Vom Chromosom bis zur Chagall-Hommage

Die Künstler Joachim Röderer und Gabriele Hornig präsentieren Skulpturen und Malereien in der Siegburger Galerie Sassen. Falttechnik verleiht den Werken ein dreidimensionales Element

Siegburg. Wie ästhetisch Träger menschlichen Erbguts anmuten können, demonstriert Joachim Röderer in der Galerie Sassen & Edition. Ein großes, gut zwei Meter fünfzig hohes X-Chromosom aus Stahl zieht die Blicke auf sich - die der Galeriebesucher wie auch die der Passanten vor dem Schaufenster. Langsam schweift der Blick weiter zu den Wänden. Farbenfrohe Ölmalereien von Gabriele Hornig, die sich jeweils durch ein Bild im Bild auszeichnen, laden zum Betrachten ein. Am Donnerstag eröffnete Luzia Sassen eine Ausstellung der beiden Kölner Künstler unter dem Titel "Faltungen und Metallskulpturen" in ihrer neuen Galerie an der Bahnhofstraße 20.

Gemütlich, fast schon intim mutet die Atmosphäre in dem vergleichsweise kleinen Ausstellungsraum an. Seit September bietet Luzia Sassen Künstlern dort die Möglichkeit, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Die beiden passen gut zusammen", begründete die Galeristin, warum sie Gabriele Hornig und Joachim Röderer zusammen ausstellen lässt. "Seine Skulpturen und ihre Bilder haben identische Elemente. Weiche Formen sowie Reliefs und Strukturen finden sich in beiden." Reliefartig wirken vor allem die kleinen und großen Fischgerippe, die Joachim Röderer aus Stahl und Messing entstehen lässt und die durch Oxidation ihre ganz eigene anmutige Farbe entwickeln. Die Tiere faszinierten ihn - zum einen, da Tauchen zu seinen Hobbys zähle und er die Körper ästhetisch finde. Zum anderen, "weil Fische die längste Entwicklungsgeschichte hinter sich haben". Das Thema Evolution greift Röderer auch in seiner Chromosomen-Skulptur auf. Über Experimente mit Schriftbildern kam ihm die Idee für das Motiv. Denn die Form der Erbgutträger erinnerte ihn an Zeichen. "Und immerhin verschlüsseln Chromosomen die dichteste Information, die es gibt, indem sie einen Menschen beschreiben." Eine besondere, reliefartige Struktur verleiht Gabriele Hornig ihren Malereien durch kleinformatige fächerförmige "Faltungen", die sie ihnen aufsetzt. Einen Ausschnitt des Gesamtbildes greift sie darin auf und lässt ein Bild im Bild entstehen. Bereits 1988 entwickelte die Journalistin, die ihren Job vor zwei Jahren aufgegeben hat, um sich ganz der Kunst zu widmen, diese Falttechnik, die inzwischen zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Ihren Werken ein plastisches, dreidimensionales Element zu verleihen, ist die Intention.

Häufig greift sie für ihre Malereien Motive anderer Künstler auf. So ist in der Galerie Sassen etwa eine kleine Chagall-Ecke zu bewundern. "Das ist auch eine Hommage an die Künstler sowie an vergangene Ausstellungen", erklärt sie. In einer Ecke ist das Motiv der Bonner Angkor-Ausstellung zu entdecken. Lauter Flyer der Veranstaltung hat die Künstlerin in ihrer Falttechnik darauf gesetzt und dem Bild damit ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt.

Die Ausstellung ist bis zum 29. Dezember in der Galerie Sassen, Bahnhofstraße 20, zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 15 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.

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