Grell und hell: Amerikaner lieben ihr Christmas-Lichtermeer

San Francisco/New York · In Sachen Weihnachtsbeleuchtung haben die Amerikaner die Nase vorn. Viele Häuser, Vorgärten und Plätze sind mit Lichterketten und Glitzerdekor übersät. Grell und hell ist die Devise.

 Im kalifornischen Berkeley startet im Vorgarten von John Meyer eine wahre Lichtershow von Ende November bis Weihnachten. Foto: Barbara Munker

Im kalifornischen Berkeley startet im Vorgarten von John Meyer eine wahre Lichtershow von Ende November bis Weihnachten. Foto: Barbara Munker

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Mit der Dämmerung sollte es dunkler werden: Nicht so zur Weihnachtszeit in amerikanischen Vorgärten, wo Plastik-Nikoläuse, Glitzersterne und bunte Lichterketten um die Wette strahlen. Im Dekorieren ihrer Häuser sind die US-Bürger nicht zu bremsen. Sie wetteifern mit Lichtershows, ferngesteuerten Schneemännern, lebensgroßen Engeln und grellen Leuchtschriften. Schaulustige rücken mit Kameras an. Bei einigen Adressen geraten jährlich Zehntausende Besucher in Staunen.

Das Brooklyner Viertel Dyker Heights hat in der Weihnachtszeit längst den Spitznamen "Dyker Lights" weg. Die New Yorker Wohngegend wird jedes Jahr zur winterlichen Pilgerstätte. Strahlende Plastikschneemänner und Leuchtkrippen weisen den Weg. Dennise Labella und ihr Ehemann legen selbst Hand an. "Manche heuern eigens Profis an, um ihre Häuser zu dekorieren", sagt sie. "Mein Mann braucht einige Wochen, um alle Lichterketten durchzugehen. Das Schmücken selbst dauert dann noch mal zwei Tage". Doch für sie sind es Arbeit und Geld wert. "Es ist schließlich Weihnachten. Und die Kinder lieben es".

Auch in Manhattan gibt es eine Christmas-Wunderwelt. Little Italy, rund um die Mulberry Street, glänzt in weihnachtlicher Pracht. Girlanden und Kränze schmücken Fenster und Straßen, füllige Santa-Claus-Figuren hängen an Balkonen. "Am Ende sieht es aus wie am Nordpol in Santas Werkstatt", begeistert sich Venni Cellav für das auffällige Dekor. Der Geschäftsführer des italienischen Restaurants "Puglia" hat eine simple Erklärung. "Ich schätze, es liegt daran, dass es hier viele Restaurants gibt, die sich gegenseitig überbieten wollen."

Auch das sonnige Kalifornien wird von dem Lichter-Winter nicht verschont. Hier gibt es sogar einen Wegweiser zu den schrillsten "Schmuckstücken". Auf der Seite "CaliforniaChristmasLights.com" stellt der Webdesigner Alex Doubrov in diesem Jahr mehr als 460 Privathäuser mit Fotos und Wegbeschreibung vor - alle sind knallbunt dekoriert.

Unter den besonders sehenswerten "Must See"-Dekorationen ist ein Haus in der Ortschaft Fountain Valley, nur einen kleinen Sprung vom südkalifornischen Disneyland entfernt. "Wir haben 65 542 programmierbare LED-Lichter", trumpfen die Hausbesitzer auf. Abwechselnd blau, gold und grün strahlt das in Lichterketten verpackte Haus, vom Gartenzaun bis zur Dachspitze. Dazu erschallt Musik, jeden Abend ab Dämmerung bis 23 Uhr.

In John Meyers Vorgarten im nordkalifornischen Berkeley steigt die Lichtershow von Ende November bis nach Weihnachten. Was in den 90er Jahren mit ein paar Lichterketten begann, ist jetzt ein Glitzerteppich, der Hecken, Bäume, Hauswände und das Dach überzieht. Die ganze Familie wird zum Schmücken eingespannt, dazu noch Helfer für die kniffeligsten Arbeiten. Irgendwie muss der Leucht-Nikolaus in den Schornstein hoch auf das Spitzdach klettern.

Und wofür der ganze Stress? "Es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich die Kinder begeistern. Manche kommen jeden Tag", freut sich Meyer. Staunende Scharen bahnen sich einen Weg durch den leuchtenden Vorgarten, vorbei an Rentieren, Lebkuchenhäusern und riesigen Zuckerstangen, alles aus Plastik natürlich. Die höhere Stromrechnung im Winter nimmt der Endsechziger gerne in Kauf. Allerdings sind ihm auch Grenzen gesetzt. "Noch mehr Lichter können wir nicht anbringen, sonst springen die Sicherungen im Haus raus".

Auch Weihnachtsfanatiker Alex Doubrov hat die Dekoration an seinem Haus in Livermore längst auf energiesparende LED-Lichterketten umgerüstet. Was er an Stromkosten spart, wird sofort für neue Figuren ausgegeben. Der riesige Santa vor der Haustüre sei ein echtes Schnäppchen gewesen, verkündet der zweifache Vater stolz auf seiner Webseite. Statt den Vorweihnachtspreis von 350 Dollar zu zahlen, habe er am Tag nach Weihnachten nur 56 Dollar hingelegt.

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