Papier zum Hören, Fühlen, Sehen

In der Galerie Villa Rolandseck kommt die "paper-art 06" mit Bildern, Objekten, Büchern, Skulpturen und Installationen groß heraus. Papphütchen leiten zu kosmischen Sphären über

Remagen-Rolandseck. Papier muss magnetisch sein. Jedenfalls zog die Vernissage der "paper-art 06" mit dem Motto "Papier - Hören - Fühlen - Sehen", Scharen von Gästen an. Und es ist vielseitig, was die Galerie Villa Rolandseck mit Bildern, Objekten, Büchern, Skulpturen und Installationen zeigt. Bürgermeister Herbert Georgi erklärte in seiner Einführung: "Papier kann mehr."

Der Stoff hat Seele, ist geduldig und ein Medium seit 4 000 Jahren. Ihn in den Mittelpunkt ihrer Kunstausstellung zu bringen, darum ging es den 15 Mitgliedern des Kunstkreises Rolandseck, der sich 2002 aus den Mal- und Zeichenkursen der Galerie formierte.

Galeristin Rosemarie Bassis Leitidee, das Material selbst herauszustellen, ging voll auf. Wild mit Raufaser drapierte Säulen leiten ins Haus, wo die Besucher Streifen eines riesigen Papiervorhangs teilen, der sie zur Ausstellung schleust. Dort artikuliert Vera Siepen mit strukturierten Hell-Dunkel-Papieren ihr Bildobjekt "Briefe an die Zukunft". Ebenfalls edel erscheinen Ulla Schmidt-Looks sauber lineare Städte-Bilder. Muten die Siepen-Arbeiten leicht asiatisch an, sind Ursula Böttchers Mosaike übers Kolorit von einer entschiedenen afrikanischen Anmutung geprägt. Charlotte Esch variiert in diversen Auffaltungen weißen Wabenpapiers auf schwarzem Grund "Facetten des Lebens" und kreiert aus Packpapier eine Installation zu Tod und Leben. Ein ebenso klar wie verspielt konzipiertes Lichtobjekt liefert Eva Schwarz, dazu kräftig bemalte Papiercollagen. Baumscheibe, Buch, Wortschatz und Wortkiste bestimmen Margit Zukunfts Installation. Aber wirklich nah beim Stoff bleibt Bernd von Monschaw. Er weichte zerrupfte Eierkartons ein und brachte die gequirlte Masse auf Keilrahmen auf. Mal solo, mal kombiniert mit CDs oder als mutig farbiges Bildwerk. Von solcher Basisarbeit weit entfernt, greift Irma Müller in ihrem Reliefbild mit aufgesetzten Papierhütchen philosophisch auf kosmische Sphären über.

Die Ausstellung vereint eben auch das Widersprüchliche. So findet das Feine und Poetische - siehe zartes Wolken-Himmel-Bild von Erich Neumann - sein Pendant im Groben, wie der erstickend arrangierten Papierflut von Uta Waldow. Wie das Allerprofanste sich magisch verwandeln lässt, macht Ursula Bruder vor: Ihre leichten transparenten Kleidchen und verrüschten Lichtkörper aus Butterbrottüten setzen in der Schau, an der auch Doris Anger, Bodo Ziemann, Ingeborg Födisch und Annegrete Brix-Schulz teilnehmen, zauberhafte Akzente. Selbst die Gäste durften ihre Kreativität bei einer Collage freisetzen. Sie wird am Ausstellungsende zu~gunsten des Jugendbahnhofs Remagen versteigert.

"paper-art" ist in der Mainzer Straße 14 bis 6. April geöffnet: dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr, sonntags 12 bis 17 Uhr.

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