Siegburg Mittelalterlicher Markt endet mit Maskenumzug und Feuerspektakel

SIEGBURG · Ganz unterschiedliche Welten sind am Samstag in der Siegburger Fußgängerzone aufeinandergetroffen. Auf der einen Seite unheimliche Gestalten mit Tier- und anderen furchteinflößenden Masken, die ihren Weg vom Markt zur Kaiserstraße durch den Brauhof und wieder zurück zum Markt durch die Holzgasse bahnten. Dabei begleitet wurden sie von Hörnern und Trommeln, gespenstischer Fackelschein umgab sie.

 Beeindruckende Feuerakrobatik gab es auf der Bühne am unteren Markt zu sehen.

Beeindruckende Feuerakrobatik gab es auf der Bühne am unteren Markt zu sehen.

Foto: Paul Kieras

Und auf der anderen Seite kamen ihnen Menschenscharen entgegen, die mit Tüten und Taschen bepackt waren. Aus gutem Grund: Es war lange Einkaufsnacht bis 24 Uhr, die vielen Menschen strömten in die Geschäfte und nutzten das Angebot aus, bis Mitternacht einkaufen zu können. Und die Ladenbesitzer berichteten anschließend durchweg von regem Zulauf und guten Umsätzen.

Beim Rauhnacht-Maskenumzug blieben viele Besucher stehen, zückten die Handys und schossen Fotos, wie einzelne Umzugsteilnehmer katzenartig auf Bänke hüpften, Laternenmasten ansprangen oder wild mit ihren Pechfackeln wedelten und dabei animalische Laute ausstießen.

Die Rauhnächte gehen auf heidnische Bräuche zurück, bei denen man dem üblen Treiben der bösen Geister Einhalt gebieten wollte, indem man die Wohnräume und Ställe ausräucherte. Die Rauhnächte beginnen zum Thomasfest am 21. Dezember und gehen bis zum 6. Januar.

An der Kreuzung Holzgasse/Kaiserstraße stellte sich den unheimlichen Gesellen der furchtlose Mönch "Bruder Ungemach" entgegen, verdammte die "Unseligen" für ihr heidnisches Treiben und jagte sie mit üblen Beschimpfungen davon. Die machten sich über das "Mönchlein" lustig, bauten sich drohend vor ihm auf und suchten dann hysterisch und gehässig lachend das Weite.

Für einen Moment vergaßen die vielen Besucher der Stadt, die aus allen Teilen der weiteren Region angereist waren, den Weihnachtsstress und ihre Einkaufszettel. Sie genossen das Schauspiel, das ihnen geboten wurde. Selbst die Gäste der größten Glühweinbude Siegburgs am Kaufhof kamen mit Bechern in der Hand angelaufen, um sich das beeindruckende Spektakel nicht entgehen zu lassen.

Und wer seine Einkäufe erledigt hatte oder einfach nur eine Pause einlegen wollte, gesellte sich unter das Volk auf dem mittelalterlichen Markt, der mit einem letzten Höhepunkt die Siegburger und viele Fremde begeisterte. Beim Rauhnacht-Feuerspektakel, begleitet von brachialer Musik, loderten die Flammen "in vielerlei Art und Weise, damit das Feuer der Liebe in jedwedem Herzen brennt und die harten Winternächte ihren Schrecken verlieren", raunte einer der Gaukler einem Unwissenden unter den Zuschauern zu.

Die Show, die dann auf der Bühne am unteren Markt folgte, riss das Publikum mit. Das war Akrobatik auf ganz hohem Niveau, die nichts mit der üblichen Jahrmarktunterhaltung zu tun hat und zeigte, dass die Mitwirkenden absolute Profis sind.

Nicht nur die stetig wachsende Fangemeinde des mittelalterlichen Marktes bedauerte am Sonntag, dass schon wieder Schluss war für dieses Jahr. Auch Büttel Mollinarius, der seit 22 Jahren dabei ist und von Siegburg als seiner zweiten Heimat spricht. Er schwärmte zum Abschied von dem bisher besten Markt, den er erlebt habe.

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