Handbike Das geht voll in die Arme

Handbiking ist eine gute Trainingsmethode für Rollstuhlfahrer: Es bringt sie schneller voran, ist aber auch sehr anstrengend. Es gibt verschiedene Modelle und Aufsätze, die an den Rollstuhl montiert werden können.

 Der Sportler Felix Brunner schaffte es als erster, mit einem Handbike die Alpen zu überqueren.

Der Sportler Felix Brunner schaffte es als erster, mit einem Handbike die Alpen zu überqueren.

Foto: picture alliance / dpa

„Nicht erschrecken“, sagt Mechaniker Norbert Wolthaus zu mir. Gar nicht so einfach, wenn man plötzlich im Rollstuhl nach hinten kippt, weil das Handbike zu groß für den Rollstuhl ist. Als es dann montiert ist, schaue ich fragend den Physiotherapeuten Stefan Steinebach an: „Und jetzt?“ „Jetzt fährst du los.“

Nach den ersten Metern merke ich, das Handbike-Fahren macht richtig Bock, auch wenn es ohne Elektrounterstützung schnell in die Arme geht. Klar, denn bei einem Handbike wird nicht mit den Füßen getreten, sondern mit den Händen gekurbelt. Wem das zu anstrengend ist, der kann auch ein Handbike mit elektrischer Unterstützung fahren.

Es gibt es verschiedene Arten von Handbikes; die manuellen, diese mit E-Unterstützung und die nur mit Elektroantrieb. Außerdem gibt zwei Grundtypen von Handbikes. Die Adaptivbikes und die Rennbikes; wobei letztere in erster Linie für Geschwindigkeitstraining und, wie der Name schon sagt, für Rennen gedacht sind.

Adaptivbikes können an jeden handelsüblichen Rollstuhl montiert werden. Wenn es richtig eingestellt ist, kann das An- und Abbauen innerhalb von zehn Sekunden ablaufen, was eine große Mobilität ermöglicht, weil ja der Rollstuhl ist immer dabei.

Aber zurück zum Fahren: Gerade als es gut läuft, kommt die erste Kurve. Ich kriege sie... Na ja, fast. So hat sich der Erfinder des Handbikes, Stephan Farfler, das sicher nicht gedacht. Bereits 1655 hatte er diese für die damalige Zeit grandiose Idee, und setzte sie umgehend in die Tat um. Vielleicht hatte er den Einfall ja auch deshalb, weil er selbst ein zwar begabter, aber eben auch behinderter Handwerker war, der nicht laufen konnte, aber gesunde Arme hatte.

Dann probiert es Steinebach selbst einmal aus und ist schwer begeistert. „Na ja“, sagt Wolthaus, „auch Menschen ohne Behinderung können mit Freude ein Handbike fahren.“ Nur wie weit, ist die Frage. Zumindest bei mir. Es soll zwar durchaus Rollstuhlfahrer geben, die mit einem Handbike 50 Kilometer und mehr zurücklegen. Dafür braucht man aber die entsprechenden Muskeln, die man durch das Training mit dem Handbike aber bekommt.

Besonders die Hand- und Armmuskeln, aber auch die Rumpf- und Schultermuskulatur werden trainiert, erklärt Steinebach. Auf meine Frage, wie er Handbikefahren findet, sagt er: „Das war eine spannende Erfahrung. Man braucht für die gleiche Strecke einfach viel weniger Energie als beim normalen Rollstuhlfahren. Außerdem kann man sein Ziel viel schneller erreichen und hat dann noch Energie für weitere Aktivitäten.“

Steinebach und Wolthaus sind sich einig: „Handbikefahren ist eine gute und sinnvolle Methode, den Oberkörper zu trainieren, und nebenbei macht es auch noch Spaß.“ Weil die Probestunde fast zu Ende ist, gebe ich noch mal richtig Gas, weiche zwei Jungen aus und komme quietschend zum Stehen.

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