Kultur Ein unbeschreibliches Gefühl
Mehr als 100 Kinder und Jugendliche singen an der Oper Bonn.
Noch ein letztes Mal die Haare richten, den Tanzschritt üben und die Melodie mit dem Text leise durchgehen, dann kommt auch schon dein Einruf. Du läufst lächelnd auf die Bühne, spielst mit Freude die wochenlang einstudierte Choreographie und singst dazu zum Publikum. Du gehst von der Bühne ab, bist erleichtert, aber zugleich überglücklich, und freust dich schon auf deinen nächsten Auftritt.
Ungefähr so läuft es immer ab beim Kinder- und Jugendchor der Oper Bonn. Zumindest seit den letzten fünf Jahren, in denen ich dort singe und spiele. Den Kinder- und Jugendchor gibt es jetzt schon seit 25 Jahren an der Bonner Oper, das Jubiläumskonzert war am 10. März.
Seit 1992 singen und spielen wir Kinder und Jugendlichen in den ganz großen Opern wie Tourandot, Carmen, Evita und Co. mit. Aber wir haben auch eigene Stücke aufgeführt. Von "Der kleine Schornsteinfeger" über "Cinderella" bis zu "Die Bremer Stadtmusikanten in neuen Abenteuern" war vieles dabei.
Wir würden gerne weiter so große Produktionen wie "Peer Gynt" aufführen können, doch leider wird uns immer mehr an allen Ecken und Enden das Geld gekürzt, was dazu führt, dass die Produktionen nicht mehr ganz so spektakulär werden. Das ist schade, denn ich habe schon am eigenen Leib erlebt, was ich anderen, später zum Chor kommenden Kindern gern ersparen würde: Wir haben weniger Requisiten, weniger tolle Kostüme und vieles andere auch weniger. Aber wir haben zum Glück den Spendenverein Musiki Bonn.
Viele Eltern der rund 130 Kinder und Jugendlichen im Chor spenden regelmäßig etwas Geld oder Dinge, mal mehr, mal weniger. Doch das reicht nicht aus, um so große Produktionen zu finanzieren. Deshalb freuen wir uns über jede Spende und jedes Konzert, das besucht wird.
Unsere drei Chöre, Vorchor, Hauptchor und Jugendchor, werden von Ekaterina Klewitz seit 2007 geleitet. Ab einem Alter von sechs Jahren kann man hier vorsingen. Für den Vorchor sind normalerweise nur am Donnerstag, für den Haupt- und Jugendchor am Dienstag und am Donnerstag Proben in der Oper. Aber jeder, der in den Opern mitmachen möchte, muss sich auch dafür entsprechend begeistern, da es vor einer Premiere immer zu mehreren Proben die Woche kommt. Doch das verbindet!
Man wird hier herzlich aufgenommen, findet viele neue Freunde, und mich entspannt das Singen unheimlich. Nach den Proben sieht man fast nur lächelnde Gesichter aus der Oper kommen. Viele betrachten die Oper und den Chor schon wie eine zweite Familie und ein Zuhause. Das ist ein schönes Gefühl.
Wir haben zwischendurch auch Highlights, wie die Eröffnung der Weltklimakonferenz im November vergangenen Jahres. Zusammen mit der Sängerin Bernadette La Hengst und ein paar Mitgliedern des Beethoven Orchesters präsentierten etwa 130 Chormitglieder den eigens dafür komponierten Song "I'm an Island" im World Conference Center Bonn (WCCB). Der Sender Phoenix hat dies sogar live im Fernsehen übertragen.
Es ist wunderbar, auf der Bühne zu stehen, zu singen und zu spielen. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich und das ist es unter anderem, was ich an der Oper, den Auftritten und dem Singen so liebe. Wenn man auf der Bühne steht, verfliegt mit einem Mal die Aufregung - und natürlich macht man manchmal auch kleine Fehler, aber das ist nicht so schlimm, denn meist merkt das Publikum das nicht, und das Wichtigste ist, dass man dabei Spaß hat.
Es bringt nichts, ohne Freude erfolgreich sein zu wollen oder auf der Opernbühne lustlos ein Solo zu singen. Denn wenn man keinen Spaß hat, sehen und spüren das die anderen, und ohne Freude wäre ich auch nicht seit fünf Jahren dabei. Deshalb: Eine schöne Stimme, Ausdauer, Geduld und Liebe zur Musik sind die besten Voraussetzungen, um hier Spaß zu haben und vielleicht später mit seiner ausgebildeten Stimme eine musikalische Karriere zu starten.
Clara-Schumann-Gymnasium, Klasse 8a
