Toyota Yaris: In der Kürze liegt die Würze

Das Kleinwagen-Segment befindet sich im Aufwind. Sicherheit, Fahreigenschaften und Komfort reichen an die Vorgaben größerer Fahrzeugklassen heran. In Anschaffungskosten und Unterhalt sind die Minis kaum zu schlagen.

Hinzu kommen die kompakten Außenabmessungen, die nicht nur bei der Parkplatzsuche in der Stadt von Vorteil sind. Was moderne Kleinwagen alles können, belegen Toyota Yaris und Peugeot 206 anschaulich.

"Small is beautiful", sagen sich immer mehr Autokäufer. Mit dem Yaris hat Toyota einen ernstzunehmenden Konkurrenten in der bisher von europäischen Modellen dominierten Kleinwagenklasse parat. Überraschung schon bei den Maßen: Der japanische Neuling ist mit knapp 3,62 Meter Außenlänge um rund 20 Zentimeter kürzer als der Peugeot 206.

Trotzdem fühlen sich Passagiere im Fond gut untergebracht. Bis zu sieben Zentimeter mehr Höhe bringen zusammen mit der aufrechteren Sitzposition eine bessere Nutzung des Innenraums. Einen weiteren Pluspunkt bietet die um 15 Zentimeter verschiebbare Rücksitzbank. Allerdings schmilzt das Kofferraumvolumen in der hinteren Position auf nur 205 Liter; nach vorn geschoben sind es immerhin 305 Liter. Für die Klasse beachtlich viel Platz gewähren die Vordersitze. Im Yaris könnten sie allerdings mit mehr Oberschenkelauflage straffer gepolstert sein und im Rücken mehr Halt vermitteln.

Beide Testkandidaten sind, wie bei den Kleinwagen üblich, Fronttriebler. Besonders neutral in Kurven gibt sich der Yaris, der auch insgesamt handlicher und agiler wirkt. Bei Gaswegnahme hat er unbeladen keine, beladen nur leichte Probleme, wenn das Heck wegdrängt. Spürbarer reagiert der 206 auf provozierte Lastwechsel, insbesondere wenn er beladen ist. Doch lässt er sich schnell durch Gegenlenken wieder stabilisieren. Willig folgt der Peugeot kurvenreichen Landstraßen, wo sich seine zielgenaue Servolenkung bewährt. Die Toyota-Lenkung vermittelt dagegen nicht so viel Gefühl für die Fahrbahn. Gute Verzögerungsarbeit leisten bei beiden die Bremsen mit serienmäßigem ABS.

Französische Kleinwagen stehen in dem Ruf, vorbildliche Federungsqualitäten zu bieten. Der 206 wird diesem Ruf zumindest beladen gerecht. Nur mit dem Fahrer besetzt neigt jedoch die Vorderachse auf Querrinnen zum Stuckern; längere Unebenheiten bügelt er geschmeidig weg. Der Yaris ist so abgestimmt, dass er seine Passagiere nicht im Unklaren über den Fahrbahnzustand lässt. Auf schlechter Wegstrecke kann er zudem nicht ganz verbergen, dass seine Karosserie eher zu Verwindungen neigt.

Das geringere Hubraumvolumen des Yaris fällt im Alltag kaum auf. Zu den ordentlichen Leistungs- und Elastizitätswerten trägt die variable Ventilsteuerung bei. Von der Laufkultur her ist der Yaris nicht ganz so leise wie der ruhige Peugeot-Vierzylinder, der auch in der nicht unwesentlichen Verbrauchsmessung die Nase knapp vorn hat. Knapp sechs Liter Super auf 100 Kilometer sind ein günstiger Wert für den eleganten Franzosen.

In den gefahrenen Ausführungen haben die Fahrzeuge einige Annehmlichkeiten an Bord: Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorn, Drehzahlmesser, Colorverglasung sowie Sitz- und Lenkradhöhenverstellung gehören dazu. Peugeot liefert zudem ein Cassettenradio, Toyota ein CD-Radio mit. Der ebenfalls serienmäßige Bordcomputer errechnet unter anderem Durchschnittsgeschwindigkeit und Kraftstoffverbrauch.

Kindersitze lassen sich in der Isofix-Halterung einrasten. Noch nicht lieferbar sind aber beim Yaris Sidebags; Peugeot verlangt dafür 450 Mark Aufpreis. Etwas tiefer in die Tasche greifen muss der Peugeot-Käufer beim Anschaffungspreis - gegenüber dem Toyota Yaris 1.0 Linea Sol, der ebenfalls in der viertürigen Version 22 960 Mark kostet, sind es beim 206 1.1 Style 1 140 Mark mehr.

Mit der demnächst auch in Europa produzierten Yaris-Reihe hat Toyota gute Karten. Die Japaner können sich mit dem neuen Modell selbst gegenüber einem renommierten Kleinwagen-Hersteller wie Peugeot behaupten. In einem Punkt allerdings sorgt eine technische Detaillösung für Unmut. Das dreidimensionale Kombi-Instrument mit digitaler Tachoanzeige in der oberen Mitte der Armaturentafel ist gewöhnungsbedürftig. Was einerseits originell sein soll, leidet andererseits an der Funktionalität.

Test-Stenogramm

Toyota Yaris 1.0 Linea Sol: Sehr kompakter Kleinwagen, höhere Karosserie, gutes Platzangebot auch im Fond, verschiebbare und umklappbare Rücksitzbank; temperamentvoller 1-Liter-Vierzylinder, sicheres, agiles Fahrverhalten, straffe Federung; keine Seiten-Airbags lieferbar, gewöhnungsbedürftiges Kombiinstrument; unpräzise Schaltung, zu kurze Übersetzung; günstiger Listenpreis.

Peugeot 206 1.1 Style: Eelegant gestylter Kleinwagen, vorn gutes Platzangebot, befriedigender Kofferraum, Rücksitze umklappbar; kultivierter 1,1-Liter-Vierzylinder, niedriger Verbrauch; weitgehend problemlose Fahreigenschaften, gefühlvolle Lenkung, hoher Fahrkomfort; Tankdeckel nur mit Schlüssel zu öffnen.

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