Tourismus Wasserkuppe in Hessen: Ein Berg für Flug- und Freizeitspaß

Gersfeld · Es gibt Berge, die laden nicht gerade zum Verweilen ein. Anders die Wasserkuppe: Hessen höchster Berg in der Rhön strotzt vor lauter Freizeitmöglichkeiten. Besonders beliebt ist die Wasserkuppe bei Flugsportlern - und denen, die gern dabei zuschauen.

Die ehemalige Radarkuppel, gelegen auf 950 Meter Höhe, ist heute ein Kulturdenkmal und eine weithin sichtbare Landmarke.

Die ehemalige Radarkuppel, gelegen auf 950 Meter Höhe, ist heute ein Kulturdenkmal und eine weithin sichtbare Landmarke.

Foto: Uwe Zucchi

Die Wasserkuppe zählt zu Hessens Superlativen. Mit rund 950 Metern ist der Berg der Höchste im Bundesland und liegt im Drei-Länder-Eck von Hessen, Bayern und Thüringen. Für viele Urlauber und Tagesbesucher ist die Wasserkuppe in der Rhön ein attraktives Ziel.

Eine Übersicht über die Freizeitmöglichkeiten:

Flugsport: Der Berg ist eine beliebte Anlaufstelle für Flugsportler jeder Art. Dort heben nicht nur Segelflieger ab, auch kleine Motorflugzeuge und -segler starten zu touristischen Rundflügen. Ultraleichtflugzeuge, Hängegleiter, Gleitschirm-, Drachen- und Modellflieger gehen ebenfalls in die Luft. Insgesamt 20 000 Starts zählt der Flugplatz im Jahr, Hauptsaison für die Segelflieger (etwa 14 000 Starts) ist von April bis Oktober.

Die Segelflugschule auf der Wasserkuppe ist nach eigenen Angaben die älteste der Welt. Sie wurde 1924 gegründet, feierte 2014 ihr 90-jähriges Bestehen. Flugplatz-Chef Harald Jörges sagt: "Das Segelfliegen ist ein wichtiger Motor für den Fremdenverkehr hier. Die Wasserkuppe hat durch die Fliegerei einen großen Bekanntheitsgrad erlangt."

Historie: Begründet ist die große Bekanntheit der Wasserkuppe auch wegen seiner Geschichte. Der Berg gilt als die Geburtsstätte des Segelfliegens in Deutschland. Im Jahr 1911 wagten Darmstädter Gymnasiasten erste Experimente auf der Wasserkuppe. 1912 schafften sie mit einem selbst gebauten Gleiter einen Weltrekordflug. In 110 Sekunden legte Hans Gutermuth (1893-1917) 843 Meter zurück. Ein Nachbau dieses historischen Fluggeräts ist im Segelflugmuseum, dem größten weltweit, auf der Wasserkuppe zu sehen.

Zuvor waren nur Otto Lilienthal (1848-1896) mit einem Doppeldecker-Gleiter erste Flugversuche ohne Motor in Deutschland geglückt. In den Rhinower Bergen (Brandenburg) gelangen dem Ingenieur 1891 mit einer Eigenkonstruktion 400 Meter durch die Luft.

Museum: Wer mehr über die Historie des Segelfliegens wissen will, ist im Museum auf der Wasserkuppe richtig. In dem 1987 eröffneten Deutschen Segelflugmuseum sind mehr als 50 Flieger auf 4000 Quadratmetern ausgestellt, zum Teil Nachbauten historischer Fluggeräte. "Aber nicht die Zahl ist das Beeindruckende, sondern der Querschnitt der Segelfluggeschichte. Wir haben eine Vielzahl von Segelfliegern, die es weltweit sonst nirgendwo mehr gibt. Wir bilden alle Meilensteine der Entwicklung ab", erklärt Museumsarchivarin Claudia Stengele.

Natur: Die Wasserkuppe befindet sich im Biosphärenreservat (BR) Rhön. Die Naturschutz-Region wurde vor rund 25 Jahren von der Weltkulturorganisation Unesco anerkannt - als erstes länderübergreifendes Biosphären-Projekt in der Bundesrepublik. Es erstreckt sich über 2400 Quadratkilometer in Hessen, Bayern und Thüringen. Biosphärenreservate stehen für eine global repräsentative Auswahl aller Ökosysteme. Die Rhön repräsentiert den Landschaftsraum mitteldeutsches Bergland. Das 25-jährige Jubiläum wird bis Ende des Jahres gefeiert, etwa 500 Veranstaltungen stehen auf dem Programm.

Tiere: Das BR Rhön arbeitet am Erhalt der Artenvielfalt. Artenschutzprojekte kamen und kommen zum Beispiel dem vom Aussterben bedrohten Birkhuhn, der Wildkatze und dem Rotmilan, einem Greifvogel, zugute. Auch für den Schwarz- und Weißstorch gibt es ein Comeback in der Rhön. Im BR gibt es mehr als 40 Orchideen-Arten und 3000 Pilzarten. Bekannt ist die Region auch für das schwarzköpfige Rhönschaf.

Sternenpark: Eine noch verhältnismäßig junge Attraktion auf der Wasserkuppe ist der Sternenpark. Seit August 2014 ist das BR Rhön als Sternenpark anerkannt, der zweite in Deutschland nach dem Sternenpark Westhavelland. Das Prädikat hat ein Fachverband aus den USA verliehen. Das BR darf sich Sternenpark nennen, weil es dort am Himmel nachts besonders dunkel ist, wie Messungen ergeben haben.

Der Titel wird zur touristischen Vermarktung genutzt. So werden zum Beispiel Nachtwanderungen mit Sternenführungen angeboten. Der Sternenpark engagiert sich aber auch gegen die sogenannte Lichtverschmutzung und schädliche Umwelteinflüsse. "Das Thema besitzt viel Potenzial für uns, das wir nutzen müssen", sagt der Leiter der hessischen Verwaltungsstelle des BR Rhön, Torsten Raab.

Wandern: Die Rhön besticht durch ein großes Wanderwegenetz. Herausragend ist der Hochrhöner, ein zertifizierter Premium-Wanderweg über 180 Kilometer, der durch Hessen, Bayern und Thüringen führt. Daneben gibt - es auch rund um die Wasserkuppe - etliche weitere Routen - von leicht bis schwer, von kurz bis lang.

Eher kurz, nur wenige Kilometer lang, ist der Liebesweg in Poppenhausen unterhalb der Wasserkuppe. Der deutschlandweit einmalige Themen-Wanderweg soll Herz und Geist ansprechen. Geboten werden Aktiv-Stationen, Infotafeln und besondere Pausenmöglichkeiten. Lesen können die Wanderer zum Beispiel "Ich liebe dich" in 100 Sprachen oder die 15 schönsten Liebeszitate. Von einer Liegebank kann man auch zu zweit die Aussicht über das malerische Panorama genießen. Auch eine herzförmig gestaltete Liebesbank lädt zum Verweilen ein.

Spiel, Sport und Spaß: Im Winter kann man bei ausreichender Schneedecke auf der Wasserkuppe Ski- und Snowboardfahren, Rodeln, Langlaufen und Snowkiten. Zwischen Frühling und Herbst werden Hänge für Sommerrodelbahnen genutzt. Neben weiteren Spiel- und Sportgelegenheiten gibt es auch einen Kletterpark. Auf dem rund 1,5 Hektar großen Areal können Parcours unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade absolviert werden.

Radom: Das Radom ist eine ehemalige, 24 Meter hohe Radarkuppel der Amerikaner aus den Zeiten des Kalten Krieges. Sie ist als Denkmal erhalten geblieben und weithin sichtbar. Das Radom wird heute als Hessens höchste Aussichtsplattform, Veranstaltungsstätte und Ort für Trauungen genutzt. Die Atmosphäre ist außergewöhnlich: In der Kuppel herrscht eine besondere Akustik - auch für Musikbegeisterte ein interessanter Ort.

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