Ein ganz besonderer Landstrich

Das Siebengebirge vor der möglichen Beförderung: Vom Natur- zum Nationalpark - Das Gros der Besucher kommt aus der Region und sucht Erholung unter freiem Himmel

Ein ganz besonderer Landstrich
Foto: Homann

Siebengebirge. (fa) Naturschutzgebiet ist es schon, Naturpark ebenso, in Brüssel firmiert es als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat), und auch ein Europa-Diplom schmückt das Siebengebirge bereits seit Jahren. Nun soll es möglicherweise noch besser kommen: Denn bekanntlich gibt es sehr konkrete Pläne, das Siebengebirge als Nationalpark auszuweisen.

Hinter dieser Idee steht auch diejenige Institution, die zwischen Einsiedler- und Heisterbacher Tal seit über 150 Jahren die "erste Geige" spielt - der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS). Seine Geschichte reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Naturliebhaber die einzigartige Landschaft durch den Gesteinsabbau zunehmend bedroht sahen und auf die Ausweisung als Naturschutzgebiet hinwirkten. Später wurde der Wege- und Schutzhüttenbau zu einem der Schwerpunkte der VVS-Aktivitäten.

In den vergangenen Jahren sind es darüber hinaus die Besucherlenkung, Waldpädagogik und ein ausgedehntes Familienprogramm, mit denen der VVS in der Öffentlichkeit präsent ist. Vor einigen Jahren hat der inzwischen rund 1 600 Mitglieder zählende Verein auf der Margarethenhöhe sein Naturparkhaus eröffnet, das neben einem breiten Angebot an Broschüren und Postkarten eine Dauerausstellung über die heimische Flora und Fauna bereithält.

Übrigens hat der VVS vor geraumer Zeit analysieren lassen, wer das Siebengebirge besucht. Demnach stellen die 31- bis 40-Jährigen den größten Teil der Besucher. Knapp die Hälfte aller Siebengebirgstouristen kommen aus Bonn, Königswinter und Bad Honnef. Jeweils rund ein Fünftel rekrutiert sich aus dem Rhein-Sieg-Kreis sowie aus dem Raum Köln und dem übrigen Nordrhein-Westfalen.

Etwa ein Zehntel der Besucher wird aus anderen Regionen Deutschlands und Europas in den Naturpark gelockt. Mehr als die Hälfte aller Gäste entscheidet sich bei der Anreise für das eigene Auto. Der Rest wählt Bus und Bahn, Fahrrad oder Schiff - oder kommt per Pedes in die Sieben Berge. Weitere Ergebnisse der Erhebung, die sich auf eine Diplomarbeit stützt und von Pfadfindern durchgeführt wurde: Die meisten Besucher kommen, um Natur und Landschaft zu genießen, Sehenswürdigkeiten und Gastronomie spielen untergeordnete Rollen.

Zwar denken die Touristen mehrheitlich, dass der Name von "den sieben Bergen" stammt und nicht - wie es korrekt ist - von den Siefen, also den feuchten, schluchtartigen Tälern, von dem es zwischen den Erhebungen so einige gibt. Sehr wohl wissen die meisten Besucher, dass der Landstrich vulkanischen Ursprungs ist. Auch, dass das Siebengebirge ein Naturschutzgebiet ist, ist dem Gros bekannt, eine knappe Mehrheit kennt den VVS. Durchweg zufrieden äußerten sich die Befragten über die Wanderwege.

"An einem effektiven Naturschutz muss sich die gesamte Bevölkerung beteiligen. Die Voraussetzungen dafür scheinen gut zu sein, weil der Rückhalt bei den Menschen offenbar ungebrochen ist", sagt VVS-Vorsitzender Herbert Krämer. Für ihn ist dies auch ein Ansporn, sich vehement für die Umwidmung in einen "Nationalpark Siebengebirge" einzusetzen.

Seit Mai sind die Pläne, die von den betroffenen Städten durchweg unterstützt werden, in der Öffentlichkeit bekannt. Und während sich die einzelnen Nutzergruppen des Siebengebirges - etwa Freizeitsportler, Reiter, Jäger oder Waldbauern - die Frage nach den Konsequenzen einer Umwidmung stellen, werden die Befürworter des Projekts nicht müde, auf dessen Vorteile hinzuweisen und die "Nationalparkwürdigkeit" des Siebengebirges hervorzuheben.

Danach weist einerseits die Geologie zahlreiche Besonderheiten auf, die bereits für sich genommen eine Sonderstellung begründen. Auch ist die Gegend aufgrund seiner besonderen Flora und Fauna, der Vielzahl seiner Tier- und Pflanzenarten wie die Gelbbauchunke, zahlreiche Insektenarten und die Mauereidechse seit jeher ein schützenswertes Gebiet.

Als besondere Eigenart gilt außerdem der größte zusammenhängende Buchen-Eichenwald des Rheinlandes. Hinzu kommen ein sehr dichtes Netz naturnaher Bäche und Quellen und die Bedeutung als wichtiges Fledermausquartier. Nicht vergessen werden darf schließlich, dass im Siebengebirge bis heute auch ein Großteil jener Pflanzenarten vorzufinden ist, die es längst auf die "Rote Liste" der Naturschutzbehörden geschafft haben. Es zeigt sich: Der 30. Wandertag des General-Anzeigers durchquert einen ganz besonderen Landstrich.

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