Radtour entlang des Pleistals Kälbchen, eine Motte und das "Grüne C"

NIEDERPLEIS · Die Radtour entlang des Pleisbachs führt zu Burg und Mühle von Niederpleis. Gemütliche Genießer-Tour mit etwas Geschichte und viel Natur.

 An der Burg Niederpleis werden Spargel und Erdbeeren angebaut, Herzstück des Betriebes sind Hofladen und Gastronomie.

An der Burg Niederpleis werden Spargel und Erdbeeren angebaut, Herzstück des Betriebes sind Hofladen und Gastronomie.

Foto: Uta Effern-Salhoub

Grillen zirpen, Vögel zwitschern, Kühe schnauben: Start zur gemütlichen, familien- ebenso wie seniorentauglichen Tour durchs Pleisbachtal. Der Bach ist hier schon ein paar Kilometer "alt", entsteht er doch durch den Zusammenschluss von Logebach und Quirrenbach in der Nähe der Königswinterer Ortschaft Hüscheid.

Sich ihm zur Seite zu gesellen und durchgehend bis zur Mündung in die Sieg "mitzufahren", bietet sich ab Königswinter-Bockeroth an, wenn man einen freien Nachmittag zur Verfügung hat und einmal einen tieferen Blick in einen Naturraum gewinnen möchte, dem man sonst vielleicht im Vorbeifahren nur flüchtige Blicke schenkt.

Vom Brücklein am Ortseingang Bockeroth bei Uthweiler kann man das Gewässer gut betrachten. Etwa hundert Meter westlich der Brücke zweigt ein Feldweg von der Bockerother Straße ab: "Landwirtschaftlicher Verkehr frei". Hier sind Radler, die sich die kleine Genusstour an den Gefilden des Pleisbachs gönnen möchten, richtig. Man hört den Bach jetzt nur noch entfernt plätschern, denn er hält sich, abgeschirmt von Bäumen, sehr bedeckt.

Dafür ziehen andere Akteure entlang des Feldwegs in Richtung Niederscheuren das Interesse auf sich: Hähne krähen im Duett, Bäume, voll behangen mit kleinen Äpfelchen, bezaubern, dazu fallen kleine Bauerngärten mit bunten Sommerblumen ins Auge und natürlich die Kühe mit ihren auf der Wiese umherspringenden Kälbchen.

Im Dorf Niederscheuren ist die Welt noch in Ordnung, so scheint es. Die Bewohner halten Mittagsruhe, geben aber auch bereitwillig Tipps, wenn plötzlich ein ortsunkundiger Radler vor der Tür steht. So bestätigt Renate Kneip in ihrem gepflegten Fachwerkhaus in Niederscheuren: "Am Pleisbach können Sie herrlich radeln, bis zur Burg Niederpleis.

Wir sind anschließend schon bis Mondorf gefahren, an der Sieg entlang." Adieu Niederscheuren, es geht auf die nach dem Bach benannte Pleistalstraße (L 143), hier Deutsche Alleenstraße. Ein breiter Radweg leitet unter der A3-Brücke hindurch und bis Birlinghoven, Orientierungspunkt Firma Hennecke.

Obwohl A 3 und ICE-Trasse nicht fern sind, beginnt hier im östlichen Sankt Augustin der erstaunlich ruhige Landschaftsraum Pleisbachtal, ein "beispielhaftes Lehrstück der Renaturierung von Gewässern", sagen die Experten vom Grünen C. Damit ist das Gemeinschaftsprojekt von sechs Städten und Gemeinden unter Beteiligung des Rhein-Sieg-Kreises gemeint, die sich zusammentaten, um schöne grüne Areale der Region langfristig zu sichern und miteinander zu verbinden.

In den Weg eingelegte Beton-Markierungen weisen die Richtung zu "Rhein" und "Sieg". Der Siegburger Michaelsberg rückt ins Blickfeld. Bei genauem Hinsehen erkennbar: die Kuppe der mittelalterlichen Niederungsmotte. Eine Tafel am Wegesrand klärt über die Hügelburg auf. Erreicht ist die Station Pleistal des Grünen C: Picknick-Tische und -Bänke in Wellenform animieren zum Halt. Schautafeln klären hier über Flora und Fauna im Pleisbachtal auf.

Dem Gebiet geht es heute besser denn je. Als vor 15 Jahren die ICE-Trasse gebaut wurde, führte das zu massiven Eingriffen in die Landschaft. Sie mussten anderswo ausgeglichen werden, "das kam auch dem Pleisbach und seinem Tal zugute", erfährt der Radler an der Station. Nun sollte man die Route verlassen und den Abstecher zur Niederpleiser Mühle machen: Von der Station des Grünen C führt seit vorigem Sommer ein Weg über eine neu gebaute Brücke über den Pleisbach zu dem Kulturdenkmal.

Die 1396 erstmals erwähnte Wassermühle ist die einzige noch erhaltene Mühlenanlage im Stadtgebiet Sankt Augustin, 1998/99 umfassend restauriert. Mittags und ab 18 Uhr kann man bei schönem Wetter im Biergarten "da Bruno" (Weber) einkehren, sonntags durchgehend ab 11.30 Uhr.

Eine Kaffeepause ist auch bei Karin Krautscheid unter der alten Hainbuche im nahen "Wanderstübchen" möglich. Oder schließlich in der markanten Burg Niederpleis, wo die Tour endet - wenn man nicht Zeit und Energiereserven hat und gleich auch noch die Siegauen miterkunden will.

Chefin Verena Nordhorn serviert hausgebackenen Kuchen (Freitag ab 16, Samstag ab 14, Sonntag ab 10 Uhr); parallel ist der Hofladen geöffnet, in dem landwirtschaftliche Produkte ebenso wie Dekoartikel feilgeboten werden. Die heutige Burganlage entstand um 1872. Sie wird in einer Chronik von 1071 als Rittersitz erstmals urkundlich erwähnt.

Service-Infos

Strecke: Die Strecke Königswinter-Bockeroth bis Burg Niederpleis ist nur rund acht Kilometer lang.

Profil: Die Strecke ist durchweg flach und auch für wenig trainierte Radler und Familien mit Kindern problemlos an einem Nachmittag hin und zurück zu fahren.

Infos/Einkehr:

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