Und wie es sich für eine Ordensverleihung in schwarzem Anzug und Kostüm gehört, werden im Vorfeld wortgewandte Laudatoren gesucht, die die Persönlichkeiten mit komödiantischem Augenmaß aufs Korn nehmen. Und so durfte die CDU-Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel den Parlamentskollegen Kelber humorvoll charakterisieren. Für Gräfin von Schwerin erledigte das ein bayerischer Pfundskerl in Lederhosen-Rhetorik: der Vorsitzende des Bonner Anwalt-Vereins, Ralf Schweigerer.

Als Klofrau verkleidet schlug Lücking-Michel deutliche Worte beim Porträtieren Kelbers an: "Kämpft für Verbraucher, Energiewende und niedrige Mieten, setzt sich durch in seiner Partei gegen alle anderen Nieten." Und noch eine Kostprobe: "Die Bonner dachten, dass er ihr neuer Bürgermeister würd, zum Glück hat die CDU dann noch einen besseren gekürt" - und zeigt im Publikum auf den CDU-Oberbürgermeisterkandidaten, Ashok Sridharan. Gegen Ende wird's dann doch versöhnlich: "Uli Kelber zu loben, ist mir eine Ehr', Gründe für seinen Orden zu finden, ist nicht schwer." Als Anerkennung für die frech-fröhliche Laudatio gab es Applaus vom Publikum und eine herzliche Umarmung mit Kelber. In seiner Dankesrede konterte der als schwarze Null (Synonym für ausgeglichenen Bundeshaushalt) verkleidete Kelber in Sachen OB-Kandidatur kräftig: "Als Sozi muss man diesmal vor der CDU-Strategie richtig Angst haben. Die machen ja alles nach, was bei uns Roten 2009 zum Erfolg geführt hat: Als erstes haben die ihre Wahlkampfzentrale zu uns nach

Poppelsdorf verlagert. Und dann haben sie noch wie wir 2009 einen OB-Kandidaten mit schwierig auszusprechendem Namen ausgesucht: damals Nimptsch, jetzt Sridharan."

Bei dem anderen Wortduell (Schweigerer über von Schwerin) überwog die Political Correctness. In Reimform und auf Bayrisch hielt der Anwalt der Gerichtspräsidentin den Spiegel vor: "Sicha is die Gräfin a Powerfrau, des woas doch an jeder, der wo in Bonn scho amoi vor Justitias Schranken g'standen hat. Ihr habt's a guade Präsidentin."

Die Gräfin hinterfragte in ihrer Dankesrede, ob sie der Auszeichnung würdig ist. Sie durchleuchtete sich selbst, gelangte dann aber mit dem Applaus des Publikums bescheiden zu der Erkenntnis: "Ich freue mich, dazugehören und mitfeiern zu dürfen. Ich fühle mich einfach nur wohl in unserer offenen, fröhlichen, mitmenschlichen und toleranten wunderschönen Heimatstadt Bonn und ihrem zauberhaften Karneval."

Große Beachtung fand der Auftritt der Pianistin Susanne Kessel. Die Bonnerin spielte eine Uraufführung des Kölner Komponisten Boris Kosak mit dem Titel "Karneval in der Bonngasse". Klassik traf Karnevalsmusik - hervorragend interpretiert. Kessel hat unlängst das Projekt "250 piano pieces for Beethoven" gestartet.

Das Euro Theater Central, das Haus der Springmaus und der Festausschuss Bonner Karneval verleihen jährlich den Mäuseorden. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die mit ihrer pfiffig, rastlosen Kreativität das Leben in Bonn bereichern und den notwendigen Humor auch vor und nach dem "Elften im Elften" an den Tag legen. Die Jury besteht aus: Jürgen Bester, Andreas Etienne, Reinhard Hartstein, Gisela Pflugradt-Marteau und Marlies Stockhorst.