Bonner Weihnachtsmarkt "Holländer und Engländer trinken gerne"

BONN · Der Weihnachtsmarkt ist ein Publikumsmagnet für Touristen. Manch ein Händler beklagt aber einen deutlichen Rückgang der Besucher aus dem Ausland.

 Dichtes Gedränge herrscht zwischen den Buden des Bonner Weihnachtsmarkts.

Dichtes Gedränge herrscht zwischen den Buden des Bonner Weihnachtsmarkts.

Foto: Horst Müller

"Deutschland ist immer schön für so was", sagt Patrick und lacht. Dann fährt der 54-jährige Belgier in Englisch weiter fort: Diese schönen, geschmückten Buden aus Holz, die eine ganz eigene Stimmung verbreiten, dieser Mix aus netten kleinen Verkaufsständen und dem reichhaltigen Angebot an Essen und Trinken - das sei es, was ihn und seine Frau Greta aus Antwerpen lockt. "Letztes Jahr waren wir schon hier, und es hat uns so gut gefallen, dass wir wiedergekommen sind. So etwas gibt es bei uns in Belgien nicht."

Diesmal mit dabei: die Freunde Christel, 49, und Rudi, 51, mit Sohn Glenn, 24, und dessen Freundin Erika, 24. "Wir haben ein Wochenendpaket im Internet gebucht", erzählen die Belgier: zwei Übernachtungen im Hotel Mercure auf dem Hardtberg inklusive eines Tickets für Bus und Bahn. Und was schmeckt ihnen hier am besten? "Bratwurst und Glühwein", sind sie sich einig. Christel haben es die Kerzenstände besonders angetan.

Der Bonner Weihnachtsmarkt - ein Touristenmagnet? "Vor zehn Jahren kamen deutlich mehr Touristen", meint Werner Schmidt, der mindestens zum dreißigsten Mal mit seinem Süßwarenstand auf dem Bonner Weihnachtsmarkt steht. Seit zwei Jahren betreibt er gegenüber von Starbucks auch noch eine Bude mit Kakao- und Kaffeespezialitäten. "Früher, da kamen die Holländer und Engländer in Scharen, ganze Busflotten brachten sie nach Bonn. Da verkauften wir die Lebkuchenherzen im Zehnerpack", erzählt der 61-Jährige.

"Eine Studie zu Tourismus und Weihnachtsmarkt gibt es derzeit leider nicht. Wir können jedoch anhand der Erfahrungen und auf Grund von Anfragen und Buchungen über die T & C eine Einschätzung abgeben", sagt Inga Kiemen von der Tourismus & Congress GmbH (T & C): "Die wesentlichen Quellmärkte des Weihnachtsmarktes sind im Inland das Land NRW selbst sowie die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Im Ausland Belgien, die Niederlande und Luxemburg sowie Großbritannien."

Die Struktur der Gästegruppen des Weihnachtsmarktes setzt sich laut T & C zum Großteil zusammen aus Tagesbesuchern aus Bonn und der Region sowie Tagestouristen aus einem Umkreis von 200 Kilometern, die mit dem Auto oder organisiert mit dem Bus anreisen. Übernachtungsgäste reisen zudem, gerade aus Großbritannien, per Flugzeug an. Eine weitere starke Zielgruppe seien Gäste von Flusskreuzfahrtschiffen, die in Bonn halten und den Weihnachtsmarkt besuchen.

"Holländer und Engländer trinken gerne", sagt Timo Dederichs vom Hüttenzauber und lacht. Touristen macht er vor allem am Wochenende aus. Dass der Weihnachtsmarkt am Freitag eine lange Nacht erfuhr, fand er gut. "Das wurde gut angenommen. Wir hatten bis 23.30 Uhr Ausschank." Weniger gelungen fand er, dass die großen Kaufhäuser nicht mitgemacht hätten. "Vor allem Auswärtige, die extra angereist waren, waren enttäuscht", meint Dederichs.

Ganz privat sind Aneta, 27, und Kamil, 26, aus Polen angereist. "Das ist eine so schöne Stimmung, dass einem richtig warm wird ums Herz zur Weihnachtszeit", sagt Kamil in perfektem Deutsch. Kein Wunder. Er lebte sieben Jahre in Deutschland, und seine Partnerin ist studierte Germanistin. Sie sind eigens wegen des Bonner Weihnachtsmarkts aus Danzig angeflogen - aber auch wegen der freundschaftlichen Bande zu Christian Mansfeld. Der 46-Jährige aus Niederkassel kennt Aneta aus der Zeit, als die junge Polin als studentische Aushilfe in der Rheinischen Konservenfabrik Georg Seidel in Sechtem arbeitete. Das sei aber nun schon einige Jahre her.

"Bei uns in Polen gibt es auch Weihnachtsmärkte, aber die sind ganz anders", erzählen beide. Es seien vielmehr kommerzielle Verkaufsstände. "Sie reizen jedenfalls nicht dazu an, mit Freunden über den Markt zu flanieren. Und solche Buden, wo es etwas zu essen und trinken gibt, gibt es auch nicht." Natürlich schmeckt ihnen auch der Glühwein, und Aneta liebt heiße Waffeln mit Nutella.

Und ein Auge auf die Lebkuchenherzen von Marlies Eisbusch hat die Polin auch geworfen. "Herz ist immer Trumpf", sagt die 61-jährige Bonnerin, die nach 40 Jahren schon so gut wie zum Inventar des Bonner Weihnachtsmarktes gehört. Haben sich nach all den Jahren irgendwelche neuen Vorlieben entwickelt? Die Bonnerin muss gar nicht lange nachdenken: "“Ich liebe Dich„ ist wieder voll im Trend."

Wenig konkrete Zahlen

Wie viele Touristen zum Bonner Weihnachtsmarkt kommen, darüber gibt es weder bei der Stadt Bonn noch bei der Tourismus & Congress GmbH (T & C) konkrete Zahlen. Allerdings zum Ausgabeverhalten kann die T & C etwas sagen: Das liegt bei Tagestouristen bei 31,40 Euro pro Person und Tag, bei Übernachtungstouristen liegt es bei 145,60 Euro Person und Tag. Die Zahlen kommen von der Marktforschung Tourismus NRW . Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei 1,9 Tagen bei Übernachtungsgästen.

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