Mit dem Mountainbike durchs Siebengebirge Auf breiten Reifen durchs Gelände

KÖNIGSWINTER · Nichts für Angsthasen: Zusammen mit der Mountainbikegruppe des Deutschen Alpenvereins sind die Sommer-Reportervon General-Anzeiger und Radio Bonn/Rhein-Sieg auf Tour durch das Siebengebirge und an ihre eigene Grenzen gegangen.

 Keine Angst vor steilen Abfahrten: Trainer Jörg Alshut (rechts) zeigt Volontär Marcel Dörsing, worauf es beim Mountainbikefahren ankommt.

Keine Angst vor steilen Abfahrten: Trainer Jörg Alshut (rechts) zeigt Volontär Marcel Dörsing, worauf es beim Mountainbikefahren ankommt.

Foto: Simon Bartsch

Ich habe doch geahnt, dass die Sache einen Haken hat: "Mit dem Mountainbike durchs Siebengebirge fahren" - das klang in meinen Ohren nach wilden Abfahrten, weiten Sprüngen und kühlem Fahrtwind.

Seitdem wir die Rheinpromenade Richtung Oberkassel verlassen haben, geht es aber erst einmal nur bergauf. "Wer hinunterfahren möchte, muss halt erst einmal hochfahren", ruft mir Jörg Alshut zu, der direkt vor mir fährt.

Der hauptberufliche Feuerwehrmann in Bonn ist Mountainbiker aus Leidenschaft. Seit rund 15 Jahren ist er regelmäßig auf den Wald- und Schotterpisten im Siebengebirge unterwegs, kennt hier jede Wurzel und jeden Stein. Zwei Mal im Monat bringt der 44-Jährige auch Anfängern wie mir beim Mountainbiketreff des Deutschen Alpenvereins etwas bei. Dabei können auch Nicht-DAV-Mitglieder, die das Siebengebirge einmal mit dem Mountainbike durchkreuzen wollen, in die Welt des trendigen Sports hineinschnuppern. Heute haben sich neben den Reporterkollegen Simon Bartsch und Chris Necke vom Radio Bonn/Rhein-Sieg noch vier weitere Mountainbiker mit uns auf den Weg gemacht.

Das Ziel, das Alshut für unsere heutige Ausfahrt ausgegeben hat: "Wir werden versuchen, ein paar der Gipfel des Siebengebirges zu erklimmen, auf jeden Fall den Petersberg und den Drachenfels."

Zuerst setzen wir allerdings Kurs Richtung Vinxel, von wo wir weiter über die Weinberge in Oberdollendorf zur Klosterruine Heisterbach radeln. Sehr schnell wird die asphaltierte Straße zu einem festen Waldweg. Hölzchen knacken unter den breiten Reifen, Steinchen fliegen wie kleine Geschosse zur Seite - kurze Ablenkungen auf dem anstrengenden Anstieg. Während ich vor allem mit der Steigung, meinem geliehenen Mountainbike der Firma Radon und meinem Schweinehund beschäftigt bin, setzen Alshut und Mitfahrer Florian Melchers, der ebenfalls viele Stunden in der Woche auf dem Rad verbringt, bereits zu lockeren Fachsimpeleien über Fahrradschaltungen und Federgabeln an.

Beide tragen das gleiche Trikot mit der Aufschrift "7-Hills-Team", der Name ihrer Mountainbikemannschaft. Auch auf Touren in der Eifel, im Ahrtal oder auf Wettkämpfen zeigen sie so, wo ihre fahrerische Heimat liegt. "Klack", ich schalte einen Gang runter. Sofort wird der Tritt leichter. Trotzdem hängt meine Nase knapp über dem Lenker, mein Kopf wankt rhythmisch von einer Seite zur anderen. Ein Wackeldackel auf Pedalen. "Klack", wieder hüpft die Kette meines Mountainbikes auf ein kleineres Ritzel. Mein Blick heftet sich an meinen Vordermann. Ich sehe die zwei durchtrainierten und obendrein rasierten Männerwaden von Jörg Alshut, die scheinbar mühelos auf und ab fliegen.

Noch 20, vielleicht 30 Meter, dann ist der erste Anstieg geschafft. Bereits jetzt dürfte den erfahrenen Bikern klar sein: Für den Gipfel des Peterbergs wird es mit den untrainierten Reportern heute nicht reichen. "Das Siebengebirge ist auf jeden Fall auch für Anfänger geeignet, man sollte das Gelände aber nicht unterschätzen und sich bei den ersten Touren nicht zu viel zumuten", sagt Alshut. Und damit auch die untrainierten Zeitungs- und Radioreporter nicht überfordert werden, wartet die Mountainbikegruppe nach jedem erneuten Anstieg bis auch die Nachzügler wieder aufgeschlossen haben.

Mit dem Mountainbike durchs Siebengebirge

Nur einmal möchte Alshut nicht stehen bleiben, als die Gruppe direkt neben einem riesigen Ameisenhügel Halt macht. "Das ist jetzt wirklich der denkbar schlechteste Platz für eine Pause", ruft er. Zeit zum Durchatmen gibt es dann allerdings in den Oberdollendorfer Weinbergen - ohne ein Glas Wein, dafür aber mit einer Aussicht, die für die schmerzenden Beine entlohnt.

Wenig später geht es das erste Mal etwas steiler bergab. Ich muss aufpassen, dass mich das Rad nicht abwirft, so sehr schüttelt es mich auf dem Sattel. Das bekommt auch Florian Melchers mit. Der 39-Jährige ist ebenso wie Alshut ein erfahrener Mountainbiker. "Geh bei der Abfahrt aus dem Sattel, verlagere Dein Gewicht nach hinten, die Knie leicht gebeugt, so lässt Du das Fahrrad für Dich arbeiten", sagt er.

Ich bin erstaunt, was das Rad so alles wegsteckt, aber was geschieht, wenn einmal etwas kaputt gehen sollte? "Keine Sorge, wir haben alles Nötige dabei", sagt Alshut. Aus den Rückentaschen seines Trikots zaubert er einen Ersatzschlauch, ein Multifunktionswerkzeug und eine Luftpumpe hervor - jedes Teil sieht aus wie die Miniatur eines Originals.

Langsam begreife ich, was den Reiz am Mountainbikefahren im Siebengebirge ausmacht. Der Wald mit seiner Licht siebenden Wirkung bietet den idealen Rahmen, um auch bei heißem Wetter richtig anstrengenden Sport betreiben zu können. Und der Untergrund bietet immer neue Herausforderungen, von Asphalt- und Schotterpisten, über holprige Wurzelpfade bis zu regelrechten Geröllwegen. Das alles in der wunderbaren Landschaft des Naturparks. Immer wieder begegnen uns hier auch Spaziergänger. Jedes Mal grüßen sich die Gruppen freundlich, einmal ernten wir an einem Berg sogar Szenenapplaus.

"Gerade im Siebengebirge herrscht manchmal eine sehr angespannte Stimmung zwischen Wanderern und Fahrradfahrern", sagt Alshut. Er selbst habe in all den Jahren allerdings nur eine kleinere Auseinandersetzung mit einem Wanderer gehabt. "Ansonsten kommen wir mit den Spaziergängern wunderbar zurecht." Dennoch weiß Alshut, dass es auch andere Fahrer gibt, die den Ruf der Mountainbiker durch ihr Verhalten beschädigen. "Es gibt Einzelne, da kannst Du selbst so freundlich sein wie Du willst, dann kommen die und Deine Freundlichkeit ist wieder vergessen."

Schwarze Schafe gebe es allerdings nicht nur unter den Mountainbikern, sondern genauso auf der anderen Seite. Immer wieder passiere es, dass Wege mit Baumstämmen blockiert würden, die zu gefährlichen Situationen für die Radler führen können. "Vor zwei Jahren wurde sogar ein Drahtseil über einem Weg gespannt, in das dann ein Mountainbiker hineingefahren ist", sagt Alshut.

Auch Oliver Sävert ist heute zum ersten Mal beim Mountainbike-Treff im Siebengebirge dabei. Der 31-Jährige ist ebenfalls Mountainbike-Neuling. "Ich war auch schon alleine im Siebengebirge unterwegs, da kannte ich mich mit den Wegen allerdings nicht so gut aus", so Sävert. Das Ausdauertraining möchte er gerne regelmäßig zum Ausgleich seines Lieblingssports Basketball betreiben. Ausdauertraining würde wohl auch meinen Kollegen und mir gut tun. Unsere Tour führt uns am Fuße des Petersberg vorbei über die Margarethenhöhe zum Milchhäuschen.

Die letzten Kilometer waren pure Erholung für die Beine. Jetzt noch auf den Drachenfels? Wir lehnen dankend ab, wollen die Gruppe aber nicht ausbremsen und bieten an, dass wir hier aussteigen. "Kommt nicht in Frage", sagt Alshut. "Wir sind zusammen gestartet und wir kommen gemeinsam an." So geht es mit der Gruppe endlich bergab. Ich erinnere mich an die Tipps und schiebe mein Gesäß nach hinten über den Sattel. Meine Beine und die Federgabel schlucken jeden Schlag und lassen mich über Wurzeln und Steine fliegen. Nach 30 Kilometern durch das Siebengebirge geht es jetzt mit Fahrtwind im Gesicht dem Rhein entgegen. So, genau so, hatte ich mir das vorgestellt.

Die Mountainbikegruppe der DAV-Sektion Bonn trifft sich jeden ersten und dritten Samstag im Monat um 13.30 Uhr am Busparkplatz Ramersdorf. Weitere Infos unter http://www.dav-bonn.de/Mountainbikegruppe.html

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