre neue Stadthalle - ein rund 15 Millionen Euro teures Vorzeigeprojekt, mit dem sie künftig spektakuläre Veranstaltungen (und Besucher) anlocken will.

Die Bombenfunde: Nach wie vor tauchen explosive Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs in der Region auf. So entdeckten Schüler der Kopernikus-Realschule Hennef im Januar in der Pause eine amerikanische Handgranate. Spezialisten entschärften sie fachgerecht. Etwas aufwendiger waren die Sicherheitsmaßnahmen im August in Spich: Dort mussten wegen der Entschärfung einer 250-Kilo-Bombe 1300 Menschen ihr Quartier räumen. Ein ähnliches Kaliber hatten die Fliegerbomben, die im Oktober und im November bei Bauarbeiten in Niederkassel zutage gefördert wurden. Einmal mussten 1500, einmal 1100 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

Das Jugendcamp: Weit mehr als 3000 Jugendliche bescherten der Stadt Siegburg im Juli ihr ganz eigenes Sommermärchen. Sie reisten aus aller Welt zum Jugendcamp der evangelischen Jugend im Rheinland in die Kreisstadt, wo sie Spiritualität und Gemeinschaft suchten und fanden. Sie verbreiteten vier Tage lang Begeisterung und positive Stimmung, lebten vor, was Hilfsbereitschaft, Solidarität und Nächstenliebe bedeuten, feierten und diskutierten darüber, wie unsere Welt lebenswert bleibt. Was bleibt vom Treffen junger, evangelischer Christen ist die Erinnerung an eine familiäre Gemeinschaft, die das "Wir" über das "Ich" stellt.

Das Parkhaus: Für immer bleiben die Schranken des Parkhauses an der Bahnhofstraße in Hennef geschlossen. Bei der Untersuchung eines Statikers kam Ende Juli heraus, dass der rund 30 Jahre alte Bau einsturzgefährdet ist. Deshalb musste von jetzt auf gleich geräumt werden. Da die Sanierung sich nicht mehr lohnt, beschloss der Rat im Oktober Abriss und Neubau.

Der Mettbrötchenfall: Ein vergiftetes Mettbrötchen hat eine 76-jährigen Demenzkranke im März fast das Leben gekostet. Wegen versuchten Mordanschlags müssen sich der 49-jährige Sohn der Eitorferin und dessen Lebensgefährtin vor Gericht verantworten. Zunächst war nur die 53-Jährige angeklagt worden. Am zweiten Verhandlungstag belastete sie ihren Freund aber schwer: Dieser soll die treibende Kraft gewesen sein, da er als Betreuer der Mutter abgesetzt werden sollte und somit den Zugriff auf deren Vermögen verloren hätte.

Das Kleinfeldchen: So niedlich der Name, so hartnäckig waren die Auseinandersetzungen um das geplante Gewerbegebiet im Osten Hennefs. Am Ausbauende der A 560 sind unter anderem ein Busdepot, Gastronomie und eine Rettungswache vorgesehen. Anwohner gründeten eine Initiative, weil sie Belastungen durch Lärm und Verkehrschaos befürchten. Die Politik beschloss mehrheitlich, die Planung fortzusetzen. Die Initiative will den Prozess weiter kritisch begleiten.

Der Abschied: Jürgen Franz hat Schluss gemacht, und das Rhein-Sieg-Gymnasium seinen Schulleiter verloren. 20 Jahre lang war er das Gesicht der Schule, hat sie geprägt mit vielen Emotionen, Sachverstand und einem großen Herzen für seine Schützlinge. Nach dem Referendariat im Studienseminar in Bonn, arbeitete er für vier Jahre am Ernst-Kalkuhl-Gymnasium in Ober-kassel. Über das Abendgymnasium in Bonn, wo er kurz kommissarischer Leiter war, kam er 1994 nach Sankt Augustin.

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