Archäologischer Landschaftspark So lebten die Römer in der Eifel

Nettersheim · Im Eifelort Nettersheim - nur eine Autostunde von Bonn entfernt - kann man römische Geschichte hautnah erleben: Hier an der wichtigen Agrippastraße, die von Trier in das römische Colonia führte, lag einst der Ort Marcomagus. Seit 2009 konnte das Archäologische Institut der Universität zu Köln Reste dieser Siedlung auffinden.

Manche wurden für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Darunter befinden sich Wohn- sowie Befestigungsanlagen, Reste der ursprünglichen Straßenführung, aber auch die bereits über die Eifel hinaus bekannte Görresburg, ein Matronenheiligtum.

Die Fundstellen wurden nun im Archäologischen Landschaftspark sichtbar und zugänglich gemacht. Der Eintritt ist frei. Ein eingerichteter Erlebnis-Rundweg lädt Wanderer dazu ein, den römischen Alltag kennen zu lernen. Familien und Gruppen finden darüber hinaus eine Vielzahl speziell zugeschnittener Veranstaltungen und Aktionen, um selbst hautnah in das römische Leben eintauchen zu können.

"Der Landschaftspark steht den Besuchern seit dem 18. Mai offen. In den ersten Wochen ist er bereits mit großem Interesse angenommen worden, und wir erwarten in den Sommermonaten viele Gäste. Der Besuch lohnt sich auch für Familien, weil wir das Thema auch kindgerecht aufgearbeitet haben", erklärte Imke Ristow, Leiterin des Landschaftsparks.

Die Kunsthistorikerin begleitete den Autor auf dem 4,5 Kilometer langen Rundweg, den man zu Fuß oder auf dem Fahrrad absolvieren kann. Start und Ziel sind am Naturzentrum Eifel in Nettersheim. Ein Tipp: Wer weder per Pedes noch mit dem Rad unterwegs sein will, der kann sich einen geschlossenen römischen Reisewagen ausleihen, der von Pferden gezogen wird.

  • Station I - Auf Römerstraßen unterwegs: Straßen waren die Lebensadern des riesigen römischen Reichs. Die Fernstraßen in den Provinzen waren in der Regel Schottertrassen, nur in größeren Siedlungen gab es eine Pflasterung. Eine Besonderheit sind die kargen Böden rechts und links des Weges. Je nach Jahreszeit wachsen dort geschützte Pflanzen: Kuhschelle im Frühjahr, Händelwurz im Frühsommer, Deutscher Enzian und Fransenenzian im Herbst. Heimische Orchideen sind ebenfalls entlang der Römerstraße anzutreffen.
  • Station II - Besuch bei den Matronen: In diesem Heiligtum wurden die Aufanischen Matronen, einheimische Schutzgottheiten, verehrt. Seit dem ersten Jahrhundert nach Christus opferte man hier zuerst an einem Erdaltar, später wurden Steinbauten errichtet.
  • Station III - Ausblick auf Marcomagus: Richtung Süden erstreckt sich die römische Siedlung entlang der Agrippastraße hinab in das Urfttal. In nördlicher Richtung ging es nach Tolbiacum (Zülpich).
  • Station IV - Leben im Vicus: Wohnen und arbeiten unter einem Dach: Typische Bauform für die Nordwestprovinzen des römischen Reichs war das Streifenhaus mit langrechteckigem Grundriss. Zwischen den aufgereihten Häusern bestand ein Abstand in Gehwegbreite.
  • Station V - Römer auf Straßenposten: Sicherheit und Kontrolle waren in spätrömischer Zeit sehr gefragt. Ganz nah am Urftübergang bauten die Römer deshalb eine Befestigungsanlage direkt auf der Straßentrasse. Die Umfassung des Kastells wurde wieder sichtbar gemacht.
  • Station VI - Rennofen: In der römischen Siedlung wurde über einen längeren Zeitraum intensiv Eisen verhüttet. Dafür wurden Öfen aus Lehm, sogenannte Rennöfen, errichtet, die mit Eisenerz und Holzkohle befüllt und ein bis zwei Tage befeuert wurden. Als Ergebnis erhielt man Schlacke mit Eisen, das vom Schmied herausgearbeitet werden konnte.
  • Station VII - Taverne: Die Rast hat man sich jetzt verdient. In der Taverne lassen sich Speisen und Getränke nach römischen Rezepten genießen - oder man kocht selbst (Anmeldung im Naturzentrum erforderlich).
  • Station VIII - Römischer Garten: Die Römer brachten viele Gemüse- und Obstsorten, Gewürz- und Heilkräuter mit nach Germanien. Sie bereichern die deutsche Küche bis heute. Ein Tipp: Ein Blatt der Weinraute, zur Römerzeit ein beliebtes Gewürzkraut, zwischen den Fingern zerreiben und den intensiven Duft riechen. Danach hat man das Ziel am Naturzentrum erreicht. Dort stehen weitere Angebote zur Verfügung (siehe unten).

Archäologie erleben

Im Naturzentrum Eifel können verschiedene Aktivprogramme für Schulklassen, Gruppen und Kindergeburtstage gebucht werden. Zum Beispiel können Kinder unter dem Motto "Archäologie zum Anfassen" unter Anleitung von Profis graben und nach alten Steinen und Scherben suchen. Außerdem gibt es an jedem ersten Sonntag im Monat Forschertage und an jedem zweiten Sonntag im Monat Erlebnissonntage.

Zusätzlich sind jederzeit geführte Wanderungen, Exkursionen und Kutschfahrten buchbar. Ausleihen kann man sich römisches Marschgepäck und eine Erlebnistasche Archäologie.Wer weitere Denkmäler aus der Römerzeit besichtigen will, der findet rund um Nettersheim zahlreiche Angebote: Quellfassung "Grüner Pütz", Villa Rustica in Rupperath und den Matronentempel in Zingsheim. Wer über Nacht in der Eifel bleiben will, der kann ruhen wie die Römer - und zwar in den historischen Werkhäusern in Nettersheim, ein nicht alltägliches Übernachtungsangebot in drei Zimmern für jeweils zwei bis vier Personen. Kontakt und Buchung: Tourist-Info im Naturzentrum Eifel, Rufnummer 02486/1246.

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