Kabarett, Varieté und Theater Veranstaltungstipps für Bonn und die Region

Bonn · Die Omas und Opas der „Rock‘n Rollator-Show“ schütteln ihr verbliebenes Haupthaar zu bekannten Rock-Klassikern in der Springmaus, eine Londoner Theatergruppe gastiert in der Brotfabrik und im Ballsaal bewegen sich die Schauspieler des Stücks „Ouroboros“ zwischen Traum und Realität. Bei den neuesten Veranstaltungstipps aus Bonn ist für jeden etwas dabei.

 Die Rock’n Rollator Show macht am 15. März Halt in der Sprinmaus

Die Rock’n Rollator Show macht am 15. März Halt in der Sprinmaus

Foto: Michael Barfuß

Rentner-Rock’n Roll in der Springmaus

Zugegeben, die Zeiten, da man noch zu Joe Cockers Version von „With a Little Help from My Friends das volle Haupthaar schüttelte oder sich wie einst Marianne Faithful in Redlands lediglich mit einem Flokatiteppich bedeckte, sind ein Weilchen her. Aber wild im Herzen ist diese Generation noch immer – oder wie die Rolling Stones es auszudrücken belieben „It’s Only Rock ’n’ Roll, But I Like It.“. Die Männer und Frauen in der von Michael Barfuß kreierten „Rock‘n Rollator-Show“ erzählen mit Songs von Rio Reiser bis Tom Waits und mit Texten von Simone de Beauvoir bis Max Frisch von Gebrechen und Gelüsten, Ängsten und Träumen ihres Alters. „Take A Walk On The Wild Side“ heißt das Motto Groove@Grufties, mit denen noch zu rechnen ist.

  • Info: Rock‘n Rollator-Show, Haus der Springmaus, Frongasse 8, 15. März,
  • 15.30 Uhr

Ivo Pügner auf den musikalischen Spuren von Reinhard Mey

Einfach kopieren will er Reinhard Mey nicht. Doch mit authentischen Konzerten begeistert Ivo Pügner desen Fans schon seit Jahren. Gitarre spielt er selbst, seit er 13 ist und Meys vielfältige und aussagekräftigen Chansons haben ihn schon früh fasziniert. Die Kombination aus Prügers humorvoller Art und seiner großen musikalischen Leidenschaft machen ihn zu einem der besten Interpreten auf den Spuren dieses Liedermachers. Nun kommt Prüger ins Drehwerk und singt dort auch das ein oder andere Lied zusammen mit seiner Frau Marion.

  • Info: Ivo Pügner, Drehwerk, Töpferstr. 17, Wachtberg, 11. März, 20 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr
 Ivo Prüger interpretiert die bekannten Lieder von Reinhard Mey am 11. März im Drehwerk

Ivo Prüger interpretiert die bekannten Lieder von Reinhard Mey am 11. März im Drehwerk

Foto: Drehwerk/ivo

Londoner Ensemble erzählt die Geschichte einer gescheiterten Mutprobe in der Brotfabrik

Premiere feierte Dennis Kellys Stück „DNA“ 2007 im National Theatre in London – jetzt hat Ilona Pászthy das Stück mit jungen Darstellern des Fachbereichs Schauspiel an der Alanus Hochschule neu inszeniert. Zu sehen ist es im März sowohl in der Brotfabrik als auch auf Campus I am Johannishof in Alfter. Es ist eine Geschichte über Gangs, Tyrannei und Gewalt, jedoch gleichzeitig über Schuld und Verantwortung, Freundschaft und Loyalität. Alles beginnt mit einer Mutprobe, der sich Adam, der Neue, unterzieht und es endet in einem tragischen Unfall. Was nur ein kleiner Spaß sein sollte, muss nun von den anderen Jugendlichen strikt geheim gehalten werden. Um die Tat zu verbergen, entsteht ein Netz von Lügen. Die Jugendlichen kreieren einen fiktiven Täter, der tatsächlich von der Polizei gefunden wird. Aber wie kann das sein? Lisa Rademacher

  • Info: Dennis Kelly, „DNA“, Brotfabrik Bonn, Kreuzstr. 16, 13. März, 20 Uhr
 Das Stück „DNA“ erzählt die Geschichte einer Mutprobe

Das Stück „DNA“ erzählt die Geschichte einer Mutprobe

Foto: Axel Vogel

„Es musste sein - Fast eine Liebesgeschichte“ feiert Premiere

Diese Worte vermögen wohl kein Herz kalt zu lassen – selbst wenn Ludwig van Beethovens Musik noch nie zuvor daran gerührt haben sollte: „Mein Engel, mein alles, mein Ich. – nur einige Worte heute, und zwar mit Bleystift – (mit deinem) – erst bis morgen ist meine Wohnung sicher bestimt,“ Doch wer war die geheimnisvolle Adressatin? Warum fand sich der Brief in einem Geheimfach seines Schreibtischs? Hat er ihn nie abgeschickt; hat sie ihn zurückgegeben?

Das neue Musiktheaterstück „Es musste sein – Fast eine Liebesgeschichte“ von Solveig Palm, das am 12. März Premiere feiert, richtet den Blick nun auf jene „Unsterbliche Geliebte“, die die Musikliteratur ebenso beschäftigt wie alle, die dem Komponisten auch menschlich gern ein Stück näher kommen möchten. Es erleuchtet Musik und Leben aus Beethovens Innerem: aus authentisch überlieferten Briefen, Berichten und Lebenssituationen. Und natürlich aus der Musik. Vom Adagio bis zum con brio, von der Appassionata bis zur „Fernen Geliebten“.

Aber darf man ein so bedeutendes Künstlerleben wie das Beethovens auf die „große Liebe“ fokussieren? Man darf, meint das Netzwerk Ludwig van B., denn hier wie dort gehe es um die ganz großen Gefühle. Wobei das Stück sich verpflichtet, sehr nah an der historischen Wahrheit zu bleiben. bleibt. Regisseur ist Nikolaus Büchel, der von Mitwirkenden wie vom Publikum für seine musikalische Sensibilität und ironische Frische geschätzt wird. In der Besetzung begibt sich das Netzwerk auf Neuland: Neben den jungen Darstellern und Sängern aus eigenen Reihen spielt der 22jährige Pianist Nima Mirkhoshhal, Aimard-Schüler an der Musikhochschule Köln, Beethoven im doppelten Sinne.

  • Info: Es musste sein – Fast eine Liebesgeschichte“, Musikfrachter an der Oper, Brassertufer, 12. März, 20 Uhr
 Das Netzwerk „Ludwig van B.“ fragt sich wem der berühmteste Künstler Bonns sein Herz schenkte

Das Netzwerk „Ludwig van B.“ fragt sich wem der berühmteste Künstler Bonns sein Herz schenkte

Foto: Solveig Palm

Das Kaleidoskop (Kinopolis Doku-Tipp)

Europas hoher Norden: Sie haben den Sami-Nomaden Iisaki besucht und bei Lotti, der Huskyzüchterin, gewohnt. Sie waren zu Gast bei Sina der jungen Islandpferdetrainerin, trafen auf Elling, den „Fischkopf-Millionär“ des Nordens und staunten über Eric, der als erster Mensch mit seinem Geländefahrzeug zum Südpol fuhr. Von all demund mehr erzählen die Reisefotografen und Filmemacher Petra & Gerhard Zwerger-Schoner am 9. März beider nächsten Live-Reportage in der Reihe „Das Kaleidoskop“ am 09. März im Bonner Kinopolis.

  • Info: „Das Kaleidoskop“, Kinopolis, Moltkestraße 7-9, am 09. März, Beginn 20 Uhr
 Die Live-Reportage im Kinopolis zeigt Europas Norden von oben

Die Live-Reportage im Kinopolis zeigt Europas Norden von oben

Foto: Gerhard Zwerger-Schoner

Theaterstück „Ouroboros“ wandelt zwischen Traum und Wirklichkeit

Rhinozeros schlummert im Nebenbett. Und der Protagonist, ein Komponist – die Kamera auf ihn gerichtet – erzählt dabei von einem wirren Traum. Auf einer Reise in ein nicht definiertes Ausland wird er mit den eigenen Ängsten und Sorgen konfrontiert und schnell kommt die Frage auf: „Ist dies gerade noch Traum oder doch die Realität?“

Mirza Metin, der Autor dieses Monologs, lebt seit zwei Jahren im Rheinland und arbeitet unter anderem auch als Autor für das Fringe Ensemble. Sein neustes Stück ist ein Monolog, das mit den Assoziationen des altgriechischen Symbols Ouroboros spielt, einer sich in den eigenen Schwanz beißenden Schlange.

Das Kreissymbol verkörpert wiederkehrende natürliche Zyklen, Tod und Wiedergeburt; Autarkie und Selbstzerstörung. Es ist ein geschlossenes System, das sich selbst genügt und aus dem es kein Entkommen gibt. Der Protagonist lernt Menschen kennen, die ihm absurd ähneln und ihm zugleich zu verfolgen scheinen. Er sucht die Sicherheit bei Behörden und checkt in Hotels ein, die eigentlich gar nicht existieren. Unwissenheit und Ängste wirken wie Brandbeschleuniger und Spiegelungen in einer Geschichte, in der alle Sicherheiten schwinden und jene Auslöser nur noch zu potenzieren scheinen. Langsam vermischen sich die Ebenen des Unbewussten und Bewussten und führen zu einem Strudel von Ängsten, Handlungen und Meinungen. Rhinozeros ist längst Ali geworden und eine Verbindung zur Wirklichkeit ist hergestellt.Geschickt spielt Metin damit, wie sich die Ebenen des Unbewusste und des Bewussten sich beeinflussen und in einen Strudel von Ängsten, Handlungen und Meinungen führen.

  • Info: „Ouroboros, Theater im Ballsaal, Frongasse 9, Premiere 12. März, auch am 13. und 14. März sowie 2. und 3. April, je 20 Uhr
 Frank Heuel ist Protagonist in „Ouroboros“

Frank Heuel ist Protagonist in „Ouroboros“

Foto: Claudia Grönemeyer

Caribou kommt mit neuem Album im Gepäck

Dr. Dan Snaith? „Das klingt in meinen Ohren irgendwie komisch“. Daniel Victor Snaith – knapp 42 Jahre alt, geboren in der kanadischen Provinz Ontario, doch seit vielen Jahren in London zu Hause – besitzt zwar einen Doktortitel in Mathematik, aber benutzt hat er den noch nie. „Es ist auch wirklich nicht so, dass ich mich zur Entspannung hinsetze und eine knifflige Problematik zu lösen versuche“, sagt ein sehr gesprächiger Snaith beim Interview im Büro seiner Berliner Plattenfirma. „Ohnehin habe ich abstrakte, pure Mathematik studiert, also etwas, das man im Gegensatz zum Beispiel zu Statistik im täglichen Leben nie wieder braucht.“

Und so stieg Snaith bereits vor vielen Jahren aus dem akademischen Elfenbeinturm hinab in die Clubs und Hallen der Welt, um die Menschen dort mit seiner geistreichen elektronischen Musik zu beglücken. Mit seinem Hauptprojekt Caribou hat er soeben ein neues Album veröffentlicht. „Suddenly“ heißt es, und ist das erste seit mehr als fünf Jahren. Das Besondere an den zwölf Songs und sozusagen Caribous Alleinstellungsmerkmal: Ja, man kann dazu trinken und tanzen und toben. Aber man kann sich ebenso gut einfach hin- und die Kopfhörer aufsetzen und zuhören, was Caribou hier in knapp zweijähriger, detailverliebter Arbeit im Kellerstudio seines Hauses zusammengebaut hat. „Einen übergeordneten Plan gab es nicht“, sagt Dan. „Aber ich wusste, was ich nicht wollte.“ Nämlich noch stromlinienförmigere Songs aufzunehmen wie jene seines 2014 erschienenen Albums „Our Love“, mit dem er, anschließend an das bereits erfolgreiche „Swim“ (2010), endgültig in der obersten Schublade der weltweit angesagtesten Dance-Pop-Electro-Acts gelandet war. „In meiner Selbstwahrnehmung bin ich immer noch eher ein Außenseiter, und sicher kein Festival-Headliner. Ich bewundere den Kollegen, aber ich bin kein David Guetta, und ich will auch keiner werden.“ Statt die Stücke weiter zu verwässern, hat Snaith sie nun also verdichtet.

Überhaupt ist „Suddenly“ ist eine sehr familiäre, persönliche Platte. Während im Garten – nur zwanzig Bahnminuten vom Zentrum Londons entfernt – Snaiths Töchter (drei und und acht Jahre alt) auf dem Trampolin toben, verbrachte er die Tage mit kompositorischer Heimarbeit. „Meine älteste Tochter stürmt nach der Schule meist sofort runter, um zu hören, was ich mache. Die Kleine sitzt am liebsten in meinem Regiestuhl.“

Während Caribou fast drei Jahre lang nicht tourte, kam es zu privaten Umwälzungen, die auch „Suddenly“ geprägt haben. Eine Scheidung sowie eine „besorgniserregende Gesundheitskrise“ in der Familie wollten verarbeitet werden. Am nächsten ran lässt Caribou die Hörer auf „You And I“. „Der Bruder meiner Frau ist gestoben, und das ist ein Lied über Eltern geworden, die ihr Kind verlieren und damit zurechtkommen müssen. Meine Schwiegereltern sind 80 Jahre alt, und nun ist es auch Aufgabe von meiner Frau und mir, die beiden zu unterstützen. Die Rolle des Kümmerers ist für mich neu, aber ich habe festgestellt, dass ich ein Mensch mit einer beruhigenden Begabung bin. Jemand, an den andere sich anlehnen und auf den sie sich verlassen können.“

  • Info: Das Album „Suddenly“ ist gerade erschienen, Caribou live: 28. April, Köln, E-Werk
 Caribou kommt mit neuer Elektro-Musik im Schlepptau nach Bonn

Caribou kommt mit neuer Elektro-Musik im Schlepptau nach Bonn

Foto: dpa/Thomas Neukum

Hochkarätige Autoren bei der Lit.Cologne und bei Lit-Cologne.Kids für die kleinen Bücherwürmer

In Köln gibt es mehr Kneipen als Eisdielen, doch die Idee zu einer der erfolgreichsten Veranstaltungsreihen der Domstadt wurde tatsächlich in einem Eissalon geboren. Die Bücherfreunde Werner Köhler und Rainer Osnowski hatten im Jahr 2000 die Eingebung, ein Literaturfestival auf die Beine zu stellen. Ein Name war schnell gefunden, und ein Publikum ebenfalls. Zu den 65 Veranstaltungen der ersten Lit.Cologne im März 2001 kamen 30 000 Besucher. Und es wurden immer mehr – Besucher und Termine. Die 20. Ausgabe (10.-21.3.) wartet mit mehr als 200 Veranstaltungen an verschiedenen Schauplätzen auf. Zum Konzept zählt auch die Lit.Kid.Cologne für kleine Bücherwürmer.

Man sollte sich rechtzeitig mit dem Thema befassen, denn viele Termine sind schnell ausverkauft. Zur Jubiläumsausgabe kommen die polnische Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk, die amerikanischen Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Strout und die Kultautorin Donna Leon. Weitere Gäste sind: Joachim Meyerhoff, Mario Vargas Llosa, Nick Hornby, Herta Müller, Richard David Precht, Peter Wohlleben, Matthias Brandt, Sebastian Fitzek, Joschka Fischer, Sibylle Berg und Martin Suter.

Die perfekte Kandidatin (Kinotipp)

Die Zufahrt zur Notaufnahme ist unpassierbar. Deshalb will sich Krankenhausärztin Maryam für eine Baumaßnahme einsetzen. Dafür kandidiert sie für den Vorsitz im Gemeinderat. Ihre Schwestern unterstützen sie eifrig, der Vater bleibt unentschlossen und die Männer generell lehnen Maryams Vorhaben rundweg ab. Die Emanzipation in Saudi-Arabien treibt sanfte Blüten in dieser milde giftigen Satire auf Mannes- und Standesdünkel im Königreich. Der neue Film der ersten saudischen Filmemacherin richtet sich primär an europäisches Publikum, das aber sehr unterhaltsam und mit viel Herz in der Botschaft.(mie)

Start: Ab Donnerstag, 12. März, in den Kinos

 Die perfekte Kandidatin ist der GA-Kinotipp in dieser Woche

Die perfekte Kandidatin ist der GA-Kinotipp in dieser Woche

Foto: Verleih

Wilde Jahre mit der Wiener Band Wanda im Palladium

Sehr wahrscheinlich könnte man mit Marco Michael Wanda, der vor 32 Jahren als Michael Marco Fitzthum in Wien zur Welt kam, auch eine halbe Stunde ausschließlich über das Rauchen sprechen. Wanda qualmt wirklich mit Inbrunst. Er hockt mit Gitarrist Manuel Christoph Poppe in einer Kneipe in Berlin-Kreuzberg. „In Wien erreicht uns das Rauchverbot jetzt auch“, sagt Wanda mit großer Lakonie. Die beiden Musiker, die mit ihrer 2012 in Wien gegründeten Band und den  Alben „Amore“, „Bussi“ und „Niente“ so ziemlich das beste waren, was dem hiesigen Rock’n’Roll in den letzten Jahren passiert ist, sind hier, um über ihr neues Album „Ciao!“ zu berichten.

Es ist ihr bisher wohl abwechslungsreichstes geworden. Nach der Durchschnaufplatte „Niente“ widmet sich das Quintett nun wieder ganz dem Rock’n’Roll, und das gelingt ihnen so beseelt und selbstverständlich wie derzeit wohl kaum einer anderen Band im deutschsprachigen Raum. Wer dabei stets mitschwingt in einem Wanda-Stück: John, Paul, George und Ringo. „Ohne die Beatles gäbe es uns nicht“, sagt Marco Wanda. „Die Beatles sind die beste Band aller Zeiten. Ich höre sie seit meiner Kindheit, oft mit Kopfhörern.“

Im Song „Der Erste der aufwacht“ singt Marco Wanda, es sei „spannend, dass diese Welt noch steht“. Ein bemerkenswerter Satz von einer Rockband, die bislang nicht durch politische Inhalte hervorgetreten war. Wie Wanda das meint? Versöhnlich. „Uns wird permanent eingeredet, dass der Graben zwischen links und rechts so groß geworden ist. Ich sehe das nicht. Ich stehe vor tausenden von Menschen, die sich in den Armen liegen, lachen und weinen.“ Das Gerede von Auseinanderdriften der Welt sei ein Schmarrn. „Nur: Wenn man das allen zu lange einredet, kann es eine selbsterfüllende Prophezeiung werden.“

Wanda-Konzerte seien große, fast hippiemäßige Umarmungsorgien. „Wir fragen die Menschen nicht nach ihrem Parteibuch. Zu uns darf jeder kommen und ich glaube schon, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Denk- und Lebensweisen bei uns einfinden. Das ist auch gut so.“

Poppe kommt auch mal zu Wort. Er berichtet, dass man das neue Album in einem kleinen Ort an der österreichisch-tschechischen Grenze aufgenommen habe. In den Pausen habe man mit den Jungs aus dem Dorf Fußball gespielt. Wanda schwärmt von Lionel Messi und dem FC Bayern München. Wusste man gar nicht, dass diese Burschen, die sich bei Bandgründung quasi gegenseitig aus dem Wiener Kneipensumpf gezogen haben, so sportlich sind. Doch tatsächlich. „Wir leben mittlerweile gesünder“, sagt Wanda.

Der Sänger glaubt, dass die relative Ruhe nach den rasanten Anfangsjahren der Band sehr gutgetan habe. „Es war wichtig, dass wir mit ‚Niente‘ etwas Tempo rausnahmen. Hätten wir in der Geschwindigkeit wie am Anfang weiter getourt, wäre irgendwann einer von uns tot umgefallen.“ Diese Sorge hatte man 2015, 2016, als Wanda mit „Amore“ und „Bussi“ einen echten Orkan im musikalisch angestaubten Österreich entfachte, noch nicht. „Das waren wilde Jahre. Alles ging so schnell. Am Anfang kamen zehn Leute, dann 100, dann 10 000. Was wir in den vergangenen fünf Jahren erlebt haben, war wirklich unglaublich und schlicht der Wahnsinn.“

„Ciao!“ ist erneut ein italienischer Titel, und auch ein mehrdeutiger. Das Wörtchen kann „Hallo“ heißen, aber auch „Tschüss“. Und auf dem Cover winkt die Truppe fröhlich von einem Schiff. Dass man sich in Bälde aus dem Staub macht, steht eher nicht zu befürchten. Marco Michael Wanda: „Wir gehen nicht weg. Ich würde gern so lange wie es geht Rock’n’Roll mit dieser Band machen. Ich habe das starke Bedürfnis, die Musik mit den Menschen zu teilen und jeden Abend eins zu werden mit tausenden von Körpern und Seelen.“ (Steffen Rüth)

 Am 13. März gibt es eine Kostprobe der Wilden Jahre mit der Wiener Band Wanda im Palladium.

Am 13. März gibt es eine Kostprobe der Wilden Jahre mit der Wiener Band Wanda im Palladium.

Foto: picture alliance/dpa/Fabian Nitschmann

4-tägige Reise im „Musikfrachter“ von Bonn nach Wien

Ein Schiff wird kommen zu huldigen dem größten Sohn unserer Stadt. Der „BTHVN2020 Musikfrachter“ macht vom 12. bis 15. März in Bonn Station. Es ist die erste von 13 Haltestellen, die das früher als MS Wissenschaft bekannte Motorschiff bis Mitte April ansteuern wird. Ziel ist Wien, Start natürlich im Geburtsort von Ludwig van Beethoven. Der viertägige Aufenthalt des 100 Meter langen und zehn Meter breiten Musikfrachters startet mit einer feierlichen Schiffstaufe mit Generalmusikdirektor Dirk Kaftan und Malte Boecker, Geschäftsführer der Beethoven-Jubiläums-Gesellschaft. Natürlich gibt es auf dem Schiff in Bonn einige Konzerte, schließlich ist ja auch das Beethoven-Orchester mit eingebunden. Aber es gibt auch Tanz-Aufführungen oder eine After-Show-Party mit besonderen Überraschungen. Workshops wie „Upcycling Beethoven“ und „Create your own Beat Machine“ klingen spannend, ebenso die „Lebende Bibliothek“ der Caritas. Ein Besuch auf dem besonderen Bo(o)tschafter des Jubiläums lohnt sich auf jeden Fall, am besten mit musikbegeisterten Pänz. Klar machen zum Entern! (Redaktionstipp von Sascha Stienen)

  • Info: BTHVN 2020 Musikfrachter, 12. bis 15. März, Anleger der Bonner Personenschifffahrt & Feenstra GmbH am Erzbergerufer in Bonn. Programm und weitere Informationen unter www.musikfrachter.de

Wandel vom Mann zur glamourösen Diva Loco Flanel

Die Verwandlung vom Mann zur Frau beginnt mit einem Klebestift. Die Härchen der Augenbrauen von Knut Vanmarcke dürfen nicht mehr abstehen, um sie überschminken zu können. Fast zwei Stunden lang muss der Schauspieler vor dem Spiegel ausharren. Erst wenn als Letztes die Lippen rot geschminkt sind, geht er ganz in seiner Rolle auf: Er ist Loco Flanel – die schillerndste Lichtgestalt in Malentes Theaterpalast, die bei der Wiederaufnahme von „Divas“ weltfrauischen Glamour versprühen will und dabei Songs von Diana Ross und Tina Turner singt.

Loco trat im vergangenen Frühjahr erstmals in Erscheinung. „Sie schlummerte aber schon lange in mir drin, sie ist mein Alter(s)-Ego“, sagt Knut. Maskenbildnerin Veronika Bente bekam inspirierende Fotos, um die Figur zusammen mit ihm zu entwickeln und über die Monate auch zu verändern. „Statt Silberglitzer hat sie nun Augenlider in Regenbogenfarben“, sagt sie beim Schminken. Wegen der Bühnenscheinwerfer ist alles ein bisschen greller als im wahren Leben. Die neuen Augenbrauen werden dann „gefühlt zehn Zentimeter höher aufgemalt“, sagt Knut. „Das verändert den Menschen total. Das ist die größte Verwandlung.“ Zweitgrößte sind die paar Spritzer Chanel Mademoiselle Coco, denn dieser bemerkenswerte Duft sagt einem lange noch: Loco war da. Ihre Tante hat einmal gesagt: „Sprüh es Dir dahin, wo Du geküsst werden willst.“

Als waschechte Beuelerin träumt Loco immer schon davon, Wäscherprinzessin zu werden. Doch bald schon zog die Tochter des französisch-belgischen Diplomatenehepaars Florence und Camillo Flanel nach Bad Godesberg. „Sie wurde Galionsfigur der Rheinschifffahrt. Das war ein harter Job“, erzählt über seine Grande Dame. „Dann ging es nach Nevada. Bei Siegrid und Roy hat sie die Karten abgerissen und dabei ihr Showtalent entdeckt.“ Kein Wunder, dass sie in Las Vegas bald als zersägte Jungfrau (mit 30 Jahren) von sich reden machte. Oder war sie doch die Dame ohne Unterleib, wie sich Knuts Ehemann Dirk Voßberg-Vanmarcke zu erinnern glaubt?

Als Botschafterin des Rheinlands eröffnete Loco am Strip eine Reibekuchenbude, „denn das kann ich“, wie die Blondine selbst sagt. „Die habe ich heute noch, komme aber extra für den Karneval und die Shows nach Bonn und bringe internationales Flair in die Stadt.“ Mit ihren Stöckelschuhen und den langen Beinen bis zum Lichtschalter ist sie auf dem Teppich geblieben, gibt sich immer volksnah. Loco ist Single aus Leidenschaft. Und obwohl man übers Alter eigentlich nicht spricht, gibt sie sich auch da ganz offen: „47 Jahre und elf Monate“. Loco freut sich auf die „Divas“-Revue mit viel Gesang, Federn, Strass und vier neuen Tänzern – aus Südafrika, Brasilien, Italien und Hildesheim. Dirk moderiert den Abend, kommt als Hildegard Knef und lässt auch noch mal Lagerfeld vom Himmel runterschweben.

Realität und Fiktion vermischen sich: Bei ihrer Hochzeit in Las Vegas haben die Theaterpalastchefs Loco kennengelernt. „Das ist ‘ne ganz Nette“, sagt Dirk, doch die Auftritte auf der Bühne seien eher eine Geschäftsbeziehung. „Aber eine gute. Loco lockt die Leute an.“ Knut könne sich derweil zu Hause um alles kümmern, was liegen geblieben ist. „Die Show hat er selbst leiderr noch nie gesehen “

Privat würde er nicht als Dragqueen über die Straße laufen. „Ich bin immer froh, ein Mann zu sein“, sagt der Bonner. Doch seine Leidenschaft für Frauenrollen hat sich schon früh in der Kindheit entwickelt. „Da habe ich hohe Schuhe getragen und mich verkleidet.“ Knut baute einen Vorhang auf und präsentierte der Familie an Sonntagnachmittagen seine eigene Show. Er hält still, als Veronika und Praktikantin Marie ihm die langen Wimpern ankleben. Dann der letzte Strich über die Lippen. Locos Lächeln strahlt: „Die Bonner werden noch viel von mir hören und sehen.“ (Richard Bongartz)

  • Info: „Divas“, Malentes Theaterpalast, Godesberger Allee 69, 4. März bis 5. April, theaterpalast.de
 Für Malente „Divas“ wandelt sich Knut Vanmarcke binnen zwei Stunden in die glamouröse Loco Flanel.

Für Malente „Divas“ wandelt sich Knut Vanmarcke binnen zwei Stunden in die glamouröse Loco Flanel.

Foto: Barbara Frommann

Nils Kercher kommt mit seiner Band in die Harmonie

Kann man den Regen riechen? Aber ja – und am besten im Frühjahr und Sommer. Kann man dann auch das Unbenennbare mit einem Namen versehen? Vielleicht wäre das sogar möglich, aber aus welchem Grund? Der in Bonn lebende Multiinstrumentalist und Songwriter Nils Kercher jedenfalls hat die Suche nach griffigen Bezeichnungen für seine Musik längst aufgegeben. So reichhaltig an Einflüssen, kulturellen Referenzen, persönlichen Geschichten und tiefgreifenden Ideen, dass selbst jede Aneinanderreihung von Begriffen nur einen Teil der enthaltenen Spurenelemente abdecken könnte. Wenn er sein neues und nunmehr viertes Album „Can You Smell The Rain“ beschreiben soll, dann würde er mit einer Überraschung beginnen: „Denn es geht überraschenderweise auch für mich selbst in eine neue Richtung.“ Wo seine Kompositionen früher noch hörbar mehr weltmusikalische Anklänge hatte – Kercher selbst hat sein Ausbildung zu einem großen teil in Westafrika erhalten – geht es diesmal mehr in Richtung Singer-Songwriter, mit Pop- und natürlich auch Weltmusik Elementen. Die Kora, ein uraltes westafrikanisches Saiteninstrument, das etwas salopp als Mischung aus Harfe und Laute beschrieben werden könnte, spielt aber zweifelsohne auch diesmal mit hinein.

Wer mit Kerchers Musik schon ein wenig vertraut ist, der wird auch wissen, dass „Can You Smell The Rain“ nicht über Nacht entstanden sein kann. Mit mit wachen, offenen Augen und Ohren durchs Leben zu gehen, braucht seine Zeit, mit seinen Songs Stellung zu beziehen, setzt Voraus. sich zuvor eingehend Gedanken gemacht zu haben. Das Persönliche und das Globale gehen für Kercher Hand in Hand. Mal offenbart sich dies bereits beim ersten Hören, anderes hingegen muss man sacken lassen, um ihm auf den Grund zu kommen. Wobei Kercher keinem Messiaskomplex folgt: „Ich habe keine Mission und will keine bestimmten Nachrichten in die Welt tragen. Ich singe Songs über Dinge, die mich beschäftigen.“ Die nachdenklichen, sehr poetischen und im Detail zuweilen provokanten Texte stammen nicht von ihm selbst, sondern von seiner Lebensgefährtin Kira Kaipainen.

Die Kombination von Klang, Text und einem bestechenden urbanen Groove nimmt den Hörer an der Hand auf eine Reise. Doch Vorsicht vor falschen Erwartungen. Wer das nun voreilig mit Urlaub und Verklärung in Verbindung bringen wollte, wäre bei Kercher ganz und gar falsch. „Can You Smell The Rain“ gewährt der Fantasie des Hörers bewusst jeden freien Raum – eine chillige Reise im klimatisierten All-Inclusive-Bus ist dieses Album aber mitnichten. Der Musiker und seine Texterin, Kercher und Kaipainen, gehen Brennpunkten und Problemzonen der äußeren Welt nicht aus dem Weg. Ohne das wäre der Zugang zu der Tiefen im Innern gewiss auch nicht zu erreichen.

Zu seinem Album-Release-Konzert in der Harmonie bringen Kercher (Lead Vocals, Guitar, Kora) und Kaipainen (Vocals, Percussion) noch ihre Bandkollegen Juliane Küppers (Piano), Vincent Goritzki (Solo Guitars), Modo Bierkamp: (Bass) und Miguel Altamar (Drums, Vocals) mit. (Ulrike Strauch)

  • Info: Nils Kercher & Band, Harmonie, Frongasse 28-30, 5. März, 20 Uhr
 Nils Kercher spielt sein viertes Album „Can you smell the Rain“ am 5. März in der Harmonie.

Nils Kercher spielt sein viertes Album „Can you smell the Rain“ am 5. März in der Harmonie.

Foto: Philippe Ramakers/Intitive Foto/Philippe Ramakers / Intuitive Fo

Comedian Lukas Wandke spricht für Generation WhatsApp auf der Bonner Rheinbühne

Eigentlich steckt er ja selbst mittendrin in dieser Generation zwischen Leistungsdruck, WhatsApp-Emojis und dem unendlichen Streben nach Freiheit und Individualismus. Wahrscheinlich stellt Lukas Wandke genau deshalb auch die richtigen Fragen Fragen. Sucht man lieber den Sinn des Lebens oder die perfekte Netflix-Serie? Antworten darauf gibt es jetzt in seinem ersten Live-Programm „Das L steht für…“ , das er am 5. März auf der Bonner „Rheinbühne“ in der Oxfordstraße zeigt.

Wandke stammt aus Bad Kreuznach, spielte in seiner JugendFußball und schaffte es damit sogar bis in die Jugend-Akademie vom 1. FSV Mainz 05. Nach dem Studium der Medienwirtschaft-in Köln hat er als Redakteur für 1Live Talk, bei RTL und als solcher auf Tour durch Länder wie Namibia, Rumänien, Griechenland oder Italien.

Seit 2016 tritt er regelmäßig als Comedian auf. Er war unter anderem schon zu Gast bei Nightwash, dem Comedy Punch-Club und dem Quatsch-Comedy Club. Wer also gern wissen möchte, wofür das L in seinem Programm denn nun genau steht – er wäre ja durchaus bereit, sich den Bonnern näher zu erklären.

  • Info: Lukas Wandke, „Das L steht für...“ Rheinbühne, Oxfordstraße 20-22, 6. März, 20 Uhr
 Comedian Lukas Wandke

Comedian Lukas Wandke

Foto: Lukas Wandke

Lloyd Cole zeigt sein Gespür für außergewöhnliche Musik

Lloyd Cole: Der Engländer mit dem Gespür für außergewöhnliche Songs ist Philosoph, Musiker und Schriftsteller in einer Person. Was den Cole-Pop ausmacht, können die Zuschauer im Pantheon am 8. März hören. Dort stellter sein neues Album „From Rattlesnake to Guesswork“ vor. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

  • Info: Lloyd Cole im Pantheon-Theater, Siegburger Str. 42, 53229 Bonn, Sonntag, 8. März, Beginn 20 Uhr, Tickets ab 51,90 Euro unter www.bonnticket.de
 Lloyd Cole gibt am 8. März, um 20 Uhr ein Konzert im Pantheon.

Lloyd Cole gibt am 8. März, um 20 Uhr ein Konzert im Pantheon.

Foto: Paul Shoul/PAUL SHOUL

Angst als politisches Instrument

Die Installlation der Angst: Autor Rui Zink hat die Binsenweisheit, dass Angst ein außerordentlich wirksames politisches Instrument ist, in eine rabenschwarze Parabel auf unser wachsendes Sicherheitsbedürfnis in einer unsicheren Welt verwandelt. Die Inszenierung der Satire von Clara Weyde ist am 5., 14. und 18. März in der Werkstatt zu sehen und beginnt um 20 Uhr.

  • Info: Die Installation der Angst auf der Werkstattbühne in der Oper, Rheingasse 1, 53113 Bonn, 5. März bis 24. April, Tickets ab 17,40 Euro unter www.bonnticket.de
 „Die Installation der Angst“, eine Satire von Clara Weyde.

„Die Installation der Angst“, eine Satire von Clara Weyde.

Foto: Thilo Beu

Schauspieler Rolf Mautz liest aus seiner Autobiographie

„Vor der Hacke ist es immer dunkel“: So hat Schauspieler Rolf Mautz, seine Biografie genannt, die von Bad Godesberg einmal quer über die Bühnen dieser Republik zurück in die vertrauten Straßen führt. Gedanken an die Kindheit und Jugend und die Stationen eines abwechslungsreichen Schauspielerlebens wechseln sich ab mit Anekdoten aus der Internats-Zeit, dem Theater und dem Leben überhaupt, garniert mit viel Humor und Nachdenklichkeit Begleitet wird Mautz von dem Musiker, Schauspieler und Kabarettisten Michi Kleiber, (stl)

  • Info: Rolf Mautz liest aus seiner Autobiografie: Kleines Theater, Koblenzer Straße 78, 3. und 12. März, je 20 Uhr
 Schauspieler Rolf Mautz liest aus seiner Autobiographie.

Schauspieler Rolf Mautz liest aus seiner Autobiographie.

Foto: Kleines Theater Bad Godesberg/Kleines Theater Bad Godesbberg

Fotografie der 1920er Jahre im LVR-Museum

Politische Turbulenzen auf der einen – Glamour auf der anderen Seite: Die Jahre zwischen 1918 und 1933 waren eine turbulente Zeit. Und auch sehr innovativ. Russische Avantgarde und Bauhaus revolutionierten das Sehen, und die neue Form der Bildreportage machte die Berliner Illustrierte zum weltweit auflagenstärksten Druckerzeugnis. Themen wie Revolution und Republik, Arbeiterfotografie, Sport, Architektur und Mode und Tanz sowie Zeitschriften, Postkarten, Bildbände, Plakate und ausgewählte Leihgaben öffnen den Blick für die Vielschichtigkeit des Weimarer Alltags – vom hoffnungsvollen Anfang bis zum Untergang 1933.“

  • Verlängert: Fotografie in der Weimarer Republik, LVR-Landesmuseum, Colmnatstraße 14-18, Verlängert bis 23. März 2020
 Hans Bresler: Proletarierin liest die Zeitschrift "Der Arbeiter-Fotograf", 1928.

Hans Bresler: Proletarierin liest die Zeitschrift "Der Arbeiter-Fotograf", 1928.

Foto: Deutsche Fotothek/Hans Bresler

Die Urangst vor dem Alleinsein im Kleinen Theater

Jimmy Porter lebt mit seiner Frau Alison und dem Freund Cliff in einer schäbigen Einzimmerwohnung. Und eben dort hat der britische Dramatiker John Osborne (1929 -– 1994) die Frustration, die Aggressionen und die Hoffnungslosigkeit der Protgonisten seines ersten und zugleich erfolgreichsten Stückes entladen. „ook Back in Anger“ (Blick zurück im Zorn), das noch im naturalistischen Stil verfasst war, wurde am 8. Mai 1956 am Londoner Royal Court Theatre uraufgeführt. John Osborne hat auch Drehbücher verfasst. 1964 wurde er für „Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen“, eine mit Albert Finney verfilme Adaptation des Romans von Henry Fielding aus dem Jahre 1749 mit dem Oscar ausgezeichnet.

Jimmy aus der Mansarde allerdings ist alles andere als ein sanfter Rebell, vielmehr ein ein Revolutionär ohne Revolution, der für seinen eigenen Stillstand bevorzugt andre verantwortlich macht Osborne  zeichnet mit ihn das Psychogramm eines destruktiven und unangenehmen Charakters, der  Alison als „ein Momentum an Gleichgültigkeit“ und Cliff als „ein Stück Niemandsland“ beschimpft. Als Alison ein Kind erwartet, scheint endlich Bewegung in die erstarrten Verhältnisse zu kommen – wenn leider auch nicht unbedingt zum Guten.

Mag Osbornes Stück seinerzeit auch als gesellschaftskritischer Rundumschlag und als Aufschrei der „Jungen Wilden“ gegen das Establishment gesehen worden sein, liegen sein eigentlicher Reiz und seine über die Zeit hinaus weisende Bedeutung aber vor alllem in der Darstellung von Angst . Auch die Inszenierung von Stefan Krause am Kleinen Theater in Bad Godesberg richtet den Fokus auf die Urangst vor dem Alleinsein. Die Musik dazu kommt von Imperial Thunfisch aus Eupen, die in der belgischen Indie-Szene zu Hause sind. (stl)

  • Info: Blick zurück im Zorn, Stück von John Osborne, Kleines Theater Bad Godesberg, Koblenzer Straße 78, Premiere: 4. März, 20 Uhr, weitere Termine unter www.kleinestheater.eu

Mit Emil und den Detektiven durchs Berlin der 1920er Jahre

Emil und die Detektive: Erich Kästners Jugendbuchklassiker führt mitten ins Berlin der 1920er Jahre. Dort kommt am Bahnhof Zoo der zwölfjährige Emil Tischbein an. Genießen kann er die Luft der Großstadt aber mitnichten, denn die 140 Mark, die er seiner Großmutter mitbringen sollte – und die, wie er glaubte, sicher im Futter seines Mantels befestigt waren, sind weg. Auf der Suche nach dem Dieb bekommt er unerwartet Hilfe von Gustav mit der Hupe und dessen Freunden. Wie sie die Täter ausfindig machen, das zeigt die von Andreas Lachnit inszenierte Musicalfassung im Jungen Theater Bonn, die vom 28. Februar an dort wieder auf dem Spielplan steht.

  • Info: Emil und die Detektive, Junges Theater Bonn, Hermannstraße 50, 53225 Bonn, 28. Februar bis 14. Juni, Tickets ab 13,55 Euro unter www.bonnticket.de
 Ab 28. Februar geht es im Jungen Theater Bonn mit Emil und den Detektiven durch das Berlin der 1920er Jahre.

Ab 28. Februar geht es im Jungen Theater Bonn mit Emil und den Detektiven durch das Berlin der 1920er Jahre.

Foto: Thomas Kölsch

Programm im Dottendorfer Ortszentrum

Wie bringt man Leben in sein Veedel? Ganz einfach: Verein gründen, Kultur veranstalten – fertig. In Dottendorf scheint das Konzept zu funktionieren. Im Jahr 2011 gründeten Burghard Mandt und Herbert Kaupert den Bürgerverein, „um das Ortszentrum als Kulturzentrum und Bürgertreffpunkt zu beleben“. Das sei gelungen, sagen die beiden Initiatoren. Am Beispiel der „Dottendorfer Jazznacht“ lässt sich das belegen. Die monatliche Reihe hat sich festgesetzt im Bonner Kulturkalender, die Liste der Künstler wird immer prominenter. Am 20. März ist der Trompeter Nils Wülker zu Gast, geboren in Bonn, wohnhaft in Hamburg.

Wülker tritt im Duo mit dem Gitarristen Arne Jansen auf. Am 24. April ist die Berliner Sängerin Lisa Bassenge zu Gast.

Unter der Dachmarke „DottKult“ sind weitere Veranstaltungsformate im Ortszentrum geplant. Einmal im Monat wollen die Veranstalter ihre Bühne auch Amateurmusikern im Rahmen einer „Offenen Bühne“ zur Verfügung stellen. (Heinz Dietl)

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