GA-Wandertag 40 Jahre Bundespolizei in Swisttal-Heimerzheim

Rhein-Sieg-Kreis · Ziel des GA-Wandertags ist die Bundespolizei in Heimerzheim. GA-Autorin Gerda Saxler-Schmidt führte ein Interview mit dem Standortleiter Carsten Westerkamp.

 Der Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums der Bundespolizei in Heimerzheim, Polizeidirektor Carsten Westerkamp.

Der Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums der Bundespolizei in Heimerzheim, Polizeidirektor Carsten Westerkamp.

Foto: Gerda (FM) Saxler-Schmidt

Über die Entwicklung und die Herausforderungen am Standort Heimerzheim und der Bundespolizei allgemein sprach GA-Autorin Gerda Saxler-Schmidt mit dem Standortleiter, Polizeidirektor Carsten Westerkamp.

Es hat immer mal wieder Vermutungen gegeben, dass der Bundespolizei-Standort Heimerzheim keine Zukunft habe. Als Beleg wurden angeblich mangelnde Investition in die Gebäude und Verlagerung von Stellen an andere Standorte genannt. Wie ist die Situation aktuell?

Carsten Westerkamp: Aus meiner Sicht gibt es keine Anzeichen, dass der Standort gefährdet sein könnte. Was den Aspekt Immobilien anbelangt, so ist der Neubau eines 420-Betten-Hauses geplant. Die Genehmigung dafür steht kurz bevor, es fehlen nur noch letzte Entscheidungen. Die Bestandsgebäude aus den 1970er und 1980er Jahren stehen für Sanierungen an. Dieses wäre der nächste Schritt. Im Moment konzentrieren wir uns aber auf die so genannte Insel-Lösung mit diesem 420-Betten-Haus.

Erhalten Sie ausreichend Nachwuchskräfte?

Westerkamp: Das Aus- und Fortbildungszentrum liegt in einem Ballungsgebiet und mit dem Rhein-Ruhrgebiet in einem Einsatzschwerpunkt. Von dort erhalten wir dank der Ausbildungsoffensive der Bundespolizei mit umfangreichen Werbemaßnahmen auch sehr intensiv den Nachwuchs, den wir benötigen. Summa summarum: Das Aus- und Fortbildungszentrum in Heimerzheim ist nicht gefährdet.

Vor welchen Herausforderungen steht der Standort?

Westerkamp: Konkret die Bewältigung der Ausbildungsoffensive. Unsere Ausbilder müssen sich auf neue Rahmenbedingungen einstellen und ihre Kompetenzen stetig erweitern. Deshalb betreiben wir Fortbildungsmaßnahmen. Wir haben das FBE-Konzept entwickelt, das für den gesamten Bereich der Bundespolizei-Akademie in Kraft gesetzt wurde.

Was bedeutet das?

Westerkamp: FBE steht für Förderung, Betreuung und Erziehung von jungen Menschen. In dem Baustein Förderung geht es zum Beispiel um das Heranführen an E-Learning-Methoden. Im Bereich Betreuung bieten wir den Anwärtern nach dem Dienst zum Beispiel einen Kraftraum und einen Beachvolleyballplatz, aber auch soziale Ansprechpartner wie den sozialwissenschaftlichen Dienst oder die Seelsorge. Im Baustein Erziehung geht es zum Beispiel um Streitschlichtung und viele soziale Projekte mit Vereinen und Aktionen in Swisttal wie mit dem Nabu oder der Jugendhilfe.

Wie steht es um die materielle Ausstattung für die berufspraktische Aus- und Fortbildung?

Westerkamp: Für die Ausbildung steht in Heimerzheim eine professionelle Ausstattung zur Verfügung. Allerdings kommen wir durch die Ausbildungsoffensive und die Vollauslastung an unsere Grenzen was zum Beispiel die Belegung der Raumschießanlage anbelangt. Es ist schon großes Improvisations- und Organisationstalent gefragt. Aber darin war die Bundespolizei schon immer gut.

Wie viele Auszubildende haben Sie in Heimerzheim?

Westerkamp: Zurzeit rund 550 im mittleren Dienst, in etwa je zur Hälfte hier und ausgelagert. Die Ausbildung ist auf vier Standorte verteilt, weil die Kapazitäten in Heimerzheim nicht ausreichen. Dazu kommen noch 118 Auszubildende des gehobenen Dienstes. Ab dem 1. September 2018 wird die Gesamtzahl auf 735 Auszubildende des mittleren und gehobenen Dienstes steigen. Es gibt Einstellungstermine zum März und zum September. Das ist eine Maßnahme, um eine höhere Anzahl von künftigen Polizeibeamten ausbilden zu können. Die Zahlen bundesweit sprechen für sich: gab es im Jahr 2010 noch 10 817 Bewerber und 3426 Anwärter in der Ausbildung, waren es in 2017 schon 21 132 Bewerber und 7413 in der Ausbildung. Das ist eine Verdoppelung in sieben Jahren. Im Jahr 2018 wird es 2844 Einstellungen im mittleren und im gehobenen Dienst geben. Wir haben in den nächsten Jahren pensionsbedingt starke Personalabgänge. Insofern waren die Chancen für eine Ausbildung und eine Karriere bei der Bundespolizei noch nie so gut wie heute.

Westerkamp: Fortbildungen sind nur noch bis zu einer gewissen Größe möglich. So sind für dieses Jahr nur 553 Teilnehmer geplant. Im Vergleich zu 682 im Jahr 2017 und davor im Jahr 2016 noch 937.

Können Sie diese Leute alle unterbringen?

Westerkamp: Es ist klar, dass sich die Kapazität der Fortbildungen an der Ausbildung orientieren muss. Unsere Fortbildungsteilnehmer müssen wir teilweise in Hotels der Umgebung unterbringen.

Welche Stellung messen Sie Ihrem Standort Heimerzheim als Arbeitgeber in der Region bei?

Westerkamp: Wir haben rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschließlich der zivilen und ohne das Personal in den ausgelagerten Standorten. Die Zahl schwankt durch die Ausbildungszahlen ein wenig. Ich wüsste nicht, dass es in Swisttal einen größeren Arbeitgeber gibt und denke, dass die Region alleine durch die Kaufkraft dadurch profitiert.

Vor welchen Herausforderungen sehen Sie die Bundespolizei?

Westerkamp: Generell gilt es im Verbund mit anderen Behörden, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, insbesondere die Gefahren abzuwehren, die mit extremistischen und terroristischen Bestrebungen sowie den Herausforderungen durch die Migration in Deutschland im Aufgabenbereich der Bundespolizei zu bewältigen sind. Für den Bereich der Personalgewinnung müssen wir abwarten, wie sich der demografische Wandel entwickelt.

Spielen in diesem Zusammenhang Bewerber beziehungsweise Bundespolizeibeamte mit Migrationshintergrund und entsprechender Mehrsprachigkeit eine Rolle?

Westerkamp: Vom Grundsatz her ist es zur Konfliktbewältigung von Vorteil, wenn Beamte mit Bürgern mit Migrationshintergrund auch in deren Muttersprache kommunizieren können. Insbesondere in Ballungszentren mit einer hohen Anzahl von Bürgern mit Migrationshintergrund, wie dem Ruhrgebiet, erleichtert das die Arbeit.

Wie sieht es mit Frauen in Führungspositionen bei der Bundespolizei aus?

Westerkamp: Frauen sind in der Bundespolizei voll integriert. Sie nehmen die Aufgaben ohne Unterschied wahr und werden genauso eingesetzt wie Männer. Frauen sind bei der Bundespolizei in allen Arbeits- und Führungsebenen in den unterschiedlichsten Funktionen vertreten und leisten dort ihren Dienst. Dennoch wünschen wir uns höhere Bewerberzahlen von Frauen. In Führungspositionen gibt es bei uns Frauen zum Beispiel als Lehrgruppenleiterinnen.

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