Kommentar Stasi-Unterlagen - Dunkles Erbe

Berlin · Es geht um ein dunkles Erbe. Wer wissen will, wie sich das autoritäre Regime der DDR an der Macht gehalten hat, braucht die Stasi-Unterlagen.

Wer erfahren will, warum es für ihn im Osten beruflich nicht weiterging oder warum sich die vermeintliche Zufallsbekanntschaft im Westen so sehr für seine Arbeit als Maschinenbau-Ingenieur interessierte, braucht die Akten der DDR-Staatssicherheit gleichfalls. Wer einen Schlussstrich ziehen will, braucht die Unterlagen, Mikrofilme, Schnipsel auch. Ohne Bilanz gibt es keinen Schlussstrich.

Deswegen geht die Stasi-Aufarbeitung bis auf Weiteres weiter, wie auch das Leben vieler Stasi-Opfer und ihrer Überwacher und Peiniger weitergeht. Das Kapitel der Stasi-Vergangenheit ist eines der schwierigsten und schmerzhaftesten im vereinten Deutschland. Aber es ist ein gesamtdeutsches, was gerne vergessen wird, weil die Krake Stasi ihren langen Arm auch im Westen hatte. Desinformation und Unterwanderung waren bevorzugte Disziplinen bei der Feindbekämpfung.

25 Jahre nach dem Vollzug der Deutschen Einheit ist das Interesse an den Stasi-Unterlagen weiter hoch. Der Mensch verlangt eben doch nach gesicherter Erkenntnis, auch wenn sie weh tut. Eines späteren Tages werden die Stasi-Unterlagen in einem Archiv, gut möglich im Bundesarchiv, lagern. Doch vorerst muss die Arbeit weitergehen. Nachfolgende Generationen sollen wissen und lernen, was autoritäre Regime machen, wer sie möglich gemacht hat und vor allem, dass Mut zum Nein auch vor der Stasi möglich war. Das ist man den Opfern schuldig. Im Namen der Freiheit.

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