Mercedes SLK: Ein Macho nicht nur für Machos

Der Mercedes SLK stand bei den weiblichen Kunden immer hoch im Kurs, so hoch, dass der kleine Roadster schon als "Frauenauto" verschrien war. Nur konsequent, dass der Hersteller zum Generationswechsel eine ordentliche Schippe Testosteron drauflegt. Die Preise beginnen bei 38 756 Euro.

 Die Front hat sich der Mercedes SLK beim großen Bruder SLS AMG abgeguckt.

Die Front hat sich der Mercedes SLK beim großen Bruder SLS AMG abgeguckt.

Foto: Werksfotos

Die Front des neuen Mercedes-Benz SLK hat ihr Vorbild in einer Macho-Mühle, wie es unter dem Stern keine zweite gibt: dem SLS AMG. Hier dominieren ein weit öffnender Schlund für den Lufteinlass, den eine kräftige Chromspange teilt, und der mittige Stern fast so groß wie ein Kuchenteller das Erscheinungsbild.

Aber der neue 4,13 Meter lange Zweisitzer will auch unter Sandalenträgern und Müesli-Genießern Freunde finden: Neue Motoren mit einem bis um ein Viertel gesenkten Verbrauch appellieren deshalb auch ans Öko-Gewissen und beweisen, dass Fahrspaß und schonender Ressourcenverbrauch miteinander vereinbar sind.

Als die erste Generation 1996 an den Start ging, war das faltbare Metalldach des SLK eine Sensation, und auch 2011 ist es wieder die bewegliche Haube, die für Furore sorgt. Der vordere Teil des Verdecks kann als sogenanntes "Magic-Sky-Control"-Dach bestellt werden, seine Lichtdurchlässigkeit ist variabel.

Per Knopfdruck am Frontscheibenrahmen, dort wo auch die Innenbeleuchtung sitzt, ist eine zusätzliche Taste angebracht, mit der im Glas eingelagerte Kristalle unter Strom gesetzt werden. Die Spannung regt diese Kristalle an und sorgt so für den Abblendeffekt. Bei sehr starker Sonneneinstrahlung, wenn das Open-Air-Fahren schon kein Vergnügen mehr ist, kann das abgedunkelte Dach den Lichteinfall bis auf ein Viertel mindern. Als Sonderausstattung kostet "Magic Sky" 2 368 Euro.

Der Vermännlichung widerstanden hat ein Ausstattungsmerkmal, das auch die härtesten Roadster-Fahrer irgendwann zu schätzen lernen: den sogenannten Air-Scarf. Er fönt angewärmte Luft in die Nackenpartie und dehnt so die Cabrio-Saison bis weit in den Herbst aus. Zusatzkosten: 488 Euro.

Leider ist die Grund-Renovierung des Fahrzeugs an den hinteren Seitenscheiben spurlos vorüber gegangen. Sie können bei geöffnetem Dach noch immer nicht hoch gefahren werden, was ein Zugluft-Einfallstor schließen und so zusätzlichen Komfort hätte bringen können. Der Preis des einfachen Windschotts zwischen den Überrollbügeln hat sich seit 2007 auf 166,60 Euro glatt verdoppelt.

Nach Meinung von Joachim Schmidt, Vertriebs-Verantwortlicher bei Mercedes, ist der typische SLK-Kunde "nicht weiblich oder männlich, sondern in erster Linie sportlich". Damit das so bleibt, blieb das Gewicht des SLK je nach Ausführung nahezu unverändert, die Motorleistung ist mit mindestens 135 kW/184 PS weiterhin reichlich vorhanden.

Neben der Einstiegsvariante gibt es den 1,8 Liter großen aufgeladenen Vierzylinder-Benziner auch als SLK 250 mit 150 kW/204 PS. Beide Versionen tragen mit rund 150 Gramm CO2 je Kilometer das Öko-Prädikat Blue Efficiency.

Vorläufiges Spitzenmodell ist der 225 kW/306 PS starke SLK 350, der zwar 167 Gramm im EU-Normtest emittierte, dafür aber auch den meisten Fahrspaß verspricht. Selbst ohne Abgasturbolader bringt er es auf 370 Newtonmeter Drehmoment und einen Spurt vom Stand bis auf 100 km/h in 5,6 Sekunden. Alle Motoren verfügen serienmäßig über eine Start-Stopp-Automatik.

Den Titel des Klassenbesten wird der 350er jedoch wohl wieder abgeben müssen. Zwar noch nicht offiziell bestätigt, aber sehr wahrscheinlich wird auch die neue Generation des SLK von einer AMG-Variante gekrönt. Die letzte Version holte aus einem 5,5 Liter großen V8-Motor 265 kW/360 PS.

Ob AMG nun noch draufsattelt oder nicht, reichlich Spaß ist auch mit dem Sechszylinder zu haben, der jedoch trotz erfolgter Modifikation der Abgasanlage ruhig etwas fülliger klingen könnte. Erstaunlicherweise ist das Sound-Erlebnis bei geschlossenem Dach intensiver als bei offenem.

Was Leistungsentfaltung, Ansprechverhalten und Wirtschaftlichkeit angeht, gibt es nichts zu tadeln, da braucht man nicht einmal den Sport-Modus zu bemühen. Schon im "E"-Modus harmonieren der Sauger und die 7G-Tronic so gut, dass nach der kurvigen Bergstrecke auf dem anschließenden Autobahnabschnitt schon Entzugserscheinungen drohen.

Der mit 2,43 Metern recht kurze Radstand fördert die dynamischen Qualitäten und hilft, zügig durch engste Kehren zu kommen. Das für 1 416 Euro extra erhältliche Fahrdynamik-Paket enthält ein verstellbares Fahrwerk und Aktivlenkung, wobei die Vario-Dämpfer wegen geringen Effekts verzichtbar erscheinen. Die Aktivlenkung ist auch einzeln zu haben (321 Euro).

Die sollte man sich gönnen, da jeder Dreh neue Freude entfacht. Und wenn die Fahrt gute drei Liter über dem EU-Normverbrauch mit rund zehn Litern je 100 Kilometern zu Ende geht, ist das ein Indiz dafür, dass der Hersteller seine Aufgabe prima gelöst und der sportlich ambitionierte Kunde mit einem Lächeln auf dem Gesicht aus dem Roadster steigen wird - egal, ob Mann oder Frau.

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