GA-Sommergarten Pablo Paredes gastiert im Rheinhotel Dreesen

BONN · Verharren - dieses Wort muss für Pablo Paredes schrecklich sein. Stillstand ist nun wirklich das Letzte, was der Pianist chilenischer Herkunft, der seit mehr als 25 Jahren in Rösrath lebt, für sich und seine Musik will.

 Pablo Paredes tritt im Sommergarten auf.

Pablo Paredes tritt im Sommergarten auf.

Foto: Kölsch

Ganz im Gegenteil: Eine beständige Weiterentwicklung, das zeichnet ihn aus. "Ich brauche regelmäßig ein Update", erzählt der 48-Jährige, der am kommenden Sonntag, 1. Juni, mit seinem Trio den diesjährigen GA-Sommergarten im Rheinhotel Dreesen eröffnen wird, mit einem lauten Lachen.

Neue Impulse, neue Ideen, neue Erfahrungen sorgen dafür, dass sein Stil nicht eingefroren, sondern permanent im Fluss ist. "Ich will mich nicht immer neu erfinden, sondern mich kontinuierlich ausweiten", erklärt Paredes. Zuletzt etwa, indem er sein geliebtes Piano etwas in den Hintergrund treten ließ und sich im hauseigenen Studio mit den Möglichkeiten elektronischer Musik beschäftigte. "Mich interessieren die kreativen Prozesse", sagt er. Das Werkzeug ist dagegen zweitrangig.

Ursprünglich kam Paredes des Jazz wegen nach Deutschland. Rainer Brüninghaus hatte es ihm angetan, bei ihm und John Taylor, beide damals Dozenten an der Kölner Hochschule für Musik, wollte der 22-Jährige anno 1988 unbedingt studieren. "Als ich zum ersten Mal auf John traf, war ich sehr aufgeregt. Ich fragte, ob ich ein Stück von ihm vorspielen sollte, doch er lehnte ab.

“Das kenne ich doch schon„ sagte er. Und dann fragte er mich, ob ich nicht etwas aus meiner Heimat spielen könnte", erinnert sich Paredes. Ein entscheidender Moment. Denn die Vermischung von Jazz und lateinamerikanischer Folklore gehört seitdem zu den Konstanten im Schaffen des Pianisten, bildet gewissermaßen das Wurzelgeflecht, aus dem heraus Paredes in alle möglichen Richtungen rankt, neue Triebe wachsen lässt und Einflüsse absorbiert.

"Wichtig ist es für mich, immer wieder meine Wohlfühlzone zu verlassen", betont Paredes. "Ich male zum Beispiel auch - und bei meinem letzten Bild habe ich den Pinsel an einen drei Meter langen Stock gebunden und mit der linken Hand gearbeitet, um ja nicht in bekannte Schemata zu verfallen."

Ähnlich agiert er auch musikalisch. Weg vom sicheren Ufer, auf ins Unbekannte. "Ich habe mal ein Projekt mit einem Maler gemacht, der auf einer Metallplatte gearbeitet hat. Die Geräusche, die er gemacht hat, habe ich aufgenommen und als Grundlage für eine Komposition genommen", erzählt Paredes.

Es ist die Suche nach ungewöhnlichen Ansätzen, die ihn zu derartigen Experimenten treibt. Und die immer wieder Früchte trägt. "Derzeit arbeite ich mit einem Behinderten zusammen, der nur seinen Kopf bewegen kann - die Art, wie dieser Mensch Musik macht, ist einzigartig und fantastisch."

Doch was erwartet die Besucher des GA-Sommergartens? Paredes grinst nur. "Das wird eine Überraschung", verspricht er. Potenzielle Updates für seine Zuhörer.

Immerhin: Neben einem Flügel sollen auch ein paar alte Synthesizer auf der Bühne stehen, mit denen experimentiert werden soll. Und natürlich dienen einmal mehr die lateinamerikanischen Klänge, Lieder und Tänze als Basis. Alles Weitere bleibt bewusst offen. Erfahrungen setzen schließlich Wagnisse voraus. "Bislang war es immer schön", verspricht Paredes. Beste Voraussetzungen also für einen Auftakt nach Maß.

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