40. GA-Wandertag Mit Bläck-Fööss-Sänger Mirko Bäumer auf der 30-Km-Strecke

Siebengebirge · Am 10. September findet die Jubiläumsauflage statt: Der 40. Wandertag des General-Anzeigers führt dieses Mal ins Siebengebirge. Bläck-Fööss-Sänger Mirko Bäumer war vorab mit uns auf der 30-Kilometer-Strecke unterwegs.

Mirko Bäumer ist überpünktlich auf Gut Heiderhof. Die Probe mit den Bläck Fööss für das Konzert im Kölner Tanzbrunnen ging schneller als erwartet. Seit diesem Jahr ist der 48-Jährige aus Hennef Sänger der kölschen Kultband und Nachfolger von Kafi Biermann. Wir sind gekommen, um mit dem Musiker übers Wandern zu sprechen.

Eine der Verpflegungsstellen beim Wandertag des General-Anzeigers am 10. September befindet sich auf Gut Heiderhof. Wer sich für die 20- oder 30-Kilometer-Strecke entscheidet, kommt dort vorbei. Die 30–Kilometer-Route führt von Haus Schlesien in Heisterbacherrott über Vinxel, Birlinghoven, Hoholz, Oberholtorf, den Dornheckensee, Oberkassel, die Oberdollendorfer Weinberge und Kloster Heisterbach zurück zum Haus Schlesien. Die Idylle mit grandiosem Blick aufs Siebengebirge gefällt Mirko Bäumer. „Hier riecht's nur etwas nach Pferd“, meint er – immer zu einem Spaß aufgelegt.

Vor dem Gespräch holt er sich erst einmal eine Cola. Bäumer weiß seit 23 Jahren, dass er Diabetiker ist, und kontrolliert regelmäßig seinen Blutzuckerspiegel. Da dieser gerade etwas zu niedrig ist, ist die Cola für ihn Medizin. „Wichtig ist, dass man viel testet“, sagt er. Die Krankheit sei zwar nicht angenehm, er drücke sich deshalb aber nicht vor Aufgaben. „Ich sage nicht: Sorry, ich habe Zucker. Es gibt eben Regeln, die man einhalten muss.“ Ihm reiche die gelegentliche Auskunft seines Arztes, dass alles gut sei. „Mehr sollte die Krankheit nicht vom Leben wegnehmen. Sonst hat man wirklich das Gefühl, dass man krank ist.“

Spazieren mit den Eltern

Besonders wichtig ist Bewegung. Wandern wäre nicht schlecht, Bäumer geht lieber joggen. Oft auf dem Siegdamm. „Man hat einen anderen Zugang zum Tag, wenn man zwei Kilometer gelaufen ist. Wenn man da die Birne durchlüftet, kriegt man das Leben besser bewältigt.“ Mit seinen Eltern sei er früher spazieren gegangen. „Aber nicht so, dass wir mit Blasen an den Füßen nach Hause kamen.“ Bis zur B-Jugend hat er Fußball gespielt. Und erzielte dabei ein legendäres Tor beim 24:1 seiner TuRa Hennef gegen Kölsch-Büllesbach. Dummerweise ging der Schuss ins eigene Tor. „Die Kölsch-Büllesbacher haben mich daraufhin zu ihrer Weihnachtsfeier eingeladen und wollten mich zum Torschützenkönig machen“, berichtet er.

Später wurde die Musik immer mehr zu seinem Lebensmittelpunkt. Fast 20 Jahre tourte Bäumer mit den Queen Kings als Berufsmusiker durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Südtirol. Sogar in Polen und Schweden trat die Queen-Tribute-Band auf. „Teilweise sind wir am Wochenende für drei Auftritte 1500 Kilometer gefahren“, sagt er.

Und der Sänger mit einer ähnlichen Stimme wie Freddie Mercury stand dabei als Frontmann stets in der ersten Reihe. Da kam die Anfrage der Bläck Fööss nicht ungelegen. „Seitdem habe ich mehr Urlaub und weniger Fahrerei.“ Die Worte eines Konzertveranstalters, als er nach langer Fahrt mit den Queen Kings mit schmerzenden Gliedern aus dem Auto stieg, hat er nicht vergessen. „Du siehst aus wie der Sänger. Ich hoffe, du bist es nicht“, hatte der gesagt.

Der Verwunderung, dass der Mann, der zwei Jahrzehnte den Rockstar Mercury verkörpert hat, jetzt bei der berühmtesten Kölner Mundartgruppe singt, hält Bäumer entgegen, dass er bereits mit sieben oder acht Jahren auf der Bühne stand und „Pänz, Pänz, Pänz“ gesungen habe. „Die Fööss waren ja schon damals die kölsche Band.“ Ob Queen Kings oder Fööss, im Kern gehe es doch immer nur darum, auf der Bühne zu stehen und das, was die Band erarbeitet habe, mit Freude rüberzubringen.

Auch wenn er als Hennefer bei der richtigen Aussprache der kölschen Liedtexte noch einiges lernen müsse („Die Kollegen korrigieren mich schon“), hat er den Eindruck, bei den Fööss und beim Publikum gut angekommen zu sein. „Im Mai hatten wir acht ausverkaufte Konzerte im Millowitsch-Theater. Das war das Publikum, um das es ging, und keiner ist nach Hause gegangen“, sagt er. Die Band habe im Vorfeld die ganze Zeit davon geredet und er habe die Zweifel gespürt.

Er habe sich hingegen gedacht, dass das gar nicht schief gehen könne. „Das sind doch Lieder, die jeder kennt und mitsingt. Das war wie eine Familie.“ Bäumer begegnet häufig aber auch Menschen, die sich ihm als Fööss-Fans der ersten Stunde vorstellen. Dann denke er immer, dass er nächstes Jahr ja auch schon 50 werde und ein Fan der ersten Stunde sei. „Es war klar, welche Bürde ich mir da auflade. Viele Leute nehmen das so persönlich, als würde man ihren Wohnzimmerschrank ausräumen.“

"Labbes" stellte sich vor

Auch einige neue Lieder hat der Sänger bereits beigesteuert. „Kölschglas“ etwa oder den „Labbes“, auf Hochdeutsch „Flegel“, mit dem der erste Freund seiner älteren Tochter gemeint ist. „Da stand auf einmal ein junger Mann vor der Tür und hat mir den Rang abgelaufen. Bis dahin war ich die Nummer eins“, sagt er. Während die ältere Tochter schon 20 wird, ist die jüngere erst 15 und hat jetzt einen Vater mit etwas mehr Frustrationstoleranz. „Sie hat mir gestern ihren Labbes vorgestellt“, sagt er mit einem Schmunzeln.

In die Rolle von Freddie Mercury schlüpft Bäumer nur noch ab und zu. Wenn er zum Beispiel mit den Lustigen Musikanten im Hennefer Biergarten „Sieglinde“ auftritt. „Die Queen-Fans haben doch immer noch den jungen und dynamischen Freddie vor Augen, der mit 45 Jahren gestorben ist. Das wirkt mit 60 eher traurig“, glaubt er. Was für viele seiner Fans wie reines Understatement klingt. Denn 60 ist Bäumer noch lange nicht. Auch wenn er sich schon mal Gedanken über den jüngsten Tag macht. „Ich bin in Hennef-Geistingen geboren, wo heute das Helenenstift ist. Es kann also im selben Zimmer enden, wo es angefangen hat.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort