Glühwürmchen Was dort im Wald leuchtet

BONN · Anfang Juli, wenn die Luft tagsüber vor Hitze flirrt und die Nächte nur kurz eine Abkühlung bringen, fliegen sie: die Glühwürmchen. Die Insekten, die eigentlich keine Würmer, sondern Käfer sind, schwärmen in warmen Sommernächten zwischen Mitte Mai und Ende Juli über Wiesen und durch Wälder.

 Das Weibchen des "Kleinen Leuchtkäfers" (hier auf der Hand von Xenia Scherz) ist gelblich und kann nicht fliegen.

Das Weibchen des "Kleinen Leuchtkäfers" (hier auf der Hand von Xenia Scherz) ist gelblich und kann nicht fliegen.

Foto: Andreas Dyck

In Deutschland gibt es drei Arten von Glühwürmchen, wobei vorrangig der "Kleine Leuchtkäfer" im Wald zu sehen ist. Sein lateinische Fachbegriff lautet "Lamprohiza splendidula". Daneben findet man in Mitteleuropa auch noch den "Großen Leuchtkäfer" und den "Kurzflügel-Leuchtkäfer". "Das Leuchten dient der Partnerfindung", erklärt Frank Köhler von der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen, also Käferforscher. Weibliche "Kleine Leuchtkäfer" sitzen am Boden, sie können nicht fliegen. Ihr heller, gelblicher Körper ist beinahe durchsichtig und lässt das Licht ihrer Leuchtorgane nach oben scheinen. Das Aussehen, einer Made ähnlich, hat dem "Kleinen Leuchtkäfer" übrigens seinen Spitznamen eingebracht.

Wer hingegen fliegende Glühwürmchen ausmacht, sieht die Männchen. Ihre Leuchtorgane scheinen nach unten. Hat das Männchen ein Weibchen ausgemacht, lässt es sich zu ihm auf die Erde hinab. Kurz nach der Paarung sterben die Käfer bereits - was die nur kurze Spanne erklärt, in der man Glühwürmchen sehen kann. "Die Weibchen legen Eier, aus denen Larven heranwachsen", erklärt Köhler. Diese Larven ernähren sich von Schnecken. Deshalb sind Glühwürmchen oft dort zu finden, wo es viele Schnecken gibt, wie an Waldrändern oder auf feuchten Wiesen. Der Käfer selbst kann nichts fressen.

Und wie entsteht nun das Leuchten? Die Käfer erzeugen chemisches Licht, mitunter nutzen sie für die Reaktion den Sauerstoff in der Luft. "Die Leuchtkäfer können das Licht an- und abschalten, zum Beispiel bei Gefahr", sagt Köhler. "Dabei entsteht keine Wärme. Es ist also sehr sparsames Licht." Die Käfer "glühen" nur in der Nacht, denn sie wollen damit einen Partner anlocken und tagsüber ist es zu hell.

Weltweit gibt es über 2000 Arten von Leuchtkäfern: In den Tropen senden diese zum Teil sogar "verschlüsselte" Blink-Signale, um die jeweiligen Partner anzulocken.

Auch in der Symbolik wird den Leuchtkäfern eine große Bedeutung beigemessen. Udo Becker beschreibt in seinem "Lexikon der Symbole", dass die Insekten vereinzelt als Seelen von Verstorbenen angesehen werden. In China werden Leuchtkäfer als Symbol für verarmte Studenten betrachtet, da die "Glühwürmchen" ihre einzige Lichtquelle beim Lernen sein sollen.

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