Leben in der Dritten Welt am eigenen Leib erfahren

Politiker, Kirchenobere und normale Bürger bekommen bei einem Aufenthalt mit dem Exposure- und Dialogprogramm EDP in einem Entwicklungsland die Möglichkeit zu erfahren, wie die Menschen dort leben - Bericht der Bonner Liebfrauenschule, Klasse 8c

Leben in der Dritten Welt am eigenen Leib erfahren
Foto: dpa

Bonn. "Leben kann man ohne Auto, ohne Bankguthaben, ohne Computer, ohne Genussmittel, ohne viele Möbel, ohne Straßen, ohne Telefon, ohne Urlaub, ohne Versicherungen, ohne Wasserleitung.

Leben kann man nicht ohne das tägliche Brot, nicht ohne die Mutter Erde, nicht ohne den Bruder/die Schwester Mensch, nicht ohne Glauben, ohne Hoffnung, ohne Liebe, nicht ohne Unterstützung füreinander, nicht ohne Vertrauen aufeinander, nicht ohne Wege zueinander", so Christoph Hübenthal kurz nach seiner Heimkehr von einem zwölftägigen Aufenthalt mit dem Exposure- und Dialogprogramm EDP in einem so genannten "Dritte-Welt-Land": Guatemala.

Das ist es, was das EDP vermitteln möchte. Politiker und Kirchenobere, aber auch Studenten fahren in Entwicklungsländer und wohnen bei den Ärmsten der Ärmsten, lernen ihre Lebensweisen kennen und passen sich den verschiedenen Kulturen an. Man kocht, wäscht, putzt und arbeitet zusammen auf dem Feld. Ziele sind Regionen wie Bangladesch, Uganda oder Bolivien.

Auch andere Staatsmänner und -frauen, wie zum Beispiel die Bundestagsabgeordneten Lothar Bindig oder Erwin Teufel, früherer Ministerpräsident Baden-Württembergs, nutzten die Gelegenheit mitzureisen. Denn der Bundestag kooperiert stark mit dem EDP und forderte für die seit 1985 bestehende Organisation bereits 1992: "Die Bundesregierung sollte die Programme in den Entwicklungsländern ausweiten, damit mehr Entscheidungsträger. . . eigene Erfahrungen mit der Armutsbekämpfung durch Hilfe zur Selbsthilfe sammeln können. Für diese Programme sind die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen."

Und dies ist gelungen: Heute stellt das EDP für viele eine Chance dar, für Tage oder Wochen Armut am eigenen Leib zu erfahren. Durch das Zusammenleben der Teilnehmer mit den Menschen vor Ort entsteht eine nur schwer zu beschreibende Nähe, oft sogar ohne dass dieselbe Sprache gesprochen wird.

Elke Löbel, Wirtschaftsgeografin und Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins, vergleicht diese freundschaftliche Verbindung mit der zwischen den Jugendlichen beim Weltjugendtag 2005. Den Gastgebern selbst bereite der Besuch der Europäer viel Freude: "Es tut den Menschen dort unheimlich gut, wenn sie einfach jemanden haben, der ihnen zuhört und sich für ihren Alltag interessiert", so Löbel.

Über die direkt geleistete Hilfe zur Selbsthilfe hinaus können die nach Hause zurückgekehrten Deutschen aber auch vor unserer Haustür Hilfe leisten: indem sie über die gewonnenen Erfahrungen berichten.

Liebfrauenschule, Klasse 8c

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