"Ich.Darf.Nicht.Schlafen" Im Film leidet Nicole Kidman an Amnesie

Jeden Morgen wird Christine Lucas (Nicole Kidman) in ihrem Bett wach und kann sich an nichts erinnern. Nicht an den Ehemann, der neben ihr liegt.

 Was war gestern? Nicole Kidman als Schriftstellerin Christine Lucas.

Was war gestern? Nicole Kidman als Schriftstellerin Christine Lucas.

Foto: Sony Pictures Releasing GmbH

Nicht an die Hochzeit und die glücklichen Tage, welche die Fotos im Bad ihr ins Gedächtnis rufen sollen. Christine leidet an einer seltenen Form der Amnesie. Jede Nacht werden im Schlaf die Erinnerungen an den Vortag gelöscht. Und das schon seit mehr als zehn Jahren. Morgen für Morgen erklärt Ben (Colin Firth) seiner Frau, wer er ist, wo sie sind und von der Krankheit, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.

Jeden Tag kämpft Christine neu gegen die Verzweiflung an, bis das Telefon klingelt und sich ein anderer Mann meldet, der sie zu dem Schrank im Schlafzimmer lotst, wo eine Digitalkamera versteckt ist.

Unter Anleitung von Dr. Nash (Mark Strong) hat Christine ein Videotagebuch angelegt und die Erkenntnisse, die sie hier dokumentiert hat, erzählen davon, dass Ben zumindest nicht die ganze Wahrheit über ihren Zustand preisgegeben hat.

Von Christopher Nolans "Memento" bis hin zu Doug Limans "Die Bourne Identität" gehört die Amnesie zu den Lieblingskrankheitsbildern des Kinos. Der Verlust des Gedächtnisses und die allmähliche Rekonstruktion der Erinnerungen, bieten gute dramaturgische Rahmenbedingungen und sind wie geschaffen für die visuellen Erzählformen des Kinos.

Die grundlegende Verunsicherung, die mit der Amnesie einhergeht, wird in Rowan Joffés "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" von der ersten Szene an deutlich spürbar. Denn was ist ein Mensch schon ohne sein Gedächtnis? Was ist die Gegenwart ohne die Anker der Vergangenheit? Wie kann man einem Menschen vertrauen, ohne sich an ihn zu erinnern?

Das sind existenzielle Fragen, aus denen sich durchaus ein interessanter, lebensphilosophischer Thriller stricken ließe. Aber "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" verspielt nach einer vielversprechenden Exposition sein Potenzial. Zu sehr ist der Film mit der Dynamik des eigenen Plots beschäftigt, um aus dem Kampf um die Erinnerung Bedeutsamkeiten zu entwickeln, die über die bloße Spannungserhaltung hinaus verweisen.

Kidman erforscht zwar mit bewährter Intensität die Leidensfähigkeit einer Frau, die sich tapfer aus ihrer Opferrolle herauskämpft, aber wirklich warm wird man trotz subjektiver Erzählperspektive mit ihrer Figur nicht. "Ich. Kann. Nicht. Schlafen" ist ein Film, der seinen Plot mehr liebt als die Figuren, die ihn antreiben - und das ist auch für einen Thriller keine gesunde Herangehensweise.

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