Ausflugtipp Wandern und kulinarische Genüsse an der Mittelmosel

Reil · Auf den ersten Blick ist Reil an der Mosel ein ruhiger Ort. Auf den zweiten Blick gibt es dort jedoch eine Menge zu entdecken. Gäste finden dort kulinarische Genüsse und schönste Wanderwege.

An der Mittelmosel sucht sich der Fluss seinen Weg in schwungvollen Bögen durch die Schieferfelsen. So entstand eine wunderschöne Landschaft mit steilen Weinbergen und vielen Winzerorten am Ufer. Einer davon ist Reil. Hier geht es etwas ruhiger zu als in den benachbarten Weinorten Traben-Trarbach und Zell, doch auf den zweiten Blick gibt es eine Menge zu entdecken. Die engen Gassen zwischen Fachwerkhäusern, urige Weinkeller, Straußwirtschaften und die blumengeschmückte Uferpromenade mit Spielplatz verraten schnell, dass der Ort auf Gäste eingestellt ist.

Manches gibt Rätsel auf. Zum Beispiel die Fischelstraße. War Reil einmal ein Fischerdorf - oder schwimmen bei Hochwasser Fische über die Straße? Keineswegs. Die Straße bekam ihren Namen wegen der Finanzen, die Herkunft ist wohl eine moselfränkische Abwandlung von "Fiskus". Wie zum Beweis hat in der Villa in der Fischelstraße 1 eine Bank ihren Sitz.

Im kühlen Gewölbekeller darunter aber lagert Winzer Markus Burg eine besondere Kostbarkeit: Barriquefässer mit Rotweinen von der Mosel. Das ist eine Seltenheit, denn auf den steilen Moselweinbergen ist der Riesling der König der Weine.

Ein ganz besonderer Moselwein

Die 500 Meter lange Fischelstraße endet an der Pfarrkirche Maria Heimsuchung. Den Dachstuhl der Kirche hat sich das große Mausohr als Heimstatt ausgesucht. Der Ort scheint so heimelig zu sein, dass die Zahl der seltenen Fledermausart auf bis zu 4000 angestiegen ist. Abends schwärmen die "kleinen Vampire" hinaus in die Wälder von Hunsrück und Eifel und kehren in der Morgendämmerung an ihren Schlaf- und Brutplatz zurück.

Drei Kilometer von Reil entfernt liegt der ruhige Ortsteil Heißer Stein. Mit ihm verbindet sich die uralte Sage vom Pfalzgrafen, der seine Seele an den Teufel verpfändet hatte. Alle Weine der Welt hatte er dem Teufel schon angeboten, um sich loszukaufen. Keiner war gut genug. Voller Vorfreude begann der Teufel den Reiler Schiefer anzuheizen. Da wuchs ein ganz besonderer Moselwein heran. Als der Teufel diesen zu kosten bekam, rief er: "Endlich ein Tropfen vom heißen Stein". So hatte der Pfalzgraf sein Leben gewonnen und die Weinbergslage Heißer Stein ihren Namen gefunden. Nach einer Wanderung ist es heute geradezu Pflicht, ein Glas "Reiler vom heißen Stein" zu trinken.

Dass Reil und seine Nachbarorte einen Bahnhof besitzen, haben sie dem Ausgang des Deutsch-Französischen Krieges zu verdanken. Elsass-Lothringen fiel an Deutschland und wurde mit der Bahnlinie Metz-Berlin standesgemäß an die Hauptstadt angebunden. Dabei entstand eine beeindruckende Eisenbahnarchitektur, deren Schmuckstücke die erste Doppelbrücke Deutschlands und das Hangviadukt von Pünderich mit seinen 96 Segmentbögen sind.

Die schönsten Aussichtspunkte

Von Reil nach Bullay führt ein eisenbahnhistorischer Wanderweg zu den schönsten Aussichtspunkten auf die Bauwerke. In diesen Genuss kommen auch Wanderer des Moselsteigs, der direkt durch Reil führt. Auf der 13. Etappe des Fernwanderwegs, die rund 15 Kilometer lang ist, beginnt der Weg nach Reil in Traben-Trarbach mit einem Aufstieg zur Grevenburg. Serpentinen schlängeln sich hinauf zur Burgschänke. Ein Stück weiter auf der Bismarckhöhe ist einer der schönsten Aussichtspunkte auf die Schleifenkunst der Mosel.

Auf dem Weg nach Enkirch über den Kirster Grat gibt es Begegnungen mit bizarren Schieferformationen, felsigen Pfaden, mehreren Schutzhütten und immer wieder schönen Ausblicken. Von Enkirch bis Reil wählt der Moselsteig die Weinberge zur bevorzugten Route.

Die 14. Etappe von Reil nach Zell an der Mosel begibt sich auf die Spuren der "Kanonenbahn". Dabei sind die Panoramablicke von der Marienburg und vom Aussichtsturm Prinzenkopf besonders spektakulär, weil die Bahnlinie wie ein Märklin-Spielzeugland wirkt. Aber Reil hat auch eine Schiffsanlegestelle für Ausflüge auf der Mosel.

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