Tandem-Tour durch Sankt Augustin Entgegengesetzt in eine Richtung

SANKT AUGUSTIN · Bei einer Tandemrundfahrt um Sankt Augustin strampeln die Reporter von General-Anzeiger und Radio Bonn/Rhein-Sieg durch das Grüne C. Dass die Tour für einen Reporter zum Blindflug wird, liegt an einem außergewöhnlichen Gefährt.

 Müssen auf dem Tandem als Team funktionieren: Radio-Bonn/Rhein-Sieg-Reporter Chris Necke (links) und GA-Reporter Sebastian Fink.

Müssen auf dem Tandem als Team funktionieren: Radio-Bonn/Rhein-Sieg-Reporter Chris Necke (links) und GA-Reporter Sebastian Fink.

Foto: Marcel Dörsing

Maximilian Greeven kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "20 Kilometer waren schon eine sehr große Herausforderung, das habe ich mir direkt gedacht", sagt er uns am Ende des Tages. Hätte er es mal direkt zu Beginn gesagt. Da waren wir noch euphorisch, da hatten wir aber noch keinen Meter auf dem Janus Tandem zurückgelegt. Aber fangen wir von vorne an.

Der eigentliche Plan dieses Tages: Eine Radtour rund um Sankt Augustin und entlang des Grünen C, dem Landschaftsprojekt der Städte Bonn, Alfter, Bornheim, Niederkassel, Troisdorf und eben Sankt Augustin. Die Räder stellt Greeven, dessen Fahrradgeschäft Radsport Krüger in direkter Nähe zum Startpunkt der Tour liegt. Für die GA-Reporter Katrin Puvogel und Marcel Dörsing gibt es von Greeven ein Tandem, für Radio-Bonn/Rhein-Sieg-Reporter Chris Necke und mich auch - aber kein alltägliches. Der Hintermann sitzt nicht in Fahrtrichtung, sondern blickt nach hinten. "Mit dem normalen Tandem fahren die Leute zum Standesamt, bei dem Janus Tandem fahren sie zum Scheidungsrichter", scherzt Greeven.

Das Lachen vergeht uns schnell, als wir uns auf das Rad schwingen. Necke und ich versagen gleich beim ersten Startversuch. Ob es daran lag, dass Necke sein Gleichgewicht nicht halten kann oder ich nicht genügend Gas beim Start gegeben habe - das Ergebnis ist niederschmetternd: Nach etwa drei Metern müssen wir absteigen, ich kann das Tandem kaum halten. "Übt erst einmal", ruft uns Greeven zu. Nach ein paar weiteren Versuchen klappt es und wir können los.

"Ein bisschen schlecht wird einem hier hinten ja schon", sagt Necke nach wenigen Metern. Denn klar ist: Er hat kaum einen Einfluss auf die Fahrt und muss dem Vordermann vollkommen vertrauen. Denn nur der sieht die Kurven, kann bremsen oder schalten. Schnell spielen wir uns als Team ein, die ersten Kilometer laufen problemlos. Wir fallen auf, daran besteht schon nach wenigen Metern kein Zweifel mehr. Autofahrer fahren langsam neben uns her, schütteln ungläubig den Kopf, lachen oder halten uns ihren nach oben ausgestreckten Daumen entgegen. "Hätte ich ein Rad, würde ich mitfahren", ruft uns ein älterer Herr zu. Um nach wenigen Sekunden ungläubig zu realisieren: "Da sitzt ja noch einer rückwärts drauf! Verrückt!"

Den Eintritt ins Grüne C bildet gleich der erste Höhepunkt. Ein Generationenspielplatz mit Pedalo- oder Balancierstrecke und den Stationen "Zielwerfen" oder "Heißer Draht" warten auf uns. Ein kurzer Stopp, dann geht es weiter. Wobei wir auch jetzt wieder zwei Versuche brauchen, um das Tandem in Fahrt zu bringen.

Nächster Halt in wenigen hundert Metern Entfernung: die Aussichtsplattform Hangelarer Heide. Vielsagend ist hier die Stele mit Informationen rund um die Landschaft, der Sinn der Aussichtsplattform als solche kann aber durchaus angezweifelt werden (siehe Text unten). Weiter geht es entlang der fahrradfreundlichen Wege im Grünen C, vorbei am Flugplatz Hangelar und hinein in den Birlinghovener Wald. Mittlerweile sind Necke und ich ein eingespieltes Duo, jede bevorstehende Aktion wird mit einem kurzen Kommando wie etwa "Kurve links" oder "Achtung, ich bremse" angekündigt.

"Das ist total ungewohnt, man sieht ja einfach nichts"

Kaum sind wir aus dem Wald raus, gibt es den Rollentausch. Necke übernimmt jetzt das Steuer, ich erlebe den kompletten Kontrollverlust: Rückwärts fahre ich den Hang hinab, trete dabei vorwärts und habe im ersten Moment mit meinem Magen zu kämpfen. In der ersten Kurve habe ich das dringende Bedürfnis, mich in die entgegengesetzte Richtung zu werfen. Kann ich aber nicht, sonst würden wir stürzen. Kaum hat sich mein Magen an die Situation gewöhnt, die Beine die Koordination verstanden, knackt es laut, gefolgt von einem Rasseln. Die Kette hat sich gelöst - und das ist bei dieser Konstruktion ein echtes Problem. Sie läuft über Kreuz, damit beide Fahrer vorwärts treten können. Etwas handwerkliches Geschick unseres Begleiters Simon Bartsch, ein paar schmutzige Hände, und schon können wir unsere Tour fortsetzen.

Hinter der Burg Niederpleis treffen wir auf die 15-jährige Annabelle. Sie ist gerade dabei, die Pferde auf dem Ponyhaufen Niederpleis zu versorgen, als sie unser seltsames Gefährt erblickt. "Ich habe noch nie auf einem Tandem gesessen, schon gar nicht rückwärts." Kein Problem, also gibt es eine kleine Testrunde. "Das ist total ungewohnt, man sieht ja einfach nichts", sagt sie. Eine weitere Runde möchte sie nicht mehr drehen.

Die Kette unseres Gefährts auch nicht - jedenfalls signalisiert sie durch ein weiteres Abspringen ihren Unwillen. Dieses Mal hilft auch kein technisches Geschick, wir bekommen die Kette nicht mehr aufgezogen und müssen schieben. Zurück zu Greeven und seinem Hohn und Spott. Schieben hat aber einen großen Vorteil: Beide können jetzt den Blick nach vorne richten.

Die gesamte Strecke gibt es im unter www.gruenes-c.de

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