Eine Zukunft für Tiere

Das Tierheim Ludwigshof Neuwied beherbergt herrenlose Vierbeiner und hat Finanzsorgen.

 Hunde, Katzen und auch Kleintiere warten im Tierheim Ludwigshof auf ein neues Zuhause.

Hunde, Katzen und auch Kleintiere warten im Tierheim Ludwigshof auf ein neues Zuhause.

Foto: Privat

In Deutschland gibt es rund 519 Tierheime, die die Tiere aus schlechten Lebenssituationenretten, ihnen helfen und für sie ein neues Zuhause suchen, wo sie ein artgerechtes Leben führen können. Für viele Tiere bedeutet dies eine Chance auf eine bessere Zukunft. Ein Tierheim davon ist der Ludwigshof in Neuwied. Wegen der finanziell angespannten Situation arbeiten dort derzeit lediglich zehn Mitarbeiter. Sie kümmern sich sorgfältig und liebevoll um jedes einzelne Tier und halten das Tierheim sauber und ordentlich. Mit der Leiterin des Tierheims, Sabrina Steger, sprach Neuntklässlerin Maren Kamp.

Sie nehmen hier Hunde, Katzen und Kleintiere auf - wie viele Tiere beherbergen sie zur Zeit?

Sabrina Steger: Das ist nicht genau zu sagen, da es von Tag zu Tag variiert. Die Tiere kommen und einzelne verlassen uns wieder, da sie eine neue, passende Familie gefunden haben. Aktuell haben wir einen Gesamtbestand von 92 Tieren (Stand 6. Februar): 34 Hunde, 24 Katze, 25 Kleintiere und neun Tauben.

Woher kommen die Tiere?

Steger: Aus der Region sind es meistens Abgabe- oder Fundtiere, aber oft kommt es auch vor, dass wir Tiere auf dem Amtsweg bekommen, die zum Großteil verwahrlost sind. Dann nehmen wir zusätzlich auch immer noch fünf Hunde aus dem Ausland auf. Unsere Obergrenze liegt bei 40 Tieren von jeder Art, höher gehen wir nicht. Meist gehen wir nicht über 35, damit wir noch Kapazitäten für die Fundtiere haben. Wenn die Obergrenze erreicht ist, müssen wir erstmal vermitteln, damit wir wieder neue Tiere aufnehmen können.

Mit wie vielen Mitarbeitern versorgen Sie die Tiere?

Steger: Im Moment versorgen wir die Tiere mit zehn Mitarbeitern. Das ist eine sehr geringe Anzahl, da das Tierheim in einer finanziell angespannten Situation ist. Daher war ich gezwungen, einige Mitarbeiter zu entlassen. Zur Zeit arbeiten hier zwei Azubis, zwei 450-Euro-Kräfte, eine Halbtagskraft und fünf fest angestellte Tierpfleger.

Wie sieht der Tagesablauf aus?

Steger: Am Morgen wird eine sogenannte „Lebenskontrolle“ durchgeführt, bei der die Mitarbeiter gucken, ob bei jedem Tier alles in Ordnung ist. Danach werden die Tiere gefüttert und die Räume werden gesäubert. Dann wird sich entweder um die Vermittlung gekümmert oder es wird mit ihnen gearbeitet. Am Abend wird nochmals gefüttert und es wird eine letzte Kontrolle für diesen Tag durchgeführt.

Haben Sie auch Zeit, sich mit den Tieren zu beschäftigen? Kommen die Hunde auch raus?

Steger: Die Tiere kommen regelmäßig raus, auf große Ausläufe oder es geht jemand mit ihnen raus. Zurzeit haben wir 190 „Gassigänger“, die ehrenamtlich mit den Hunden rausgehen. Die Mitarbeiter nehmen sich montags, mittwochs und sonntags immer Zeit, mit den Tieren etwas zu machen. Die Hunde werden dort trainiert, mit Katzen und Kleintieren wird gearbeitet, um sie handzahm zu bekommen.

Können auch Jugendliche das Tierheim unterstützen, zum Beispiel mit den Hunden spazieren gehen?

Steger: Jeder ab 14 Jahren kann das Tierheim unterstützen, ab 16 Jahren darf man dann auch mit den Hunden Zeit verbringen.

Sie versuchen die Tiere in ein neues Zuhause zu vermitteln. Gibt es ausreichend Interesse, sich ein Tier aus dem Tierheim zuzulegen?

Steger: Ja, das Interesse ist hoch, nur bei auffälligen oder kranken Tieren ist es schwieriger, sie zu vermitteln.

Worauf achten Sie, wenn Sie ein Tier abgeben?

Steger: Wir machen immer zuerst eine Vorkontrolle bei der Familie zu Hause, um zu sehen, wo das Tier bald leben wird. Durch diese Kontrolle sind wir sicher, dass wir die Tiere in gute Hände abgeben. Des Weiteren muss ich auch von Menschen, die in einer Mietwohnung wohnen, eine Einverständniserklärung vom Vermieter bekommen, dass Tiere in der Wohnung leben dürfen.

Wie hoch sind die jährlichen Kosten des Tierheims? Wie wird das Tierheim finanziert?

Steger: Die jährlichen Kosten des Tierheims betragen zirka 250 000 bis 300 000 Euro. Es bekommt vom Kreis Neuwied im Jahr einen Zuschuss, der beträgt 15 000 Euro. Die restlichen Kosten, die das Tierheim ohne Hilfe nicht bewältigen kann, werden durch Spenden, Mitgliedsbeiträge, Vermittlungsgebühren und Pension für Tiere finanziert.

Auf der Homepage des Tierheims haben Sie einen Hilferuf zur Rettung gestartet, da das Tierheim finanzielle Nöte hat. Welche Maßnahmen haben Sie bisher ergriffen, um den Erhalt des Tierheims zu sichern?

Steger: Wir versuchen alles, dass das Tierheim Ludwigshof erhalten bleibt, damit jedes Tier eine Chance auf eine bessere Zukunft hat. Dafür haben wir schon einige Maßnahmen ergriffen. Zum Beispiel waren wir gezwungen, unser Personal einzuschränken, es wurde die Betriebsstruktur geändert, es wurden neue Verträge mit der Stadt verhandelt und neue Sponsoren gewonnen. Von vielen Firmen und Vereinen, beispielshalber von der Ehrengarde und vom Eishockeyclub Neuwied bekamen wir zusätzlich Geld und dafür sind wir sehr dankbar. Wir freuen uns über jeden, der unsere Tiere mit Sach- oder Geldspenden unterstützt.

Martinus-Gymnasium Linz, Klasse 9a

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort