Ronda und das Hinterland von Málaga Avocados, Cervantes und leidenschaftliche Toreros

Malaga · Andalusien bietet Kultur, bezaubernde Landschaft und viel spanische Tradition.

 Unterwegs in Andalusien: Blick über die Stadt Vélez-Málaga an der Costa del Sol

Unterwegs in Andalusien: Blick über die Stadt Vélez-Málaga an der Costa del Sol

Foto: Katharina Wrobel

Es ist ein Ort der traumhaften Stille, umgeben von Avocadobäumen, Hibiskus und Mohnblumen. Das Landhotel Cortijo Bravo im zauberhaften, kleinen Ort Vélez-Málaga liegt inmitten einer großzügigen Gartenanlage auf einem Hügel, eingerahmt von bunten Obstplantagen. Bis zur Großstadt Málaga sind es nur knapp 30 Kilometer, die Strände Torre del Mars sind in 15 Autominuten erreicht.

Chefin des kleinen, familiären Hotels ist Maria Herrero. Die junge Hotelbesitzerin führt ihre Gäste gerne durch ihr 25 Hektar großes Anwesen. "Früher wurde hier Zuckerrohr angebaut", erklärt Maria. Als dann jedoch in Südamerika billiger produziert wurde, habe sich dieses Geschäft nicht mehr gelohnt. So kommt es, dass die Landschaft heute durch exotischere Früchte geprägt ist. Anstelle von Olivenhainen, wie man vermuten würde, ist die Landschaft in Vélez-Málaga geprägt von Avocadobäumen - und auch Mangos werden hier angebaut. Die Avocados werden zwischen Oktober und Mai geerntet und so können die Hotelgäste auf ihren Spaziergängen durch die Plantagen die Früchte bestaunen.

Wer noch mehr über die exotischen Früchte erfahren möchte, kann in einer kostenlosen Führung Andalusiens größten Tropenfruchtproduzenten Trops besichtigen. Das Geschäft mit den Avocados wächst stetig. Während der Wirtschaftskrise kamen viele Leute aus den Städten zurück aufs Land und nutzten ihre Ländereien, um Avocados anzubauen. Mittlerweile haben sich rund 2000 Bauern der Region zur Vermarktung der Früchte zusammengeschlossen und sind Teil der Firma Trops. Rund 12 000 Tonnen werden jährlich in dieser Region geerntet. Der kalkhaltige Boden und die milden Temperaturen ohne Frost schaffen ein optimales Klima für Avocados und für Mangos. Wer noch ein Mitbringsel für die Daheimgebliebenen sucht, wird im Geschäft direkt neben dem Unternehmen fündig. Denn hier können Besucher Kulinarisches aus der Region erwerben - von getrockneter Mango bis zum iberischen Schinken.

Weitere kulinarische Köstlichkeiten gibt es in der Markthalle der Stadt - dem Mercado Municipal Vélez-Málaga. Doch nicht nur kulinarisch hat der kleine Ort einiges zu bieten, sondern auch kulturell. So empfiehlt sich die Besichtigung der kleinen Kapelle Nuestra Señora de los Remedios. In der Kapelle lassen sich für eine Kirche außergewöhnliche Gemälde bestaunen. Bunt und authentisch spiegeln die Bilder das Leben der Region und der Landschaft wider. So werden landestypische Köstlichkeiten wie Churros oder Berufe, wie die des Eismachers, dargestellt. Erstellt und finanziert wurden die Gemälde zwischen 1995 und 2007 von Evaristo Guerra.

Vom Kirchplatz aus hat man einen wunderbaren Blick auf die ganze Stadt und auf ein weiteres Kulturerbe: die Burg Alcazaba auf einem Hügel auf der anderen Seite. Um dort hinzugelangen, geht es durch die schöne Altstadt mit kleinen Cafés und Bars, wo sich Besucher bei einem Bocadillo und einem Café con leche stärken können. Empfehlenswert ist auch ein Besuch bei der Fundación Maria Zembrano. In dem Museum erfährt man alles über das Leben einer der bekanntesten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts von Spanien. Maria Zembrano verbrachte einen Teil ihrer Kindheit und Jugend in Vélez-Málaga. Ebenfalls lohnenswert ist ein Besuch im Cervantes Museum. Zu Ehren des berühmten Autors von "Don Quijote" wurde dieses Museum vor einem Jahr eröffnet.

Der Steuerberater Miguel de Cervantes übernachtete oft in Vélez-Málaga. Eines Tages kam ihm in dem Ort Geld abhanden und Cervantes wurde verhaftet. Im Gefängnis von Sevilla schrieb er dann sein bekanntes Meisterwerk "Don Quijote". In Kapitel 41 wird die Stadt Vélez-Málaga namentlich erwähnt. Aus diesem Grund wurde ihm das moderne Museum gewidmet.

Weiter geht es durch schmale Gassen, vorbei an Hausfassaden mit authentischen Fliesen und duftenden Blumen, schließlich eine steile Treppe hinauf zur Burg der Stadt. Einmal oben angekommen, wird man mit einem Blick bis zum Meer belohnt.

Nicht nur Kultur und Spaziergänge durch die beeindruckende Landschaft machen einen Urlaub im andalusischen Hinterland reizvoll. Auch Strandliebhaber kommen auf ihre Kosten. So lässt es sich bei einem Tinto de Verano, einem kühlen Sommerwein, während der Siesta oder am Abend hervorragend am Strand von Torre del Mar entspannen - und dabei mit Rafael ein Pläuschchen halten. Der Spanier arbeitet in der Bar Berebere und ist seit 13 Jahren "Espetero". Fachmännisch bereitet er das für die Region Málaga typische Gericht "Espeto de sardinas" zu, über dem Feuer gegrillte Sardinen am Spieß.

Etwa zwei Stunden von Vélez-Málaga entfernt liegt Ronda. Der Weg dorthin führt durch hügelige Landschaften mit schönen Olivenhainen. Auf dem Weg lässt sich "La peña de los enamorados" (der Fels der Verliebten) bestaunen, der sich wie ein großer Kopf in die Landschaft einfügt. Ebenfalls lohnt sich ein Abstecher nach Antequera - ein historisches Städtchen mit ursprünglichem Charakter.

Kurz bevor man Ronda erreicht, befindet sich die Stierzuchtfarm Reservatauro. Der Besitzer des mehr als 200 Hektar großen Landgutes ist Rafael Tejada, Torero aus Leidenschaft. Er sieht den umstrittenen Stierkampf als Kunstform und steht seinen Besuchern Rede und Antwort. Für Spanien sei der Stierkampf immer noch ein wirtschaftlich wichtiges Standbein, da rund 200 000 Arbeitsplätze dadurch gesichert würden, erklärt Tejada.

Kultureller Höhepunkt der Reise ist die historische Stadt Ronda. Nur 50 Kilometer nördlich der Costa del Sol liegt sie etwa 723 Meter über dem Meeresspiegel. Jesus, unser Tourguide, führt uns auf amüsante Art durch die Stadt. Eine 100 Meter tiefe Schlucht trennt die Alt- von der Neustadt. Beide Stadtteile werden durch die imposante Brücke "Puento Nuevo" verbunden. Der Brückenbau dauerte 29 Jahre, die Brücke ist 81 Meter hoch und nicht - wie in manchen Lektüren beschrieben - 100 Meter, erklärt Jesus stolz. Heute leben in der Altstadt 1000 Einwohner und in der Neustadt rund 36 000. Die Mehrzahl der Sehenswürdigkeiten Rondas befinden sich in der Altstadt: beispielsweise die Arabischen Bäder oder die architektonisch interessante Hauptkirche Santa Maria am Plaza Major. Ein Chorgestühl trennt die Kirche in einen gotischen Teil und einen Teil im Stil der Renaissance.

Aber auch die Neustadt hat, neben netten Restaurants, Bars und Geschäften, eine Besonderheit: Eine der ältesten Stierkampfarenen Spaniens. Sie gilt als Geburtsstätte des modernen Stierkampfs. Ronda ist zudem ein Dorado für Weinliebhaber. Rund um Ronda gibt es hübsche Bodegas, in denen Besucher Weinproben buchen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort