"Wir waren schon als Schülerband zusammen"

Der Rockmusiker Stephan Brings von der Kölner Gruppe "Brings" sprach mit Schülern der Johannes-Gutenberg-Schule - Interview der Bonner Johannes-Gutenberg-Schule, Klasse 8a

"Wir waren schon als Schülerband zusammen"
Foto: privat

Bonn. Seit vielen Jahren ist die Kölner Band "Brings" im Rheinland äußerst erfolgreich und aus der Musikszene nicht mehr wegzudenken. Ihren Hit "Superjeilezick" kann jeder mitsingen. Bassist und Gründungsmitglied Stephan Brings nahm sich für ein Gespräch ausführlich Zeit.

Mit Stephan Brings sprachen die Schüler Christopher Schneider, Tobias Kopaschinski, Rene Kampf, Mike Ogrzall, Daniel Pütz, Frederik Gennen und Alexander Kozlovski über die Band, wie ein Album entsteht, seine Schulzeit, die Familie und Erfahrungen mit Drogen.

Klasse: Wie lange gibt es Brings?

Stephan Brings: Die Band gibt es unter dem Namen seit 1990. Es gibt aber Leute in der Band, die schon viel länger zusammen spielen. Drei von uns spielen schon 24 Jahre zusammen, nämlich mein Bruder Peter, Harry Alfter und ich. Unsere Band ist frührer schon eine Schülerband gewesen.

Klasse: Haben Sie schon immer Karnevalsmusik gemacht?

Brings: Nee, überhaupt nicht. Wir machen eigentlich keine Karnevalsmusik, wir spielen nur im Karneval und das seit 1991.

Klasse: Wie lange habt Ihr an Eurem letzten Album "So lang mer noch am lääve sin" gearbeitet?

Brings: Es gibt da zwei Phasen, erstmal musst du dir die Lieder ausdenken und die Texte schreiben, dass mach ich manchmal zu Hause oder im Proberaum. Das kann ich aber auch, wenn ich mit der Gitarre am Rhein sitze. Und wenn alle Lieder fertig geschrieben sind und man sich geeinigt hat, welche zehn oder zwölf Lieder wir auf einer Platte veröffentlichen wollen, dann dauert das Aufnehmen eines Albums ungefähr 20 bis 30 Arbeitstage im Studio. Dabei kommt es natürlich darauf an, wie gut es läuft. Du musst dich immer beeilen, weil das Studio Geld kostet. Bevor wir ins Studio gehen, üben wir alle Lieder und den Ablauf im Proberaum, damit es im Studio dann schnell geht.

Klasse: Wollten Sie schon von Kind an Musiker werden?

Brings: Als Kind überhaupt nicht. Ich bin meinem Bruder, der ja ein Jahr älter ist als ich, gefolgt. Also, wie gesagt, ich habe erst mit 14 angefangen, die meisten fangen wesentlich früher an. Als Kind wollt ich das gar nicht werden.

Klasse: Ist Musiker Ihr Traumberuf?

Brings: Ja, es ist auf jeden Fall ein Traumberuf. Aber mit dem Traumberuf ist das so eine Sache. Wenn das so ist wie bei mir jetzt und es klappt und du kannst davon leben, dann ist es bestimmt ein Traumberuf. Nur, wenn du Musiker bist und es funktioniert hinten und vorne nicht, dann ist es auch kein Traumberuf. Ich würde sagen, es ist ein Traumberuf, weil du ja nicht Musiker sein kannst, obwohl du es nicht willst. Dann fällt dir nämlich nichts ein, und du gehst dann auch nicht gerne auf die Bühne. Ich denke, die Leute merken das, und dann finden sie dich blöd!

Klasse: Was ist für Sie das Schönste am Musikmachen?

Brings: Das Schönste an dem Beruf ist für mich die Unabhängigkeit, weil ich keinen Chef habe. Ich muss mich natürlich in der Band mit meinen Kollegen auseinandersetzen, aber es gibt jetzt niemanden der mir von oben was sagt. Es hat auch niemand gesagt, jetzt geht ihr in den Karneval, dass haben wir alles selbst entschieden. Ich kann mir auch nach all der langen Zeit ehrlich gesagt nicht mehr vorstellen, in einer Hierarchie zu arbeiten. Schön ist es aber auch auf der Bühne zu stehen, wenn den Leuten gefällt, was du machst. Die Leute gehen mit, singen mit und wollen Zugaben. Klar, so eine Bestätigung tut auch gut.

Klasse: Wie gehen Sie mit Kritik an Ihrer Musik um?

Brings: Mittlerweile können wir das ganz gut vertragen, wenn einer sagt: "Ich finde das nicht so gut." Ich nehme mir das natürlich nicht immer zu Herzen. Als wir angefangen haben im Karneval, kamen ganz viele von den alten Fans und haben gesagt: "Wir finden euch jetzt scheiße, weil ihr früher eine Rock-Band ward." Es hat am Anfang sehr wehgetan, mittlerweile ist mir das egal. Wir sind immer noch dieselbe Band, wir spielen auch dieselben Rockkonzerte wie früher, aber die Kritik an deiner eigenen Musik geht einem trotzdem immer wieder Mal ans Herz.

Klasse: Wann wollen Sie bei der Band aufhören?

Brings: Überhaupt nicht! Ihr kennt doch die Black Fööss. Der Bassist von den Black Fööss ist 66 und steht jeden Tag auf der Bühne, obwohl er gar nicht mehr muss. Der hat genug Geld verdient, aber was soll er zu Hause? Im Karneval darf man auch ruhig ein bisschen älter werden, da sagt dann keiner "ihr seid zu alt." Das kannst du an so Bands wie Black Fööss oder Höhner sehen. Also, ich will das eigentlich so lange machen, wie meine Gesundheit es mir erlaubt.

Klasse: Haben Sie einen Schulabschluss und einen bürgerlichen Beruf?

Brings: Ja, ich habe einen Realschulabschluss. Ich war vorher auf dem Gymnasium, hatte eine 6 in Latein, dann bin ich gegangen. Ich wollte eine Lehre machen, weil ich zu Hause weg wollte und Geld verdienen wollte, deswegen habe ich dann den Realschulabschluss gemacht. Und ich bin Chemiefacharbeiter. Ich habe aber nach der Lehre nur ganz kurz in dem Beruf gearbeitet und dann entschieden, Musik zu machen.

Klasse: Wie haben Sie Ihre Schulzeit erlebt?

Brings: Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich echt gerne in die Schule gegangen. Es war morgens nie so, dass ich nicht zur Schule gewollt hätte. Ich habe bestimmte Fächer sehr gerne gemacht. Ich hatte Musik natürlich gerne, Geschichte war mein absolutes Lieblingsfach und ist es auch heute noch. Ich bin immer froh, wenn ich mit meinen Kindern Geschichte machen kann. Ich bin eigentlich relativ gerne in die Schule gegangen, nicht immer natürlich, aber ich habe da viele gute Erinnerungen dran.

Klasse: Haben Sie schon einmal Drogen genommen?

Brings: Ihr meint illegale Drogen - nein, das habe ich nicht. Die größte Droge ist für mich Alkohol. Und klar, ich war auch schon betrunken. Ich bin allerdings Nichtraucher. Außerdem bin ich Radfahrer, ich fahre auch Rennrad, und auch deshalb habe ich nicht viel Erfahrung mit rauchen.

Klasse: Was sagt Ihre Familie dazu, wenn Sie so oft unterwegs sind?

Brings: Da ich es schon so lange mache, kennen das meine Kinder nicht anders. Und für meine Frau ist das nicht so schlimm. In der letzten Zeit ist es ein bisschen schwierig, weil meine Frau Grundschullehrerin ist und am Wochenende frei hat und die Band am meisten am Wochenende gebucht wird. Vielleicht sind wir aber auch schon so lange zusammen, weil wir uns so wenig sehen. Da verlebt man sich auch nicht so schnell. Wenn man sich länger nicht gesehen hat, dann hat man sich auch was zu erzählen. Das tut auf der einen Seite gut, aber bei meinen Kindern tut mir das eher leid.

Klasse: Sind Ihre Kinder auch so begeistert von Musik?

Brings: Mein Sohn hat angefangen, Gitarre zu spielen, aber sonst ist da leider gar nichts. Das finde ich auch schade. Ich will aber warten bis meine Kinder von sich aus kommen. Mein Vater hat uns auch nicht zur Musik gedrängt. Ich glaube, dass man einen Riesenfehler macht, wenn man seine Kinder zwingt. Wenn sie von alleine kommen, dann ist es gut, und wenn sie nicht kommen, dann sollen sie es sein lassen. Ich würde es mir aber wünschen, weil ich früher mit meinem Vater viel Musik gemacht habe und es uns viel Spaß gemacht hat. Das sind auch die schönsten Erinnerrungen an Zuhause.

Klasse: Ihr habt ja seit 1991 jedes Jahr eine Neuerscheinung auf den Markt gebracht. Wird es auch 2006 ein neues Album oder eine Single von Brings geben?

Brings: Ja, 2006 wollen wir wieder ein Album machen. Ich denke so im Spätsommer gegen September oder Anfang Oktober soll es rauskommen.

Johannes-Gutenberg-Schule, Klasse 8a

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