"Ein Augenblick Liebe" Verheiratete Männer sind tabu

Wenn ein Film es schafft, Sophie Marceau und François Cluzet zusammen auf die Leinwand zu bringen, dann ist das im französischen Kino eine sichere Bank. Marceau gilt nicht nur in Frankreich als Inkarnation alterslosen Sex-Appeals, und Cluzet gehört nicht erst seit "Ziemlich beste Freunde" zu den beliebtesten und produktivsten Schauspielern des Landes.

 Marceau gilt nicht nur in Frankreich als Inkarnation alterslosen Sex-Appeals.

Marceau gilt nicht nur in Frankreich als Inkarnation alterslosen Sex-Appeals.

Foto: dpa

In "Ein Augenblick Liebe" spielen die beiden zwei Schwerverliebte, die sich das gemeinsame Glück verwehren. "Verheiratete Männer sind für mich tabu", sagt Elsa zu ihren Freundinnen. Als die erfolgreiche Schriftstellerin und alleinerziehende Mutter den seit 15 Jahren glücklich verheirateten Pierre kennenlernt, gerät ihre Lebensdevise auf den Prüfstand. Aber auch für Pierre kommt eine außereheliche Affäre nicht infrage, und ein wenig ist es auch die beiderseitige moralische Integrität, die die zwei Mittvierziger zueinandertreibt.

Auch wenn Lisa Azuelos ("LOL") in ihrem neuen Film "Ein Augenblick Liebe" die klassische Triebstau-Dramaturgie als romantischen Katalysator fachgerecht in Gebrauch nimmt, verhandelt sie die emotionalen Verstrickungen ihrer Figuren als glaubwürdigen Seelenzwist. Zwischen frischem Herzflimmern und aufrichtigem Treuebedürfnis hin- und hergerissen, werden hier die veränderten Bedingungen des Verliebens zweier Erwachsener unter die Lupe genommen, die mitten im eigenen Leben stehen.

[kein Linktext vorhanden]Die gewohnten Sicherheiten und moralischen Maßstäbe drohen durch die aufkommenden Gefühle auseinander zu brechen. Wie schon in "LOL" überzeugt Azuelos, die hier selbst in der Rolle der potenziell betrogenen Ehefrau auch vor die Kamera tritt, erneut durch eine frische, aus dem urbanen Alltag gegriffene Erzählweise. "Ein Augenblick Liebe" verquirlt die Gewissenskonflikte und Hochgefühle dynamisch miteinander und spielt souverän auf der Klaviatur des Unterhaltungskinos.

Zwischendrin galoppieren die Fantasien der Verliebten davon, denken das Geschehene bruchlos ins Mögliche weiter, um dann am Ende als Tagtraum entlarvt zu werden. Aber auch wenn der Film sein Sujet mit programmatischer Leichtigkeit verhandelt, Marceau und Cluzet ein recht appetitliches Ü 40-Liebespaar abgeben und der Soundtrack anschmiegsam dahinplätschert, stellen sich im romantischen Hüh und Hott auf Dauer dann doch einige dramaturgische Verschleißerscheinungen ein.

Man ist am Ende weniger am Schicksal der Figuren interessiert, als daran, wie sich das Drehbuch im zugespitzten Konflikt zwischen ehelicher Treue und amourösem Innovationsbedürfnis aus der Affäre zieht. Kinopolis, Stern

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort