40 Jahre GA-Wandertag Landschaft mit Landwirtschaft

Bergisches Land · In diesem Jahr wird der GA-Wandertag 40 Jahre alt. Aus diesem Grund zeigt der GA noch einmal die schönsten Wandertags-Touren. Der heute vorgestellte Bauernhofweg zeigt das Bergische Land mit Mühlenromantik, Bächen, Wald und Erlebnisbauernhöfen.

Bauernhofweg nennt sich die Rundwanderung, die am 15. September 1996 den wesentlichen Teil der GA-Wandertag-Strecke bildete. Der Name ist Programm. Wer die Augen offen hält, bekommt auf dem abwechslungsreichen Weg von Schloß Auel über Wahlscheid, Muchensiefen, die Gammersbacher Mühle und Honrath einen guten Eindruck von der heutigen Landwirtschaft: Einen Eindruck davon, wie sie sein möchte und wie sie wirklich ist. Elf Tafeln am Wegesrand erklären auch für Kinder, was es so zu sehen gibt und wie ein Bauer heute arbeitet. Wer in die Landschaft schaut, erfährt noch eine Menge mehr.

Etwa 12,8 Kilometer ist der Weg lang, er führt mit rund 150 Höhenmetern auf und ab durch Wiesen, Wälder und Felder, meist auf Feldwegen. Wenn es geregnet hat, sind fest Schuhe nützlich. Er führt auch durch zersiedelte Dörfer, deren Einfamilienhausgebiete sich weit auf die Hügel ausgebreitet haben, an Gewerbegebieten, Biogasanlagen und Schnellstraßen vorbei. Aber geschickt, denn im dicht besiedelten Kölner Umland ist es nicht so leicht, der intensiv genutzten Landschaft ein wenig Naturerlebnis abzutrotzen.

Schloss Auel ist ein guter Startpunkt, wenn man mit dem Auto kommt. Seit 1951 ist das barocke Schlösschen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Hotel. Inzwischen sind die Ländereien im Umfeld ein stark besuchter Golfplatz mit Abschlagplätzen, ordentlich gepflegten Rasenstücken, Sandbunkern und Warnschildern, die auf die Gefahren tieffliegender Golfbälle hinweisen. Die Autos auf dem Parkplatz sind ansehnlich, die Kennzeichen verraten Gäste aus den Großstädten am Rhein, aber auch aus Frankfurt und dem Ruhrgebiet. Die A3 ist nah.

Schloss Auel liegt im Tal der Agger und damit an der Trasse der Bundesstraße 484. Aber nur ein paar Schritte, dann ist man im Grünen, läuft durch den Schlossbereich, Kastanienalleen, das Golfgelände, entlang der Agger und einiger verwahrloster Gewerbebauten und dann den Hang hinauf. Hier ist das einzige etwas steilere Stück der Wanderung, ein Anstieg von etwa 90 Höhenmetern. Aber es lohnt sich, einen Blick zurück zu werfen. Eine Fußgängerbrücke Baujahr 2014 schwingt sich kühn über das rauschende Wasser der Agger. Eine weite Weide öffnet sich, ein paar Pferde grasen am Waldrand – ein echtes Idyll zwischen den Dörfern. Oben liegt die Siedlung Spechtsberg, von dort geht es ein Stück nach links die Landesstraße entlang, dann über Oberscheid nach Muchensiefen.

Das ist ein hübsches Dorf mit 19 Häusern und rund 60 Einwohnern. Sie bringen jedes Jahr einen der kürzesten Rosenmontagsumzüge des Bergischen Landes auf die Straße. Vor dem Dorf steht eine wunderbare alte Kastanie mit einem Wegkreuz, im Dorf ein Stück den Hügel hinauf steht noch eines von 1885, und bittet den Heiland für „die Abgestorbenen“.

Muchensiefen ist ein Traum von einem alten Dorf, so wie das Land nie war, aber wie es sich heute zeigt: Gut saniertes Fachwerk in Schwarz und Weiß, kleine bergische Häuser und enge, leicht verwinkelte Gassen. Wer nicht aufpasst, hat schnell den Weg verloren und biegt falsch ab. Das ist kein Schaden, denn die Häuser sind liebevoll gepflegt, so wie die hübschen Gärten, die nach Dorf aussehen und nicht nach Stadt und zu viel Pflege.

Hinter Muchensiefen geht es durch Felder und Wiesen, ein weiter Blick ins Bergische Land öffnet sich. Hier wächst Mais, und es stehen Rinder auf der Weide. Intensive Landwirtschaft hat auch hier Einzug gehalten. Das hat Folgen, denn aus der einst kleinteiligen Flur werden immer größere Schläge. Noch sind die Flächen nicht endlos und für die ganz großen Maschinen optimiert. Das funktioniert im Bergischen nicht, weil es doch ziemlich hügelig ist. Dafür gibt es eine Biogasanlage, die für das Kirchdorf Scheiderhöhe Strom produziert. Die Rohstoffe dafür kommen aus dem Stall und vom Acker: Mais zum Beispiel, aber auch die Gülle aus den großen Viehställen, wo viele Tiere auf engem Raum gehalten werden. Biogas ist wichtiger Teil der Energiewende – einer der schwierigen Teile.

Von der Höhe hinter Muchensiefen geht es durch den Wald hinab zur Gammersbachmühle. Vorbei an ein paar Fischteichen, die das Wasser des Baches für die Forellenzucht nutzen, geht es zur alten Mühle, die an den Resten eines Teiches so romantisch liegt wie seit dem frühen 17. Jahrhundert. Das Bergische Land war immer gut für Mühlen, denn hier gab es Wasser und Staumöglichkeiten. Aus den Mühlen wurden oft kleine oder auch große Industrien. An der Gammerschlagmühle ist diese Entwicklung vorbeigegangen. Dafür hat der Tourismus Einzug gehalten. Wasserrad und Mahlwerk sind intakt. Die Mühle ist am Wochenende ein Ausflugsziel für Städter mit Kindern und Hang zur Landromantik. Die Mühle mahlt, im Steinofen wird Brot gebacken. Während die Eltern im Mühlenhof Kuchen essen, haben die Kinder Spaß mit Ziegen, Pfauen oder Kaninchen im kleinen Streichelzoo. Kaltblüter stehen im Stall, solange sie nicht die Kutschen ziehen, die für die Gäste bereit stehen. Mühlenromantik im Jahr 2017.

Das Tal des Gammersbachs hinauf geht es durch den Wald, vorbei an Weihnachtsbaumplantagen mit schöngewachsenen aber im natürlichen Umfeld leicht steril wirkenden Nordmanntannen über Dachskuhl ins Hofgut Schiefelbusch. Hier wird ernsthaft Landwirtschaft betrieben, wie die großen Stallungen für Rinder, Schweine und Hühner belegen. Das Stroh wartet in Rundballen auf seinen Einsatz, die Felder auf der Höhe sind groß. An einigen Stellen stehen noch ein paar alte Obstbäume in hügeligen Wiesen – so wie es früher war. Familie Trimborn hat aus dem Hofgut eine echte Attraktion gemacht, mit Ferienwohnungen, Hofcafé, Bauernladen, im Sommer ein Maislabyrinth und einem angenehmen Garten zum Kaffeetrinken. Viele Parkplätze vor der Tür zeigen, dass die Städter gerne anreisen. Wo bekommen Kinder noch echte Landwirtschaft zu sehen?

Weiter geht's über Wickuhl und Schlehecken nach Honrath. Wer zur Bahn will – eine Alternative für die Anfahrt ist die Regionalbahn 25 von Köln über Kalk in Richtung Overath – steigt ins Tal nach Jexmühle hinunter. Wer oben bleibt, wandert durch eine ausgedehnte Einfamilienhaussiedlung und steht am Ende vor der alten Kirche von Honrath und den Resten einer Burg, die heute Teil eines Bauernhofes sind. Der alte Ortskern ist hübsch mit einer ehemaligen Schule und spielenden Kindern. Von hier ist es nicht mehr weit zum Schloss Auel. Das fällt sofort auf, weil gleich hinter Honrath der Golfplatz beginnt. Er begleitet die Wanderer über Windlöck zurück ins Schlossgelände und zum Parkplatz.

Was sucht der Städter, wenn er aufs Land fährt? Ruhe möchte er haben, schöne Landschaft und ein wenig von dem, was er an der Landwirtschaft mag. Das Fleckchen Land zwischen Honrath und Wahlscheid bietet all das. Das Bergische Land kann sich aber dem Wandel nicht entziehen. So wird aus Acker ein Golfplatz und aus der Mühle ein Streichelzoo. Ein Ausflug, der sich lohnt.

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