Schausteller Hubert Markmann: „Pützchens Markt ist mein Wohnzimmer“

Bonn · Pützchens Markt steht für Lebensfreude, Tradition und Heimat. Jährlich zieht es mehr als eine Million Menschen auf die Marktwiesen. Der Bonner Schausteller Hubert Markmann liefert im Gespräch einen Einblick in die Faszination von Pützchens Markt.

Wie erklären Sie sich den Erfolg und die Beliebtheit von Pützchens Markt?

Hubert Markmann: Diese Kirmes ist für eine Vielzahl von Menschen eine Herzensangelegenheit. Sie haben das Volksfest mit ihren Großeltern schon besucht und gehen heute mit ihren Enkeln nach Pützchen. Der Markt kennt keine Altersgrenzen, verbindet Menschen und macht keinen Unterschied bei der Herkunft seiner Gäste. Kirmes besitzt Integrationskraft auf jeder Ebene der Gesellschaft. Ein Besuch garantiert Stunden der Unbeschwertheit – und genau das macht den Kultstatus aus.

Was bedeutet Pützchens Markt für Sie ganz persönlich?

Markmann: Dieser Jahrmarkt ist mein Wohnzimmer. Ich bereise mit meiner Familie die gesamte Republik und fühle mich auch auf anderen Schauplätzen wohl. Aber Pützchens Markt ist so etwas wie mein Heimspiel, hier kenne ich mich aus, wie kaum ein anderer. Die Pützchener Bürger zu treffen, bedeutet für mich, beste Freunde wiederzusehen.

Welchen Unterschied machen Sie zu anderen Kirmesplätzen aus?

Markmann: Das Miteinander von Anwohnern, Schaustellern und der Stadt Bonn ist einzigartig. So ein Zusammenspiel gibt es nirgendwo anders. Gibt es Probleme, löst man sie gemeinsam. Nur weil die Kommunikation untereinander und das Verständnis füreinander so gut funktionieren, ist Pützchens Markt eine derartige Erfolgsstory.

Was macht für Sie den Flair der Veranstaltung aus?

Markmann: Da gibt es verschiedene Aspekte. Zum einen ist die Stadt Bonn stets bemüht, moderne und atemberaubende Fahrgeschäfte zu verpflichten. Aber auch die nostalgischen Buden und Fahrgeschäfte sowie der feste Platz für den Pluutenmarkt werden berücksichtigt. Und was man von der Wirkung und Anmutung her nicht vergessen darf, sind die vielen Straußenwirtschaften der Vereine und Anwohner.

Jedes Jahr hört man den gleichen Spruch. Pützchens Markt ist der umsatzstärkste Fünf-Tage-Markt Deutschlands. Ist da was dran oder ist es eine Werbefloskel?

Markmann: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Pützchens Markt besitzt eine enorme Wirtschaftskraft für die gesamte Region. Eine Studie des Deutschen Städtetags hat ergeben, dass von den Ausgaben eines jeden Besuchers fast zwei Euro in die jeweilige Stadtkasse fließen. Und da Pützchens Markt jedes Jahr für mindestens eine Million Gäste steht, fließen entsprechende Einnahmen in die Kasse der Stadt Bonn. Welches Wirtschaftsunternehmen in Bonn zahlt in fünf Tagen zwei Millionen Euro Gewerbesteuer?

Verdienen also Schausteller viel Geld?

Markmann: Wenn man seinen Job gut macht, kann man von dem Verdienst seine Familie gut ernähren. Aber Schausteller haben auch einen hohen Kostenaufwand. Die Betriebskosten für mein Fahrgeschäft Octopussy belaufen sich im Jahr auf bis zu 320 000 Euro. Alle fünf Jahre fällt eine große Inspektion an. Dafür muss das Fahrgeschäft komplett auseinander gebaut werden, damit der Tüv alle Details prüfen kann. Wenn ich 20 Kirmesplätze pro Jahr von den Veranstaltern erhalte, dann wirft Octopussy einen guten Gewinn ab.

Und wie viele Standplätze sind es 2017?

Markmann: Für dieses Jahr habe ich 300 Bewerbungen verschickt. Auf 13 Jahrmärkten wird Octopussy vertreten sein.

Woran liegt das? Ist Octopussy nicht mehr gefragt?

Markmann: Nein, das liegt nicht an der Attraktivität des Fahrgeschäfts. Die Konkurrenz ist zum einen groß. Und zum anderen müssen die Zusagen auch zeitlich im Jahreskalender passen. Für Anreise sowie Auf- und Abbau benötige ich einige Tage. Nicht alle Zusagen kann ich deshalb annehmen.

Haben Sie Sorge, dass Pützchens Markt Schauplatz eines terroristischen Anschlags werden könnte?

Markmann: Das Thema Sicherheit spielt schon seit der Loveparade 2010 in Duisburg eine ganz wichtige Rolle. Die Terroranschläge der jüngsten Vergangenheit haben die Situation noch einmal verschärft. Einen möglichen Anschlag auf Pützchens Markt kann man nicht verhindern – weder die Schausteller noch die Polizei. Gemeinsam können wir aber viel dafür tun, um die Gefahr zu reduzieren. Und was das anbelangt, empfinde ich die Arbeit der Bonner Polizei und des städtischen Ordnungsamtes als sehr professionell und weitsichtig. Eine hohe Präsenz von uniformierten Sicherheitskräften verbreitet ein Gefühl der Sicherheit. Straßensperren an den Haupteingängen bieten auch einen größtmöglichen Schutz vor Angriffen mit Lieferwagen.

Sie persönlich fühlen sich also auf Pützchens Markt sicher?

Markmann: Ja, ich vertraue auf die Sicherheitskräfte. Und, da mag jeder zu stehen, wie er will, die heilige Adelheid ist nicht nur Stadtpatronin von Bonn, sondern auch Schutzpatronin von Pützchens Markt. Und Kirmes hat auch ganz viel mit Glaube, Sitte, Heimat zu tun.

Würden Sie Ihren Kindern den Beruf des Schaustellers empfehlen?

Markmann: Mein Sohn ist schon im Geschäft. Er ist die achte Generation. Ich würde aber auch meinen künftigen Enkeln den Beruf ans Herz legen. Und der Grund dafür ist ganz banal: Ich liebe meinen Beruf.

Weitere Informationen zu Pützchens Markt finden Sie unter ga.de/puema.

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