Das Warten hat ein Ende Star Wars: "Das Erwachen der Macht"

Luke Skywalkers Laserschwert schlummert eingemottet in einer Schatztruhe, Han Solos halb-antiker Raumkreuzer „Millennium-Falke“ verrottet im Ödland. Doch man wird beides noch brauchen, denn rund 30 Jahre nach der „Rückkehr der Jedi-Ritter“ werden die Mächte der Finsternis ebenso wieder wachgeküsst wie die Lichtgestalten.

In „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ versucht der „Star Trek“-erprobte Regisseur J.J. Abrams zweierle. Den Recken der ersten Stunde ein Comeback zu verschaffen und das seit 37 Jahren abgespulte Erzählgarn reißfest für eine profitable Zukunft zu machen: Veteranentreffen mit Frischzellenkur.

Letztere besorgt vor allem Daisy Ridley als Rey. Die ebenso hübsche wie schlagfertige Einzelgängerin vom Wüstenplaneten Jakku bewährt sich als Nahkämpferin und tollkühne Pilotin. Amazonen an die Macht oder: Das Weltall wird weiblich.

Rey jedenfalls bietet der „Ersten Ordnung“, einer nordkoreanisch anmutenden Militärdiktatur, trotzig die hübsche Stirn. Und sie bekommt Kampfgenossen: den auf die gute Seite desertierten Finn (John Boyega) sowie Teufelsflieger Poe Dameron (Oscar Isaac).

Abrams und seine Co-Autoren Lawrence Kasdan und Michael Arndt rüsten freilich auch die Gegner auf: Unter der Thronkanzel des monströs verwachsenen Oberschurken Snoke (Andy Serkis) rangeln zwei Nachwuchsfinsterlinge ums Kommando: General Hux (Domhnall Gleeson) sowie Kylo Ren (Adam Driver), dem die Darth-Vader-Rüstung arg auf die Jünglingsschulter drückt.

Dennoch liegt das Böse dank überlegener Feuerkraft im ewigen Duell derart klar in Führung, dass nur noch eine Erleuchtungs-Expedition zum letzten Jedi-Ritter Luke helfen kann.Und hier steigen sie alle zu: Harrison Ford, der sich auch mit verwittertem Gesicht noch Han Solos jungenhaften Desperado-Charme erhalten hat, sein Zottelkumpan Chewbacca, später auch die muttchenhaft gealterte Prinzessin Leia (Carrie Fisher) sowie der noch mehr oder minder funktionstüchtige Maschinenpark um R2-D2 und C-3PO.

Besonders Fords lässiges Charisma würzt augenblicklich die bis dahin eher routiniert servierte galaktische Schlachtplatte. Lässige Scherze aus der Hüfte, außerdem ironisches Fingerhakeln mit Rey und ein wehmütiges Wiedersehen mit Leia.

Schweres Traumgepäck im Psychorucksack

Ohnehin packt Episode VII den Helden schweres Traumagepäck in den Psychorucksack. Allen voran Kylo, dem ans Satanische verlorenen Sohn von Leia und Han, die ihn partout aus dem Dunkel zurückzerren wollen.„Star Wars“ wollte ja immer alles zugleich sein: kraftvolles Märchen, Tragödie mit Shakespeare'schem Familienfluchfaktor, tricktechnische Leistungsschau und Tummelplatz skurriler Roboter (und späterer Kinderzimmer-Bewohner), deren Club hier durch den allerliebst herumkugelnden und piepsenden BB-8 ergänzt wird.

Abrams ist diesem mythischen Mehrkampf durchaus gewachsen, wobei er vor allem den Weltenbrand-Attacken der „Ersten Ordnung“ apokalyptische Durchschlagskraft gibt. Berstende Sterne, pulverisierte Planeten – Snokes Vasallen machen keine Gefangenen. Daneben fasziniert das Gewusel technisch-tierischer Hybridwesen ebenso wie der Auftritt jener 1000-jährigen Piratin, die das Yoda-Vakuum füllen soll. Und obwohl die digitale Effektflut durch atemberaubende Kulissen schießt, fegt sie die Charaktere nicht hinweg.

Denn das dunkle Herz der Folge pocht kraftvoll in den Generationskonflikten. Reys Elternverlust blitzt zunächst nur schlaglichtartig auf, während Solos überforderter Sohn Kylo vom inneren Kampf zwischen Licht und Finsternis zerrissen zu werden droht.Nach dem Showdown auf schwindelerregender Brücke über einem Höllenschlund wird zwar nichts mehr so sein wie früher. Doch J.J. Abrams ist hier ein virtuoses Kunststück gelungen: Mit dem Andocken an George Lucas' Ur-Trilogie eröffnet er den Sternenkriegern zugleich neue Horizonte.

Das Warten hat sich gelohnt.

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