Skoda Felicia: erlebt Welle der Sympathie

So wie der Teufel das Weihwasser fürchten Automobilhersteller, wenn früh über ein Nachfolgemodell in der Öffentlichkeit geredet wird. Das aktuelle Modell gilt dann als Auslaufmodell und läßt sich schlechter verkaufen.

Ein klassisches Eigentor wäre gar, bei der Vorstellung eines überarbeiteten Modells bereits offen über den Nachfolger zu reden. Skoda hat die Premiere seines außen und innen überarbeiteten Felicia auf den 28. März festgelegt, und gleichzeitig freut man sich bei der VW-Tochter aus Tschechien offen auf den völlig neuen Felicia, der erst in zwei Jahren um die Hand der Kunden anhalten soll. Also ein Eigentor? Nein, nicht mal ein Fehlpaß.

Den Skoda-Modellen schlägt in letzter Zeit im Westen eine Welle der Sympathie entgegen. In Osteuropa war das schon immer so. 40 Prozent Zuwachs und ein Auftragspolster von 15 000 Fahrzeugen allein aus dem vergangenen Jahr lassen die alte Tochter ganz schön jung und frisch aussehen. VW-Qualität, ein sehr günstiges Preis-/Wertverhältnis und die traditionell großen Fähigkeiten Tschechiens, Autos zu bauen, begründen den Höhenflug von Skoda.

Mit dem Mittelklasse-Neuling, dem Octavia, gelang der alten Tochter ein Geniestreich. Konzernchef Dr. Ferdinand Piech sieht es von Wolfsburg aus mit Wohlgefallen. Der jetzt überarbeitete Felicia aus der unteren Mittelklasse glänzt trotz leicht angehobener Preise weiterhin durch Preiswürdigkeit. Die beiden robusten 1,3-Liter-Skoda-Motoren mit 40 kW/54 PS und 50 kW/68 PS sind zwar nicht die agilsten, geben sich jedoch dafür mit nur 6,4 Liter Normal bzw. 6,7 Liter Super auf 100 Kilometer zufrieden. Auch erfüllen die beiden Aggregate die steuersparende D3-Norm. In den 54-PS-Skoda kann man als neuer Besitzer schon einsteigen, wenn man 16 990 Mark hinblättert.

In diesem Basis-Modell fehlen jedoch Accessoires wie Beifahrer-Airbag, Nebelscheinwerfer, Zigarettenanzünder und Zentralverriegelung. ABS kann man bei ihm nicht ordern, bei den höheren Ausstattungsstufen nur gegen Aufpreis. Die 54-PS-Version muß ohne Servolenkung auskommen. Klar, die Servopumpe liegt mit Leistungsentzug ständig dem Motor auf der Tasche. Solch eine Pumpe genehmigt sich auf 100 Kilometer bis zu 0,2 Liter Sprit zusätzlich. Wer seinen Bizeps trainieren möchte, findet in dem servolosen Skoda ein geeignetes Sportgerät.

Drei Zentimeter länger als der Vorgänger

Der Einstiegspreis für die 68-PS-Version liegt bei 19 990 Mark. Die weiteren Motoren stammen aus dem VW-Regal, der 1,6-Liter-Benziner mit 55 kW/75 PS und der Diesel mit 47 kW/64 PS. Durch Erfüllen der Norm E2 sind sie stubenrein. Der Benziner braucht unter sieben Liter Super, der Diesel unter sechs Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer. Die Preise für die beiden beginnen bei knapp 21 000 Mark für den Benziner und bei 20 690 Mark für den Diesel. Die Combi-Modelle kosten 2 000 Mark mehr als die Limousine.

Der überarbeitete Felicia ist drei Zentimeter länger als bisher. Die neugestaltete leicht geneigte Frontpartie mit in Chrom gefaßtem Kühlergrill verrät deutlich die Verwandtschaft zum größeren Octavia. Mehr Fensterfläche sorgt für bessere Rundumsicht. Die neuen Front- und Heckstoßfänger erhielten auswechselbare Gummileisten zum Wegstecken kleiner Rempler. Eine seitliche Sicke von den Scheinwerfern bis zum Heck verstärkt die Keilform. Die große Heckklappe ziert ein stilisierter Spoiler. Die häufig kritisierten Türgriffe lassen sich nun dank kleineren Öffnungswinkels leichter betätigen.

Die Armaturentafel trägt als zusätzliche Instrumente Drehzahlmesser und Digitaluhr. In der Höhe stufenlos verstellbare Vordersitze können für Groß und Klein von Nutzen sein. Neue frische Außenfarben und viel Hellgrau im Innenraum schaffen ein angenehmes Ambiente.

Die Ordensoberen von Skoda sehnen sich nach den nächsten neuen Modellen. Sie sollen die Jahresproduktion von jetzt 470 000 Autos auf 600 000 steigern. Noch in diesem Jahr kommt der Octavia als Combi. In zwei Jahren folgt der Felicia, Jahrgang 2000, auf Polo-Plattform. Weil man von ihm sehr viel Positives hört, kann es kein Fehlpaß sondern nur ein Steilpaß sein, mit dem man ihn bereits jetzt ins Spiel bringt.

Einmal in Euphorie geraten, läßt man bei Skoda auch die geheimsten Wünsche an die gute Fee heraus. Sie möchten einen ganz Großen bauen, etwa auf Audi A6-Basis. Statt der guten Fee könnten sie auch Dr. Ferdinand Piech nehmen. Der hat, wie man weiß, eine große Sympathie für die alte Tochter, weil die aus Tschechien gelieferte Qualität voll seinen Vorstellungen entspricht.

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