Kurzfristige Kündigung verärgert bewährte Händler

Stadtverwaltung tauscht zehn Prozent der Anbieter auf dem Bonner Weihnachtsmarkt aus - Einen Schmuckhändler trifft der Ausschluss hart - Neue Richtlinien zu spät verabschiedet - CDU macht Vorstoß für Betroffene

Kurzfristige Kündigung verärgert bewährte Händler
Foto: Frommann

Bonn. Wie viele Frauen schon Schmuck bei Christoph Kuipers gekauft haben, kann der Geschäftsmann wohl kaum sagen. Seit 15 Jahren ist er auf dem Bonner Weihnachtsmarkt vertreten und bietet Kollektionen an, die er auf überregionalen Schmuckmessen einkauft.

Doch in diesem Jahr wird er wohl keine Abnehmer für die Ware finden. Denn Kuipers bekam erstmals keine Genehmigung für seinen Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Deshalb ist der Schmuckhändler empört und wehrt sich mit einem offenen Brief.

Nicht nur, weil er seit 15 Jahren Stammbeschicker sei, der die Kriterien "bekannt und bewährt" erfülle und es nie Anlass zur Beanstandung gegeben habe. Vor allem ärgert ihn, dass die Absage erst Ende September kam, als die Investitionen für den Weihnachtsmarkt getätigt waren. Einem Mitarbeiter habe er deshalb bereits kündigen müssen.

Auch andere Händler-Kollegen bekamen eine Absage. Ein Formbrief der Stadt Bonn war es, der die Geschäftserwartungen platzen ließ. "Leider reicht der verfügbare Platz nicht aus, sämtliche Bewerbungen zu berücksichtigen", hieß es da. Zwangsläufig müssten Bewerber deshalb ausgeschlossen werden. Und da hilft auch nicht der gutgemeinte Rat, die Auswahl werde nach "sachgerechten Gesichtspunkten" vorgenommen und man könne sich ja für den Weihnachtsmarkt 2007 bewerben.

Der wahre Grund ist jedoch nicht etwa Platzmangel, sondern vielmehr der Umstand, dass die Stadt immer wieder einen Teil der Händler austauschen will. Genauer gesagt, eine Mindestquote von zehn Prozent, "damit auch Neubewerber eine Chance haben, sich zu bewähren", heißt es in den neuen Zulassungsrichtlinien.

Pech für Kuipers, dass es diesmal ihn traf. Die Stadt bedauert, dass die Absage so spät kam und begründet es mit den neuen Richtlinien, die von den parlamentarischen Gremien erst nach der Sommerpause genehmigt worden seien. Im kommenden Jahr versuche man, so eine Sprecherin des Presseamtes, die Genehmigung vor der Sommerpause einzuholen, damit Absagen nicht so kurzfristig verschickt werden müssten.

Gleichwohl, so die Sprecherin, sei das Prozedere nicht neu: Auch früher seien immer wieder Beschicker des Weihnachtsmarktes aussortiert worden, um anderen Händlern eine Chance zu geben und den Besuchern ein verändertes Angebot präsentieren zu können.

Unterdessen gibt es noch eine kleine Chance: Die CDU fordert die Stadt Bonn auf, "derartige Kurzfristigkeiten" in Zukunft zu vermeiden und zu prüfen, ob die abgelehnten Firmen nicht ausnahmsweise doch zugelassen werden könnten.

Trotz Beschwerden der Kirchen beginnt der Bonner Weihnachtsmarkt wie auch in den Jahren zuvor erneut zwei Tage vor Totensonntag, also am Freitag, 24. November, wobei Totensonntag selbst die Budenstadt geschlossen ist.

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