Totgesagte kämpfen länger

Sylvester Stallone, 60, über "Rocky Balboa", Niederlagen und Schwierigkeiten mit den Kindern

Totgesagte kämpfen länger
Foto: dpa

Zum sechsten Mal ist er jetzt Rocky Balboa, demnächst gibt er zum vierten Mal den Rambo. Mit dem inzwischen sechzigjährigen Hollywoodstar Sylvester Stallone sprach Uwe Mies.

General-Anzeiger: Warum ging Ihre Karriere Ende der 90er Jahre in die Brüche?

Sylvester Stallone: Es war die mangelnde Qualität in der Arbeit. Arnold Schwarzenegger war da immer sehr clever. Er hat immer mit guten Regisseuren gearbeitet, und es waren immer gute Filmverleiher an Bord. Ich machte den Fehler zu glauben, dass der Stoff oder eine Rolle ausreichen, egal wer gerade inszeniert. Und so kam es zu Filmen wie "Daylight", wo das Konzept nicht schlecht war, die Umsetzung aber fürchterlich. Das hat sich leider wiederholt.

GA: Ist der Markt so brutal?

Stallone: Überprüfen Sie sich doch einmal selbst. Wenn Sie einen Maler mögen, und der liefert plötzlich nur noch mindere Arbeit, werden Sie nichts mehr von ihm kaufen. Oder wenn ein Künstler nur noch auf dem Immergleichen Image herumreitet, dann verlieren die Studios das Vertrauen.

Das war bei mir der Fall. Und irgendwann denkt man sich, lieber irgendwas als gar nichts machen. Einiges sahen vielversprechend aus. "Driven" hatte ein ganz passables Drehbuch, aber was dann daraus gemacht wurde und was ich dann noch auf der Leinwand sah, war nur noch ein übles MTV-Videofilmchen. Kein Wunder, dass meine Karriere auf dem Weltmarkt vernichtet war. Mein Rocky-Film erscheint mir dadurch nur umso wertvoller.

GA: Erfolgsrollen aufzuwärmen ist aber nicht unbedingt originell.

Stallone: Machen wir uns nichts vor, das sind die Figuren, für die ich bekannt bin. Die Leute werden mich immer mit Rocky identifizieren. Deshalb hat es mich gewurmt, dass der fünfte Teil so ein schlechter Film war. Er hatte einfach nicht das Herz der anderen Filme. Noch Jahre später wurde ich von Fans darauf angesprochen - und ob ich das nicht mit einem letzten, guten Teil geradebiegen könnte.

Man kann seine Karriere nicht im Blick zurück reparieren. Aber hier war es mir ein echtes Anliegen. Und so nahm das Projekt eines sechsten Rocky-Films Gestalt an. Dann verlor meine Karriere an Tempo, das Leben verstrich, ich hatte Schwierigkeiten mit meinen Kindern. Und mir wurde klar, dass der neue Rocky davon erzählen sollte. Es soll diesmal nicht allein ums Kämpfen gehen.

GA: Ist man nicht müde nach 30 Jahren Action-Dienst?

Stallone: Mich ermüdet es nur, über schlechte Filme zu sprechen. Und davon habe ich ja leider auch schon ein paar vorzuweisen.

GA: Warum machten Sie dann schlechte Filme?

Stallone: Einfach, weil nichts Anderes angeboten wurde. Natürlich hofft man, dass vielleicht ein neuer "Pulp Fiction" darunter ist. Deshalb ist "Rocky Balboa" wie ein kleines Wunder für mich. Der Film lag als Projekt schließlich sieben Jahre in der Warteschleife, weil der Studioboss - ein Mann aus der Casinobranche ohne Filmerfahrung - kein Vertrauen in den Stoff hatte.

Er meinte nur: Rocky ist tot, und Sie sind es auch. Der Film wurde dann aber doch noch gemacht. Ja, weil dieser Studioboss gefeuert wurde. Ein neuer Mann taucht auf, und den treffe ich in einem mexikanischen Restaurant am Silvesterabend. Er fragt mich nach neuen Projekten, ich schicke ihm das Drehbuch, und er lässt es seine Frau lesen. Sie weint Tränen der Rührung, wünscht sich den Stoff als Film. So kam es zu "Rocky Balboa".

(Interview aus dem General-Anzeiger)

[ zurück zur Film-Kritik]

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort