Künstliche Wurzel: Implantate füllen Lücken im Gebiss

Einen Zahn zu verlieren, ist für viele ein Alptraum. Doch es gibt Abhilfe: Implantate können das Gebiss wieder vervollständigen.

 Der Zahnarzt bespricht mit dem Patienten seine Diagnose und plant die Therapie für die verlorenen Zähne.

Der Zahnarzt bespricht mit dem Patienten seine Diagnose und plant die Therapie für die verlorenen Zähne.

Foto: dpa

Wer durch einen Unfall, durch Karies oder Parodontitis einenoder mehrere Zähne verliert, braucht Ersatz. Neben konventionellen Brücken undherausnehmbaren Prothesen kommen dafür Implantate infrage.

Die künstlichenWurzeln sehen aus wie Schrauben, bestehen meist aus Titan und werden fest imKieferknochen verankert. Sind sie eingeheilt, kommt eine Krone darauf. Jährlichwerden in Deutschland rund eine Million Implantate eingepflanzt, so dieSchätzung der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI).

„Der wesentliche Vorteil eines Implantats ist, dass dienatürlichen Nachbarzähne nicht beschliffen und nicht beschädigt werden“,erklärt DGI-Sprecher Prof. Germán Gómez-Román. Für manch einen älterenPatienten sind Probleme mit dem herausnehmbaren Zahnersatz Grund, über einImplantat nachzudenken, weiß Angelika Brandl-Naceta.

Sie ist im Vorstand desDeutschen Zahnärzte Verbands in Bergisch-Gladbach. Die Krone auf einemImplantat sitzt später fest und ermöglicht unbeschwertes Kauen. Und sie siehtaus wie ein natürlicher Zahn.

"Vielen Patienten, die sich für ein Implantat entscheiden,ist es wichtig, dass der Zahnersatz möglichst wenig auffällt und den eigenenZähnen so nahe wie möglich kommt", sagt Dietmar Oesterreich, Vizepräsident derBundeszahnärztekammer in Berlin. „Bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen,Autoimmunerkrankungen, Tumorerkrankungen oder schwerem Diabetes sollte man abersehr kritisch darüber nachdenken, ob ein Implantat sinnvoll ist“, sagtOesterreich.

„Auch Bisphosphonate, die bei Tumorerkrankungen und Osteoporoseeingesetzt werden, können den Einsatz von Implantaten verbieten.“ DieseErkrankungen ziehen mitunter erhebliche Komplikationen nach sich, erschwerendie Einheilungsphase und erhöhen das Verlustrisiko.

Erster Ansprechpartner ist der Zahnarzt. „Er ist für dieBefunderhebung, Diagnose sowie die Festlegung und Planung der Therapiezuständig“, erläutert Oesterreich. Das Einsetzen des Implantates kann dann einZahnarzt, ein Implantologe oder ein Oralchirurg übernehmen. „Einen erfahrenen Facharztfindet man, indem man sich nach seinen Fortbildungen und der Zahl derImplantate im Jahr erkundigt“, rät Brandl-Naceta. Für die nachfolgendeVersorgung mit dem Zahnersatz ist dann wieder der Zahnarzt zuständig.

Eine Lücke im Gebiss wird am besten schnellstmöglichgeschlossen. „Wenn ein Zahn gezogen wurde oder verloren ging, bildet sich derKieferknochen relativ schnell zurück“, erklärt Gómez-Román. Einmal verlorengegangenes Knochengewebe muss vor oder während einer Implantation wiederaufgebaut werden. Das erhöht den Aufwand.

Ein Implantat wird meist unter örtlicher Betäubungeingesetzt. "In unserer Klinik verwenden wir nur Titanschrauben", sagtGómez-Román. Der Trend geht zu kürzeren und dünneren Schrauben. Sie machen dieTherapie schonender, können bei Überlastung aber auch schneller geschädigtwerden.

"Bei Patienten, die beispielsweise mit den Zähnen knirschen, muss diesbei der Konstruktion berücksichtigt werden." Die Zahnlücke schließt derMediziner mit einem vorläufigen Zahnersatz. Ist die implantierte Schraube guteingewachsen, passt der Arzt den endgültigen Zahnersatz an, der später auf derKunstwurzel sitzt.

Zahnimplantate sind deutlich teurer als dieBehandlungsalternativen. "ei gesetzlich Versicherten gehen die chirurgischenLeistungen ausschließlich zu Lasten des Patienten. An den Kosten für denZahnersatz beteiligt sich die Kasse im Rahmen der Festzuschussregelung",erklärt Oesterreich.

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