Vögel Fenster werden zur Falle

Trauerschnäpper-Paar zog in den Nistkasten der Schule am Schloss Hagerhof. Leider schaffte es die Brut durch den Unfall der Eltern nicht.

Im April entdeckte ich an unserer Schule einen wunderbaren Vogel, den Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca).

Der Trauerschnäpper ist ein häufiger Brut- und Sommervogel in Deutschland. Er ist kontrastreich gefärbt, das Federkleid des Weibchens ist schlichter als das des Männchens. Die skandinavische Unterart, die in Skandinavien, den Alpen, Südeuropa und Großbritannien brütet, ist noch kontrastreicher als die hiesige Unterart.

Gut erkennen kann man das Männchen an seinem typischen Gesang: Er singt ´tsi writsü writsü writsü tsu tsu tjü-wi tjü-wi`, was fantasievolle Menschen mit „Spaghetti Spaghetti mit Zwiiiiiiebeln“ übersetzen.

Trauerschnäpper brüten vor allem in Laubwäldern mit genügend Höhlen zum Brüten. Doch wenn die Trauerschnäpper im April von ihrem Winterquartier aus Afrika wiederkommen, sind die meisten Höhlen schon besetzt.

Deshalb finden die Trauerschnäpper viel zu wenige Nistmöglichkeiten. Im Rheinland lebten Anfang des 20. Jahrhunderts Trauerschnäpper nur in den Mittelgebirgsregionen, durch Nistkästen nahm der Bestand zu, doch seit den 1990ern hat der Bestand in Nordrhein-Westfalen um die Hälfte abgenommen.

Umso größer war meine Freude, als ein Trauerschnäpperpaar einen Nistkasten an unserer Schule bezog. Trauerschnäpper legen einmal im Jahr drei bis neun Eier, die Brutdauer beträgt zwölf bis 17 Tage. Nach 13 bis 17 Tagen sind die Trauerschnäpper flügge, die Männchen haben oft zwei Weibchen gleichzeitig. Trauerschnäpper sind durch Nahrungsmangel, den Verlust von Altholzbeständen und durch intensive Landwirtschaft gefährdet. Doch leider währte unsere Freude über unser Trauerschnäpperpaar nicht lange, denn die Brut vom Hagerhof ist doch nicht erfolgreich verlaufen: Nach neuntägigem Aufenthalt flog das Paar gegen eine Fensterscheibe, und das Männchen war tot.

Der Nistkasten war etwa 15 Meter vom Fenster entfernt. Das Anfliegen von Scheiben ist wohl die häufigste Todesfalle für Vögel. Drahtanflüge, Lichtquellen, Katzen, Autoverkehr sind offenbar weniger gravierend. Es gibt kaum Möglichkeiten, Fensteranflüge zu verhindern. Das erklärte mir auch ein Ornithologe aus der Region, den ich per Mail über den Unfall unserer Trauerschnäpper informierte.

Er erklärte, das Problem sei, dass Vögel die Glasscheiben nicht als Hindernis erkennen. Kleine Aufkleber helfen meist auch nicht. Es gebe jedoch Forschungen darüber, das Glas so einzufärben, dass Vögel zwar die Scheiben als Hindernis erkennen, die Scheiben aber weiterhin für uns durchsichtig erscheinen.

Sicherheitshalber werden wir an unserer Schule im Winter den Nistkasten an dieser Stelle entfernen und weiter weg vom Gebäude und auch noch weitere Nistkästen aufhängen. Jetzt können wir es nicht machen, weil in dem Nistkasten ein Kohlmeisenpaar dort seine Jungen aufzieht. Außerdem legen wir eine Insektenwiese an, um im nächsten Jahr hoffentlich viele erfolgreiche Vogelbruten zu erleben.

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