Kindheit im Zweiten Weltkrieg Kälte, Hunger und Angst

Der Alltag eines deutschen Kindes auf einem Dorf zur Zeit des Zweiten Weltkriegs: Meine Großmutter erzählt, was sie erlebt hat.

 Ein Mädchen aus einem Flüchtlingstreck mit ihrer Puppe im Arm.

Ein Mädchen aus einem Flüchtlingstreck mit ihrer Puppe im Arm.

Foto: picture alliance / dpa

Wie sah das Schulleben aus?

Elisabeth Hammer: In unserem Dorf gab es ein Privathaus, in dem ein Raum als Klassenzimmer diente. Dort wurden alle Schüler der Klassen 1 bis 8 zusammen von einem Lehrer unterrichtet. Das Haus hatte undichte Fenster und wenn es kalt war, brachten wir Schüler selbst Brennholz mit, damit der Klassenraum mit einem kleinen Ofen beheizt werden konnte.

Wer war Euer Lehrer?

Hammer: Der Lehrer war ein Kriegsflüchtling aus der Stadt und er lebte bei uns mit im Haus.

Hammer: Es gab keine Hefte oder Bücher, jedes Kind hatte nur eine Schiefertafel. Unterrichtet wurden die Fächer Lesen, Schreiben und Rechnen.

Hammer: Im Laufe der Zeit fand der Unterricht nur für zwei Stunden täglich statt. Wenn wir Schüsse gehört haben, sind wir schnell nach Hause gelaufen und wenn Bomben fielen, fiel der Unterricht ganz aus. Dann verschanzten wir uns im Keller. Wegen der vielen Unterrichtsausfälle konnte der Lehrer die Leistungen nicht richtig bewerten, so dass auch keine aussagefähigen Zeugnisse ausgestellt werden konnten.

Hammer: Wir haben mit sechs Personen in einem kleinen Haus gelebt und haben uns selbst versorgt. Wir hatten Schweine, Kühe und Hühner. Jeder musste mitarbeiten. Dann blieb wenig Freizeit.

Hammer: Als die Soldaten ins unser Dorf einzogen. Nach einiger Zeit wurden wir Dorfbewohner von den Soldaten zusammengerufen und wir wurden alle zusammen in eine Scheune gebracht. Dort mussten wir bleiben. Es durften nur zwei Personen mit einem Soldaten zurück zum eigenen Haus gehen, um dort das Vieh zu versorgen. In unser Haus durften wir nicht. Der Soldat war immer bewaffnet und wir hatten große Angst.

Hammer: Geschlafen haben wir auf dem harten Scheunenboden. Gekocht wurde für alle in einem großen Kessel. Es gab immer eine Art Eintopf bestehend aus Kartoffeln, Gemüse und so weiter und den Vorräten, die die Dorfbewohner noch übrighatten. Ab und zu gab es noch ein Stück Fleisch, welches von dem Schlachten vor dem Krieg übriggeblieben war. Getrunken wurde das Wasser aus einem Dorfbrunnen. Die größte Angst hatten wir, als Bomben fielen. Manche leuchteten, so dass man sie sehen konnte, andere konnte man nur hören. Wir haben uns schnell auf den Boden gelegt und wussten nicht, wo die Bomben eingeschlagen waren. Während dieser Zeit hat jeder viel gebetet und gehofft, dass es bald vorbei ist.

Hammer: Jede Familie konnte aus der Scheune raus und zurück in ihr Haus. Die Häuser waren zum Teil zerbombt. Unser Haus hatte ein großes Loch, das wir notdürftig mit Sandsteinen zulegten. Die Soldaten zogen mit der Zeit ab. Später kamen immer Menschen aus der Stadt und haben nach Getreideresten gefragt, um Mehl daraus zu machen, da sie nichts zu essen hatten. Wir haben ihnen gegeben, was wir konnten, hatten aber selber nicht mehr viel übrig. Ich hoffe, dass sich diese schreckliche Zeit nie mehr wiederholt!

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