Naturschutzgebiet Ein Fleck unberührter Natur

Hersel · Das Herseler Werth darf seit 1993 nicht mehr betreten werden.

 Das Herseler Werth bietet zahlreichen Tieren und Pflanzen einen natürlichen Raum.

Das Herseler Werth bietet zahlreichen Tieren und Pflanzen einen natürlichen Raum.

Foto: WOLFGANG HENRY

Die Vögel zwitschern, als sich die Sonne hinter den Bäumen am Herseler Radweg in die Nacht verabschiedet. Der Rhein rauscht ganz leise. „Schauen sie sich das an!“, sagt Bernhard Krämer und deutet auf das Herseler Werth hinter seinem Rücken. „Das ist eine wunderbare Idylle, wie Urlaub“, schwärmt er. Krämer kommt seit Jahrzehnten an den Rhein, verbringt den Sommer mit seiner Frau dort und fährt sogar von seinem Boot aus zur Arbeit. Nur das Gezwitscher der Vögel raubt ihm ab und zu den Schlaf. „Das ist nicht weiter schlimm“, sagt Krämer. „Ich finde es sogar wunderschön.“

Das „wunderschöne“ Gezwitscher stammt von den zahlreichen Vogelarten, die auf der kleinen Insel am Herseler Rheinufer leben. Vor allem von Singdrosseln oder dem Sumpfrohrsänger, der sich aus Schilfhalmen und Gräsern ein Nest baut. Es gibt noch weitere für die Gegend eher seltene Vögel wie den Pirol. Flora und Fauna können an diesem Fleck am Rhein nahezu unberührt wachsen. Denn das Werth gilt seit 1993 als Naturschutzgebiet und ist daher für Menschen unzugänglich. „Es ist die letzte Insel im Rhein, die so geschützt ist“, sagt Horst Feige vom Naturschutzbund Bonn. „Ab und zu kommen mal Jugendliche oder Ortsunkundige hin. Das ist aber verboten.“

Entstanden ist die Insel zwischen 1202 und 1237. Aufgrund eines Wassereinbruchs des Rheins wurden Teile des Festlandes weggespült. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Werth mit schnellwachsenden Pappeln bepflanzt. „Die Hybridpappeln brechen nach und nach zusammen. Dadurch bilden sich Höhlen und natürliche Eschen, und Weiden können sich ausbreiten“, so Feige.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Werth zeitweilig vom belgischen Militär als Nato-Trupp-Platz genutzt. 2009 sollte der Zweite Weltkrieg die Anwohner in der Umgebung der Inseln schließlich noch einmal einholen: Während Uferarbeiten wurde an der nördlichen Spitze der Insel eine 500 Kilo schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt.

Nachdem Experten vergeblich versucht hatten, die Bombe zu entschärfen, wurde sie kontrolliert gesprengt. Zurück blieb ein tiefer Krater auf der Insel, der mittlerweile von Gräsern und Pflanzen bewachsen sowie unzähligen Bäumen umgeben sein sollte. Eben ein Stück wunderbarer Idylle.

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