Mercedes SLR Roadster: Der Extremsportler

Die drei Buchstaben SLR stehen für Faszination im Motorsport. Schon 1955 gehen die Silberpfeile unter dem Namen 300 SLR an den Start der 22. Mille Miglia.

Mercedes SLR Roadster: Der Extremsportler
Foto: dpa

Stirling Moss steuert einen der Mercedes-Rennwagen von Brescia aus über die italienischen Landstraßen. 1 000 Meilen ist die Strecke lang. Es ist sein erster Einsatz für die Marke mit dem Stern, und er will gewinnen.

Mit einem Durchschnittstempo von gut 157 km/h siegt er nach zehn Stunden und knapp acht Minuten. Das Auto mit den Flügeltüren und seitlichen Auspuffrohren ist in aller Munde. Jeder kleine Junge schwärmte seinerzeit von dem Silberpfeil mit den außergewöhnlichen Stilelementen.

Aber nur sehr wenige von ihnen können sich den Traum, einen SLR zu fahren, 50 Jahre später erfüllen. Freilich nicht mit Originalen, denn die befinden sich in der Hand von Sammlern oder Museen. Ende der neunziger Jahren hat sich Mercedes entschieden, zusammen mit der Formel-1-Schmiede McLaren einen modernen Hochleistungssportwagen mit Elementen aus der Formel 1 zu bauen.

Zunächst wird der "SLR-Nachfolger" mit V8-Kompressormotor 1999 nur auf Messen als Studie gezeigt. Die Fahrzeugstruktur besteht jetzt aus hochfestem, aber extrem leichtem Carbon. Stilistisch erinnern die beiden Ausstellungsstücke, Coupé und Roadster, an die legendären Flügeltürer aus den fünfziger Jahren.

Ende der neunziger Jahre gewinnt Mika Häkkinen die Formel-1-Fahrerweltmeisterschaft mit dem McLaren-Mercedes-Team. Gleichzeitig wird die Vision vom modernen, supersportlichen SLR Wirklichkeit. Der neue SLR, gebaut bei den englischen McLaren-Profis, feiert 2003 seine Weltpremiere.

Der von Mercedes-AMG entwickelte V8-Kompressormotor leistet beachtliche 460 kW/626 PS und bullige 780 Newtonmeter aus 5,5 Liter Hubraum. Er beschleunigt den Straßen-Boliden in 3,8 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und "taugt" laut Werksangabe für eine Spitze von 332 km/h. Im EU-Zyklus wird der Kraftstoffverbrauch des SLR mit 14,5 l/100 km angegeben.

Noch etwas stärker, schneller (und noch teurer) ist die 2006 vorgestellte Version 722 Edition. Die auf 150 Exemplare limitierte Edition war bereits nach wenigen Wochen ausverkauft. Wie bei allen SLR sorgt der hinter der Vorderachse installierte Motor (Front-Mittelmotor-Einbaulage) für eine ausgeglichene Gewichtsverteilung. Das Monocoque bietet höchste Insassensicherheit.

Der SLR ist das weltweit einzige Serienauto mit einer vollständigen Front-Crash-Struktur aus Carbonfaserwerkstoffen (CFK). "High-Tech aus der Formel 1" sagt SLR-Entwicklungsleiter Hans Multhaupt dazu. Das Material kann freilich nur für "extreme Exoten" verwendet werden, fügt er hinzu. Nicht zuletzt schlägt sich der Aufwand im Preis nieder, der ab Herbst dieses Jahres lieferbare Roadster kostet 493 850 Euro.

Beim neuen Roadster wird außer Carbon noch Alu für den Frontvorbau und Stahl in der verstärkten A-Säule verwendet. Obwohl allein das Roadster-Dach 50 bis 60 kg mehr wiegt, ist das Cabrio insgesamt nur 57 Kilogramm schwerer als das Coupé.

Mercedes hat sich für ein halbautomatisches Verdeck (mit manueller Entriegelung) entschieden, weil es sonst noch um weitere zehn Kilo schwerer gewesen wäre. Drei Spriegel machen das Verdeck formstabil, die hintere Glasscheibe ist fest eingeklebt.

Bis ca. 300 km/h sei das Fahrgeräusch des Roadsters mit dem Coupé vergleichbar, sagt Mercedes-Manager Multhaupt. Tatsächlich sind die Windgeräusche bei geschlossenem Dach recht leise in dem ansonsten puristischen Roadster. Der geringste Gasstoß schlägt sich im brachialen Vorwärtsdrang und der durchdringenden Akustik des Kompressors nieder.

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